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Heinz und Anton (letzter Satz):
Bitte erstmal richtig lesen, dann kann man immer noch motzen! Warum unfreundliche Grüße, wenn die Autorin +/- dieselbe Meinung vertritt?
Nett und gleichzeitig seriös von Frau Sezgin, dass sie sich nach den ersten Kommentaren klärend zu Wort gemeldet hat!
Grüße an alle, DP
Im "sich trauen, die Wahrheit zu sagen" sind vor allem die führenden Grünen leider ganz, ganz schlecht.
ZITAT:
"liebe Grüne, (...) manchmal muss man auch das Hirn einschalten und das Herz in die Hand nehmen und sich trauen, die Wahrheit zu sagen."
Insgesamt ein sehr guter, treffender Kommentar!
Es ist nicht tragisch im Schlaf erschossen zu werden? aha
mir hat dieser beitrag gut gefallen. ja - verlegten wie diesen homicid in einen anderen 'kulturkreis', täten wir möglicherweise ganz schnell von ehrenmord sprechen. und uns dabei wahnsinnig gut und überlegen fühlen. und insgeheim dem ex-soldaten eine innere/äußere krise zubilligen, die es verständlich macht, dass er erst seine Petra mitnimmt und sich sodann selbst richtet.
diese logik ist immer wieder zu beobachten, wenn sich mal wieder eine familientragödie ereignet hat.
verrückt!
Fraz Sezgin hat Recht, wenn sie darauf hinweist, dass es niemanden im Grünen Verein mal für untersuchenswert fand, welche psychischen Probleme hinter einer solchen Tat stehen. Jedem in der Psychiatrie halbwegs vertrautem Menschen ist ziemlich schnell eine affektive psychotische Störung Bastians als Hintergrund aufgefallen.
Wahrscheinlich war es den Grünen damals zu peinlich, zuzugeben, wie menschlich sie schon heruntergekommen sein mussten, dass eine ehemalige Ikone aus ihren Reihen vollstädnig vergessen worden war (Sie wurden ja auch erst 14 Tage später gefunden.)
Die in der Luft liegende Möglichkeit, auch solche Sachen wie Ehrenmorde in diesem Zusammenhang zu nennen,ist evtl. nicht ganz falsch. Meines Wissens gibt es bislang kaum psychiatrische Ansätze, Menschen, die solche Morde begehen, auch zu klassifizieren. Dies wäre sicherlich eine sinnvolle wissenschaftliche Untersuchung mal Wert.
Einige Merkwürdigkeiten in der Berichterstattung:
- die 1. Meldung im Bayerischen Rundfunk sprach von einem Blutbad mit einem Messer. Die Meldung änderte sich bei jeder Wiederholung, bis nach kurzer Zeit die heute gebräuchliche Version ausgestrahlt wurde.
Frage: Warum gibt ein Ermittlungsprofi nach so kurzer Zeit eine so sichere Hergangsbeschreibung?
Es lagen doch noch keine Untersuchungen der Fingerabdrücke und sonstigen Details vor.
Ein solider Beamter hätte im Konjunktiv gesprochen. ("Möglicherweise hat ...")
Ich würde immer noch gerne wissen, wo diese Meldungen herkamen.
(PS.: Verschwörungstheorien: 1. Petra Kelly hatte eine erfolgreiche Sendung bei einem Privatsender. Sie hat sich nicht im Sinne der Macher verbiegen lassen. Die warfen ihr daraufhin "Unprofessionalität" vor, aber sie konnten den nicht ganz billigen Vertrag nicht auflösen.
2. Mich schockt nach wie vor, dass es auch in Europa so etwas gibt:
Link zur Entschließung des Europ.Parlaments:
http://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Gladio_Resolution_EU-Parlament.jpg
Danke @ Bayrischer Rundfunk Hörer Gast!
Solche Mitteilungen wie die Ihren finde ich äußerst wertvoll. Davon, dass erst von Messerstichen berichtet wurde, habe ich sonst noch nirgendwo gelesen. Mich beschlich auch so ein Zweifel, dass dieser Mann seine Frau mal eben so im Schlaf erschossen hat. Es passt nicht zusammen, schon wenn ich die beiden zusammen auf Fotos sehe, kann ich mir nicht vorstellen, dass dieser Mann der Typ für so eine Tat (Mord an der geliebten Frau an seiner Seite) ist.
Eine Gewalttat kann doch gleichwohl auch tragisch sein?
tragisch war das trotzdem!
Es ist eine Schande, dass das Ende von Petra Kelly und Gerd Bastian noch immer im Reich der Glaubensangelegenheiten befindet. Fakt ist: Es gibt bis heute keine plausiblen, gerichtsmedizinischen Beweise für das Geschehen. Unter derart nebulösen Vorzeichen verbietet es sich, einen Kommentar mit dieser Schuldzuweisung zu schreiben. Irgendwo sollte doch wenigstens der Hauch von Journalismus zu vermuten sein, bevor man anfängt, ein solches Gewäsch zu lesen. Ich will nicht wissen, was die Autorin meint, was ich darüber denken soll, ich will Fakten! Wir sollten uns endlich darüber aufregen, dass die Deutungshoheit bis heute nur Kaffeesatzlesern und femininen Geisterbeschwörerinnen überlassen wird. Wie lange hat man sich im Mordfall von Uwe Barschel gegen die These von der Anwesenheit Dritter vor und während des Mordes gesträubt? Jetzt liegen bessere Fakten auf dem Tisch. So treue Weggefährten hatte ich Petra Kelly und Gert Bastian auch gewünscht. Zu verzeichnen ist, dass sich der politische Kurs der Grünen ,nach dem Tod von Petra Kelly und Gert Bastian, in atemberaubender Geschwindigkeit änderte. Nein, daraus werde ich keine Spekulationen herleiten. Dann würde ich mich ja auf das jämmerliche Niveau dieses Artikels begeben!
Unterschiede zwischen Ehrenmord und Familiendrama: Ein Ehrenmord wird begangen um die "Ehre" der Familie oder des Einzelnen in einem bestimmten Milieu wiederherzustellen. Sie wird vom sozialen Umfeld und der Familie gebilligt, teilweise wird aktiv dabei mitgewirkt.
Bei einem Familiendrama handelt ein Einzeltäter, seine Motive sind gewöhnlich nicht darin zu sehen, sein Ansehen in der Gesellschaft wiederherzustellen.
In diesem Fall kann man überhaupt keine Aussage darüber treffen, was das nun eigentlich war, aber einen Ehrenmord halte ich für unwahrscheinlich. Da bringen sich die Täter anschließend gewöhnlich nicht selbst um.
Hört also endlich damit auf, ein so genanntes Familiendrama mit einem Ehrenmord gleichsetzen zu wollen. Das ist genauso Schwachsinn wie der Versuch, jedes Familiendrama in einer Familie mit Migrationshintergrund zum Ehrenmord zu erklären.
Noch etwas: "Sie nicht, aber vielleicht die Umstände ihres Todes?" Das Komma sollte doch eigentlich hinter dem "Sie" stehen.
Gerade rief mich die taz an, es habe Leserrückmeldungen gegeben: Schließlich sei Bastian früher ja Soldat, sogar General gewesen. Gewiss. Kellys Erschießung aber vollzog er nicht wie die Mörder Rosa Luxemburgs als Soldat im Dienst, sondern als Ex-Soldat und erklärter Pazifist. Ich weise darauf gern noch mal hin, dass er INSOFERN auch ein (Ex)Soldat genannt werden kann. Der Punkt ist nur: Das ist in diesem Kontext vollkommen irrelevant. Er war ihr Lebenspartner. Wir verharmlosen solche Taten nicht, wenn sie von Soldaten kommen, sondern von Lebenspartnern. Darauf wollte ich hinweisen.
Ein bisschen mehr Recherche wäre da doch angebracht:
Petra Kelly wurde von einem Ex-General erschossen. Die Angabe, dass es kein Soldat gewesen sei, sondern ein Pazifist, stimmt nicht.
Der Mann war im Töten gründlich ausgebildet worden und begeisterte sich schon im Alter von achtzehn Jahren für das Militär.
Er gehörte 39 Jahre aktiv dem Militär an, trat danach in eine vom Mfs finanzierte Gruppe von Generälen bei, und wenige Jahre später erschoss er Petra Kelly.
Bastian einen Pazifisten zu nennen ist ungefähr so wie die Bezeichnung 'Schutzwall' für die Berliner Mauer.
Betr: P. Kelly
Ich finde es auch unsäglich, hier von "tragisch" usw zu faseln, es war mindestens Totschlag durch einen angebl. Pazifisten (woher hatte der seine Waffe??)
vielleicht sogar Mord! Mindestens komisch auch die
krampfhafte Herstellung einer Verbindung zu den
"Kohl-Festwochen" dieser Tage...
mit unfreundlichen Grüße, H. Plehn, 10555 Berlin
Herr Bastian war war also Grüner, Pazifist und gar kämpfte hauptberuflich für den Frieden... vorher hatte er es aber noch ganz nebenbei - nach einem mehrjährigen Kriegseinsatz bei der Wehrmacht (Offizier/Kompaniechef) - zum Generalmajor der Bundeswehr gebracht. Am Ende griff er dann anscheinend doch wieder zur Waffe: mit dem bekannten tragischen Ergebnis. Soviel zum lebenslangen Kampf für den Frieden!
JM
Die Autorin liegt komplett daneben, wenn sie schreibt:
"Bei Kelly führte die Waffe kein Soldat, sondern ein Pazifist."
Generalmajor a.D. Gert Bastian war kein Pazifist, nach seiner Bundewehrkarriere hat er sich zwar gegen den Nato-Doppelbeschluss und Atomwaffen eingesetzt, er war aber nie Pazifist, und hat das auch nie von sich behauptet.
Wenigstens war der Kopf noch dran!
Israels „begrenzte Bodenoffensive“ im Libanon birgt immense Gefahren. Nicht nur Iran steigt in den Krieg ein. Die Welt schaut ohnmächtig zu.
Kommentar Erinnerung an Petra Kelly: Ehrenmord bei den Grünen?
Eine kleine Begriffskunde in Sachen „tragischer Tod“ und die Empfehlung: Sagt einfach die Wahrheit, wenn es um den Tod Petra Kellys geht.
Eine respektvoll gemeinte Anzeige findet sich in der gedruckten taz vom Montag, aufgegeben vom Bundesvorstand Bündnis 90/Die Grünen: „Heute vor 20 Jahren kam Petra Kelly auf tragische Weise ums Leben. Wir gedenken einer großen Kämpferin für eine bessere Welt … Wir werden sie nie vergessen.“
Sie nicht, aber vielleicht die Umstände ihres Todes? Traurig, erschütternd, das war ihr Tod gewiss. Aber das Wörtchen „tragisch“ führt dabei in die falsche Richtung. Es klingt nach Unvermeidlichkeit, nach Umständen, die sich entwickelten, ohne dass jemand etwas dafür konnte, es klingt nach Schicksal. Doch Kellys Tod war Ergebnis einer bewussten Tat, und zwar ihres Lebenspartners.
Ganz genau ließ sich nie klären, was in den letzten Stunden von Kellys Leben geschah, inwieweit die beiden vorher einmal über einen gemeinsamen Tod nachgedacht hatten etc. Aber eines wissen wir: Es gibt keine Absichtserklärung. Es gab keinen Abschiedsbrief. Petra Kelly schlief, und ihr Partner erschoss sie im Schlaf.
„Nicht schießen“, soll Rosa Luxemburg als letztes, vergeblich gesagt haben. Bei Kelly führte die Waffe kein Soldat, sondern ein Pazifist. Und ein Grüner. Ja, es mag weh tun, sich das einzugestehen: Aber auch unter Grünen ist man – frau! – vor Gewalt nicht sicher. Ist sie besser, weil sie von einem begangen wurde, der hauptberuflich für den Frieden kämpfte? Eine Art grünes Familiendrama, ein Ehrenmord? Die Beziehungsstraftat als Herzensangelegenheit?
Ein schönes Kelly-Zitat prangt über der Anzeige: „Wir müssen nicht nur mit dem Intellekt, sondern auch mit dem Herzen handeln.“ Ja, liebe Grüne, das stimmt. Aber manchmal muss man auch das Hirn einschalten und das Herz in die Hand nehmen und sich trauen, die Wahrheit zu sagen. Heute vor zwanzig Jahren wurde Petra Kelly von ihrem Lebensgefährten erschossen. Möge sie in Frieden ruhen.
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Kommentar von
Hilal Sezgin
Autor
Hilal Sezgin studierte Philosophie in Frankfurt am Main und arbeitete mehrere Jahre im Feuilleton der Frankfurter Rundschau. Seit 2007 lebt sie als freie Schriftstellerin und Journalistin in der Lüneburger Heide. Zuletzt von ihr in Buchform: „Nichtstun ist keine Lösung. Politische Verantwortung in Zeiten des Umbruchs.“ DuMont Buchverlag 2017.