Des Konzertsaals teure Haut

PRESTIGEPROJEKT Elbphilharmonie-Baufirma fordert noch sieben Millionen Euro mehr – fürs Erste. Die Stadt will aber alles abwehren. Oder woanders einsparen

Bei vier von sechs bislang ausgeschriebenen Bauabschnitten sind die ursprünglich angesetzten Budgets überzogen worden:

■ Dacheindeckung (1,1 Millionen) und Schlagregendichtigkeit (2,2 Millionen). Beide Posten sollen aus Risikorücklagen finanziert werden, die man durch Kosteneinsparungen an anderer Stelle decken will.

■ Weiße Haut des großen Konzertsaals (6,8 Millionen) sowie Wegeleitsystem (1,4 Millionen). Beides soll aus den Mitteln für Unvorhergesehenes (20 Millionen) bezahlt werden.

Das Problem ist die weiße Haut. Jene Umhüllung des Elbphilharmonie-Konzertsaals, der derzeit im Bau ist und den die Kulturbehörde stets als „weltweit einzigartig“ propagiert. Einzigartig ist auch die Preisentwicklung der vom Architektenbüro Herzog & de Meuron entworfenen Saalhaut: Um satte 6,8 Millionen Euro musste das Budget überzogen werden, weil niemand bereit war, die komplexe Technik für weniger zu installieren.

Abgesehen davon hat Adamanta – die Projektgesellschaft der bauausführenden Firma Hochtief – bereits Nachforderungen von 7,4 Millionen Euro gestellt. Eine bislang nicht näher aufgeschlüsselte Summe, die sich daraus ergibt, dass Adamanta „Detaillierungen“ der Pläne durch die Kulturbehörde als kostspielige Planungsänderungen deutet. Die Stadt bestreitet das. Ein gängiges Machtspiel im Baugewerbe – nur, dass es die Stadt, deren Kostenanteil an der Elbphilharmonie inzwischen bei 323 Millionen Euro liegt, Geld und Image kosten könnte.

Auch die von der Behörde gern heruntergespielten „Baubehinderungsanzeigen“ durch Adamanta könnten noch manche Unbill bergen. Sie entstehen, wenn Planungsunterlagen zu spät eingereicht werden. 40 Anzeigen existierten am 17. 11. 2009; inzwischen sind es 62, wie Heribert Leutner, Chef der städtischen Realisierungesellschaft Rege, am Dienstag vor dem Kulturausschuss einräumte. Man halte sie allerdings sämtlich für unberechtigt. Falls doch nicht, seien aber alle nur denkbaren Mehrkosten gedeckt, schob Kultursenatorin Karin von Welck (parteilos) eilig hinterher.

Das müssen sie auch, hat der Senat weitere Kostensteigerungen des Prestige-Palasts doch ausgeschlossen. Nur einen 20 Millionen Euro schweren Posten für „Unvorhergesehenes“ hat man vorsichtshalber eingestellt. Nach Abzug der bisherigen Budget-Überschreitungen bleiben davon noch 11,8 Millionen. Weiteres will die Stadt durch Risikorücklagen auffangen, die durch „Einsparungen an anderer Stelle“ abzudecken seien – etwa bei Beleuchtung und Kühlung.

Strittig bleibt auch der Zeitplan: Um acht Wochen liegt man derzeit zurück; sollte der Frost andauern, würden es mehr. Von der Fertigstellung des Baus am 30. 11. 2011 war im Kulturausschuss dann auch kaum die Rede. Stattdessen führte die Senatorin die Eröffnung des Konzertsaals im Frühjahr 2012 im Munde – was nicht dasselbe ist: Zwischen Fertigstellung und Eröffnung wird verbindlich ein halbes Jahr Einspielzeit für den diffizil konstruierten Saal gebraucht. PS