Lärm ist nur ein Symptom

Clubs sollen nicht sterben

VON SEBASTIAN PUSCHNER

Eine Änderung des Baurechts soll alte Clubs vor neuen Nachbarn und deren Ruhebedürfnis schützen. Hält dieser rot-schwarze Plan einer rechtlichen Prüfung stand, wäre das immerhin ein Anfang. Wer aber will, dass in Berlin weiter eine lebendige Kultur- und Clubszene wuchern kann, der braucht einen viel umfassenderen Ansatz.

Davon zeugt die Geschichte des Klubs der Republik. Nach lärmbedingter Schließung nehmen seine Macher gerade erneut Anlauf: Eine Immobilienfirma gönnt ihnen 5 Jahre Zwischennutzung auf dem Gelände einer früheren Brauerei in Prenzlauer Berg. Dann dürfte auch hier das Feld für anspruchsvollere Anwohner und ihre Eigentumswohnungen bestellt sein und der Klub wieder schließen.

Ende einer Epoche

Doch die Zahl solcher Brachen ist endlich, das Ende der Epoche alternativer Zwischennutzungen absehbar. Und in Bezirken wie Neukölln, wohin viele Kreative flüchten, sind die Anwohner derzeit noch vielfach alteingesessen. Hier bringt der geplante Bestandsschutz also nichts.

Was Clubs, Proberäume, Galerien und Jugendprojekte in einer boomenden Stadt brauchen, ist eine langfristige Perspektive. Konkret: ein sicherer Ort. Dafür kann eine neue Liegenschaftspolitik sorgen, indem sie landeseigene Flächen in Erbpacht an Nutzer mit kleinem Konto und großer Ausstrahlung überträgt. Das wissen auch die Fachpolitiker in SPD und CDU und haben trotzdem dem Liegenschaftskonzept des Finanzsenators zugestimmt – obwohl dies den nötigen Paradigmenwechsel nicht bringt. So ist Rot-Schwarz weiter damit beschäftigt, durch einzelne Maßnahmen Tatkraft zu simulieren. Der Blick für das große Ganze fehlt.