Großzügige Beihilfe

Radio Bremen ließ TV-Produzenten nach „Fremd–finanzierung“ suchen. Widerstand der Redaktion

Bremen epd ■ Radio Bremen (RB) hat den Auftragsproduzenten der ARD-Vorabendserie „Aus gutem Haus“ 1998 ermächtigt, eine Deckungslücke im Produktionsetat zum Teil mittels einer „Fremdfinanzierung“ zu schließen. Bei Wirtschaftsunternehmen sollten 300.000 D-Mark von einer fehlenden Million besorgt werden, geht aus einem Untersuchungsbericht von RB-Programmdirektor Dirk Hansen hervor. Damit hat ein öffentlich-rechtlicher Sender zum ersten Mal eingeräumt, dass Programmverantwortliche direkt in Absprachen zu Produkt- oder Themen-Placement involviert waren.

Der frühere Fernsehdirektor Rüdiger Hoffmann habe damals auf die Einhaltung der ARD-Richtlinien „Wert gelegt“, aber auch vorgeschlagen, bei der redaktionellen Bewertung von etwaigen Produktionshilfen „großzügig“ zu sein.

Die beauftragte Produktionsfirma TV 60 (München) verhandelte damals mit einer Agentur für Produkt-Placement, die vorliegenden Unterlagen zufolge die Deutsche Post und den Autozubehöranbieter ATU vertrat. Die Agentur Arrangement Group habe dabei unter anderem vorgeschlagen, das Post-Thema „Briefe schreiben“ in die Dialoge der Vorabendserie zu integrieren. Dies sei aber von Seiten der Redaktion abgelehnt worden, hebt Programmdirektor Hansen hervor. Auch eine andere Variante, ein programmbezogenes Gewinnspiel in Kooperation mit der Deutschen Post, sei an dann an Bedenken der ARD gescheitert.

Radio Bremen sei „mit einem blauen Auge“ davongekommen, bewertete RB-Intendant Heinz Glässgen den Untersuchungsbericht. Es sei nicht zu leugnen, dass damals aus einer Finanznot heraus die Absicht eines Themen-Placements bestanden habe. Die von der Agentur gewollte Werbung sei aber am Widerstand der Redaktion gescheitert.