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Wilder Arabica-Kaffee verschwindetKaffetrinker müssen sich umstellen

Der Arabica-Kaffee ist bedroht: Durch die Klimaveränderung werden die kommerziellen Anbaugebiete für die Bohne zerstört.

Kaffee-Ernte in Kolumbien: Auch hier werden vorwiegend Arabica-Sorten angebaut Bild: reuters

BERLIN dapd/taz | Viele Kaffeetrinker werden sich aufgrund des Klimawandels umstellen müssen. In 70 Jahren könnte es weltweit keinen wilden Arabica-Kaffee mehr geben, denn die Klimaveränderung lässt die geeigneten Lebensräume für diese wichtige Pflanzenart rapide verschwinden. Das haben britische und äthiopische Forscher anhand von Verbreitungskarten und Klimamodellen festgestellt.

Demnach gehen im günstigsten Szenario 65 Prozent der bioklimatisch geeigneten Standorte bis zum Jahr 2080 verloren, bei einer nahezu ungebremsten Klimaerwärmung aber werden es fast alle sein.

Der wilde Arabica-Kaffee werde in diesem Fall vollständig aussterben – dies hätte auch dramatische Auswirkungen auf die kommerzielle Kaffeeproduktion, warnen die Forscher im Open-Access-Fachjournal PLoS One.

„Kaffee ist das weltweit beliebteste Getränk und nach Öl die zweithäufigste Handelsware auf dem Weltmarkt“, schreiben Aaron Davis von den Royal Botanic Gardens in Kew und seine Kollegen. Die zu der Pflanzenart Coffea arabica gehörenden Sorten haben einen Anteil von 70 Prozent an der Kaffeeproduktion.

Die Aussicht, dass die Arabica-Wildpflanzen in wenigen Jahrzehnten aussterben könnten, sei besorgniserregend, sagen die Forscher. Denn die kommerziell genutzten Kaffeesorten seien genetisch stark verarmt. Man brauche die Wildpflanzen daher als genetisches Reservoir, um den Kaffee durch Einkreuzungen gegen neu auftretende Schädlinge, Krankheiten oder auch Umweltveränderungen wappnen zu können.

Kaffee wird teurer

Die Studie zeige zudem, dass auch einige kommerzielle Anbaugebiete trotz Bewässerung und anderen Ausgleichsmaßnahmen in Zukunft zu warm werden könnten, um dort weiterhin erfolgreich Arabica-Kaffee zu pflanzen. Eine der Folgen könnte dann auch sein, dass der tägliche Morgenkaffee noch teurer wird.

Der Klimawandel wird sich in einigen Kaffeeregionen aber schon lange vor dem Jahr 2080 bemerkbar machen, wie die Wissenschaftler berichten. Im Südsudan beispielsweise werde es schon 2020 keinen wilden Arabica-Kaffee mehr geben.

Bei einem Besuch dieser Region im April des Jahres habe man bereits erste Vorboten dieser Entwicklung gesehen, berichten die Forscher: Viele Kaffeepflanzen seien krank oder sogar schon abgestorben, neue Keimlinge gebe es kaum noch.

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18 Kommentare

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  • AA
    Alina Alanka

    Der ach so schlechte Klimawandel ist ja für jede Preisanpassung gut. Wird es zu warm, dann steigen die Preise und wenn es zu kalt wird, dann steigen sie auch.

    Alina Alanka

  • DN
    Die Nachbarin

    Schon erstaunlich, was hier in der Leserschaft so an halbgarer Meinung verbraten wird. Nichts davon trifft die Essenz dieser Meldung. - Die meisten werden wahrscheinlich garnicht wissen, wie und über welch langen Zeitaum die Sortenvielfalt für unsere Nahrung entstanden ist und was es bedeutet, dass sie gegenwärtig so rasch erodiert.

  • W
    Wolf

    ....Eine der Folgen könnte dann auch sein, dass der tägliche Morgenkaffee noch teurer wird.....

     

    Es scheinen ja immer noch brennende Themen zu sein, die von der taz aufgegriffen werden.

    Doch wehe man liest dann rein in die Artikel... Ein ums andere Mal wird deutlich, wie unerträglich naiv eure Schreibe zu Themen ist, die tatsächlich ein bisschen mehr als nur die Reproduktion des Widergekäuten der Nachrichtenagentur und etwas oberflächliche Recherchearbeit verlangen und vielleicht sogar eher etwas Hirnschmalz und differenzierte Betrachtung. Ja, ja ich weiß, ihr seid nicht Le Monde Diplomatique.

    Trotzdem meine ich ihr macht es euch zu oft zu einfach, liebe Leute.

     

    Eure Sorge um unsere letzten Cents als Kaffee-Konsumenten in Ehren, ich denke andere Leute, z.B. jene die mit Kaffebohnen aus extensiver Kultur in ihren Gärten ein wichtiges Zubrot haben, haben da wirklich andere Probleme.

  • GR
    gemeiner Reblaus

    "Welt in Angst" Crichton

    Ja ja mal wieder ein medial instrumentiertes Argument die Kaffeepreise zu erhöhen.

     

    "..keinen wilden Arabica-Kaffee mehr geben.." Wird dieser Wilde in Europa verkauft? Defacto nein, ausser wenn der genetische als wilder Arabica gilt.

     

    Vor einiger Zeit wollte ein großer Kaffeeimporteur 400 Gramm Pakete für den Preis eines 500 Gramm Paketes verkaufen.

    Der Verbraucherschutz schlug alarm.

    Heraus kam das die genetisch veränderten Kaffeepflanzen einen deutlich höhere Koffein Konzentration haben. Ähnlich der afghanische Mohn oder Cannabis.

     

    Tchibo konnte die Preiserhöhung nicht durchsetzen.

    Das Schmankerl, nun werden Produkte mit Koffein versetzt und als Haarwuchsmittel propagiert. Zuviel des genmanipulierten Rohstoffes?

    Glaubt irgendjemand das in den Kaffepads Kaffee drinn ist?

    In Joghurt wird/wurde Fischmehl/gelatine strukturell beigemengt.

     

    Viel interessanter wäre doch mal die Frage wie Monsanto ein bio-chemie Terraforming unter dem Deckmäntelchen der militärisch humanitären Hilfe in Afghanistan durchführt. "Save the Seed" Rasaq Qadirie

  • J
    Jimbo

    Koffeintabletten sind eh praktischer, um morgens auf Touren zu kommen, da brauchts keinen Kaffee.

     

    Der Genuss von Kaffee ist eine dermaßene Ressourcenverschwendung und eine Zumutung fürs Klima, dass allein dafür unsere Nachfahren mit Verachtung auf uns herabschauen werden.

  • KJ
    Kaffee Joe

    Danke für den Artikel.

     

    Weil so selten über Klimawandel berichtet wird, haben es die Leugner noch leicht mit populistischen Theorien zu glänzen. Und dann mit dem SUV hunderte Kilometer durch die Republik zu Trommelseminaren zu brausen.

  • RB
    Rainer B.

    Wenn die Klimaveränderung die klassischen Anbaugebiete für die Bohne zerstört, dann entstehen zwangsläufig an anderer Stelle durch die Klimaveränderung neue Anbaugebiete, die nutzbar gemacht werden können.

     

    Geht man weiterhin davon aus, dass Verbrauch und Preise für fossile Brennstoffe weiter so steigen wie bisher, wird es in 30 Jahren z.B. keinen privaten Autoverkehr mehr geben und die Klimaveränderung durch CO2-Ausstoss wird rückläufig sein - vorausgesetzt, es gibt in dieser Zeit keine größeren Vulkanausbrüche, Flächenbrände oder größere Emissionen von Methan in die Atmosphere.

     

    Bis dahin: Have a nice cup of coffee!

  • G
    Gregor

    Da kann ich ja noch mindestens 30 Jahre mit dem Kaffeebecher in der Hand über den Redaktionsflur schlürfen!

    Das Renteneintrittsalter ist bis dahin sowieso utopisch und die durchschnittliche Lebenserwartung hat mich dann dahingerafft. Nachfolgende Generationen trinken nur noch Bubble-Tee ...

    Nachhaltigkeit fängt schon vor dem Kaffeekocher an.

  • P
    Peter

    "Kaffee wird noch teuerer"

     

    Zur Zeit ist der Grosshandelspreis des Arabica wieder fast auf dem Nivau von 1982.

     

    So viel zu der realen Welt.

     

    Ähnlich wie bei den öffentlichkeitssüchtigen Alarmisten, Glaskugelsehern, Angstmanipulatoren und sonstigen Propheten zieht das Nivau mal an und fällt auch wieder ab.

  • KS
    kleiner Spinner

    "Kaffetrinker müssen sich umstellen"

     

    gibt ja noch Indica und Sativa...

  • D
    Detlev

    Kaffee wird immer teurer und die Leute erhalten davon aber nichts. Nachem nun die USA immer intensivere Erfahrungen mit dem Klimawandel machen, gibt's wieder ein wenig Hoffnung, denn bislang weigerte sich die Weltmacht, dieses Problem ernst zu nehmen.

  • D
    Dennis

    Ich finde Kaffee eh viel zu billig, die Preise müssten endlich nach oben gehen damit die Leute sich darüber im klaren werden was sie da trinken! Dann wird auch nicht mehr täglich ne Kanne geleert, sondern nur einmal in der Woche.

  • F
    Fatalfraktal

    Wenn es mit dem Kaffe nix mehr is, dann trink ich halt Espresso.

  • PM
    Peter Meisel

    Sonne, Wind, Wasser und Land sind die begrenzten Ressourcen! Die Vielfalt unseres Lebens hängt ausschliesslich vom Zustand der Natur ab und wie wir sie nutzen ohne sie zu zerstören.

    Der Verbrauch fossiler Energiequelle und der Ressourcen entstammt dem Geist des fossilen Denkens: Wie der Name schon sagt, das Ziel bedeutet Aussterben!

    Die Idiotie der Gier! Dagegen bedeutet Ökologie eine Intelligente Askese.

    "Die Kunst ist nicht, Dinge zu machen, sondern die Bedingungen zu schaffen, unter denen man auf Dinge verzichten kann," (nach Constantin Brancusi 1875 - 1957)

    So könnten wir z.B. auf

    - den Lärm der Autos verzichten und Nahrungsmittel im Tank verbrennen?

    - sowie auf ein Leben nach dem Sprung vom Dach eines Hochhauses, denn es ist in diesem Fall schon 90 Stockwerke gut gegangen?

  • R
    reblek

    "... bei einer nahezu ungebremsten Klimaerwärmung aber werden es fast alle sein." - Na, bravo, weil das Klima nicht etwa eine ebenso abstrakte wie komplexe Größe ist, sondern eine Materie, die mensch auf den Herd stellen kann, ist "Klimaerwärmung" möglich. Wenn es nicht so lächerlich wäre, dass ständig Schreiber(innen) behaupten, das Klima könne "erwärmt" werden - nicht etwa die Erdatmosphäre -, wäre die Aufforderung fällig, mal zu zeigen, wie das funktioniert.

  • R
    robusta-fan

    ziemlicher quatsch die studie...

    zitat:

    "..dass auch einige kommerzielle Anbaugebiete trotz Bewässerung und anderen Ausgleichsmaßnahmen in Zukunft zu warm werden könnten, um dort weiterhin erfolgreich Arabica-Kaffee zu pflanzen...."

     

    verstehe, bis zum jahr 2080 - also mehr als zwei generationen - bleibt natürlich nicht viel zeit, um die arabica-plantagen dorthin zu verlagern, wo die bedinungen es zulassen.

     

    im übrigen kann sich der der geschmack von kaffeekonsumenten innerhalb von 7 tagen ändern. will damit sagen, robusta-kaffees (es gibt sehr gute robustabohnen, so wie es schlechte arabica-bohnen gibt..) aus regenreichen gebieten, ungewaschen aufbereitet übernehmen dann eben die weltkonsumentendominanz.

     

    dies ist natürlich ärgerlich für die kaffee-barone, da robusta annähernd doppel so viel koffein beinhaltet und somit dann natürlich auch weniger konsumiert wird...

  • V
    vic

    Es ist völlig in Ordnung wenn begrenzte Ressourcen teurer werden.

    Auch wenn mich das trifft.

  • E
    emil

    wäre ja möglich, dass die beliebtheit von kaffee in 70 jahren nahe null liegt. für die nutzung der begrenzten ressource wasser gibt es schließlich deutlich bessere wege, als sich tagtäglich diese koffeinbrühe einzuverleiben.