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warum jede faire initiative gleich wieder schlechtreden !?! ein mutiger mensch, eine organisation muss den anfang machen, das war im fairen handel mit kaffee, tee etc nicht anders !
die inovativen entwicklungen auf dem fairen handelsmarkt sind da, wenn es auch ein bisschen flotter gehen könnte. aber wir menschen brauchen leider unsere zeit, um not- wendig- keiten einzusehen...bloß nicht aufgeben !!!
Es ist sicher – schon aus rein finanziellen und logistischen Gründen – nahezu unmöglich, als neuer Hersteller, geschweige denn NGO, sofort ein Massenprodukt auf den Markt zu werfen. Das Schöne am Internet ist aber doch, dass auch kleinere Unternehmungen hohe Wellen schlagen können.
Das betriebswirtschaftliche Argument der großen Smartphonehersteller ist reine Lüge, da nur ein winziger Bruchteil der Herstellungskosten auf den Zusammenbau entfällt. Bei der konfliktfreien und fairen Rohstoffbeschaffung mangelt es derweil vor allem an Infrastruktur. Faire Handys zu produzieren würde die Margen von Samsung, Apple & Co. nur geringfügig verkleinern, zumal sich Fairness hervorragend als zusätzlicher Lifestyle-Faktor vermarkten ließe.
Ich glaube, dass das Fairphone diesen Faktor in den Markt einführen könnte – bislang gibt es ihn ja nicht zu kaufen – und so auch die größeren Hersteller in Zugzwang bringen könnte. Da sehe ich noch keinen Grund für vorzeitigen Pessimismus.
PS: Da Samsung von einem Vorredner in einem Atemzug mit „nachhaltiger Konsum“ genannt wurde, möchte ich noch kurz auf die medial mittlerweile recht gut dokumentierten Verstöße dieser Firma gegen fundamentale Arbeitsrechte und Arbeitssicherheit inklusive tödlicher Unfälle hinweisen. Man lese zum Beispiel den Blog http://stopsamsung.wordpress.com/ . Nicht dass ich glauben würde, dass andere Hersteller da wesentlich besser dastünden.
Ob mein Samsung Blue Earth aus dem Jahr 2009 fair produziert war, entzieht sich meiner Kenntnis bzw. darf bezweifelt werden. Ein Pionier auf dem Gebiet des nachhaltigen Konsums für Smartphones war es allemal: Es wurde zum Großteil aus wiederaufbereiteten PET-Flaschen hergestellt und kann über Solarzellen auf der Rückseite mit Sonnenenergie betrieben werden. Das funktioniert in der Praxis zwar nicht besonders (man muss auf jeden Fall Dosenstrom nachladen) - aber immerhin. Viel verkauft wurde das Blue Earth aber wohl auch nicht (sonst hätte Samsung längst eine neue Version nachgereicht) - schade eigentlich.
Wer für Tesla arbeiten soll, aber stattdessen krank zu Hause ist, bekommt schon mal unangemeldet Besuch von den Chefs. Wundert das noch irgendwen?
Kommentar Fair Phone: Der Wille zum Konsum
Billig und ethisch korrekt, so will das neue Fair Phone sein. Den Umgang der großen Firmen mit der Fairness wird es aber nicht verändern.
Ob die ethisch unkorrekte Produktion sich daran wohl hält? Bild: dpa
Das erste ethisch korrekte Smartphone soll nächstes Jahr auf den Markt kommen. Das ist gut, aber noch lange nicht gut genug. Die sehr begrenzte Auflage von 10.000 Geräten zeigt, dass es sich beim „Fair Phone“ nur um ein Nischenprodukt handelt – mehr Zeichen als echtes Konkurrenzprodukt.
Es ist traurig, dass Anstrengungen um ethisch korrekte Produktionsabläufe offensichtlich nicht mit einer Gewinnorientierung vereinbar sind, die Firmen am Leben hält. Es ist kein unwesentliches Detail, dass das „Fair Phone“ von einer NGO, nämlich der niederländischen „Waag Society“, entwickelt wird. Die Nachricht dahinter lautet: Profit lässt sich mit einem solchen Produkt nicht machen.
Die großen Firmen wie Apple, Samsung, Nokia oder Sony werden sich in puncto Fairness also nicht wesentlich ändern. Druck seitens Gewerkschaften, Forderungen nach korrekten Löhnen und Arbeitsbedingungen wird man auch zukünftig mit dem Argument abschmettern, das Unternehmen könne sich solche Maßnahmen nicht leisten, wenn es auf dem Markt bestehen wolle.
Anna Schwarz
ist freie Autorin der taz.
Auf diesem Argument ruhen sich allerdings bereits zu viele Konzerne aus. Das „Fair Phone“ wird daran nichts ändern. Das dahintersteckende Unternehmen ist zu klein, um spürbar Konsumentenmassen anzuziehen und traditionellen Telefonherstellern das Wasser abzugraben. Entsprechend ist das Ziel Inspiration, nicht Konfrontation.
Das ist eine verpasste Chance. Eine wirksame Drohkulisse der Elektronikindustrie gegenüber wurde nicht geschaffen. Erfolgsgeschichten gibt es durchaus. Der Wille zum ethischen Konsum ist aber vorhanden. Die „Soja-Latte-Fraktion“ ist schon lange kein Randphänomen mehr. Man sollte mehr auf sie bauen.
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Kommentar von
Anna Schwarz
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