Spuren von Anteilnahme

Von der Entführung einer Deutschen im Irak zeigen sich in Berlin nur wenige berührt. Während Islamische Föderation und Kirchen für die 43-Jährige beten, zögern amnesty, Grüne und Frauenliga

VON MATTHIAS LOHRE

In Berlin regt sich wenig öffentliche Anteilnahme am Schicksal der im Irak entführten Archäologin Susanne Osthoff. Während die Geiselhaft der italienischen Journalistin Giuliana Sgrena zu Jahresbeginn Hunderttausende auf die Straßen Roms trieb, bleiben in der deutschen Hauptstadt am achten Tag von Osthoffs Entführung ähnliche Aktionen weitgehend aus.

Einzig die Islamische Föderation in Berlin (IFB) betete gestern öffentlich „anlässlich der Entführung von Frau Susanne Osthoff für den Frieden im Irak und gegen jeglichen Terror“. Mit dabei in der Schöneberger Emir-Sultan-Moschee und in der Sehitlik-Moschee in Tempelhof war Innensenator Ehrhart Körting. Der SPD-Politiker lobte den Einsatz der IFB: „Ich halte dies für ein hervorragendes Zeichen der Muslime in dieser Stadt, eine gemeinsame Abwehrlinie gegen den Terrorismus zu zeigen.“

Das IFB-Engagement hat jedoch Grenzen. Deren Vizepräsident Burhan Kesici sprach sich gegen Demonstrationen aus. Er befürchte, dass sich dort auch Gruppen zu Wort melden könnten, die dem „berechtigten Anliegen nicht dienlich sind“.

Die Evangelische Landeskirche Berlin-Brandenburg verweist auf Andachten in ihren Gemeinden. „Aber wir geben den Pfarrern natürlich nicht vor, wen sie in ihren Fürbitten namentlich erwähnen sollen“, sagt Pressesprecher Markus Bräuer. Demonstrationen oder Aktionen mit anderen sozialen Gruppen planen weder Protestanten noch Katholiken – und verweisen unisono auf mögliche Planungen auf Bundesebene.

Ähnlich hält es amnesty international (ai). Während der Bezirk Berlin-Brandenburg der Menschenrechtsorganisation die Deutschlandzentrale für verantwortlich erklärt, sagt deren Pressesprecher Dawid Bartelt: „Für lokale Aktionen haben die Bezirke weitgehend freie Bahn.“

Wie viele andere wartet auch die Internationale Frauenliga für Frieden und Freiheit (IFFF) mit Sitz in Berlin auf einen Impuls von außen: Einer Aktion anschließen könne sich die IFFF durchaus, sagt deren Geschäftsführerin Anja Witte. Ähnlich klingt das bei den Grünen. „In Berlin sind Solidaritätsaktionen nicht absehbar“, sagt die Landesvorsitzende Almuth Tharan. Aber die könnten ja noch kommen: „Oft hat es einige Zeit gedauert, bis sich Menschen öffentlich mit Entführten solidarisieren.“