Kein Kommentar
: Warum nicht eine Öko-Soap?

Die Medienkonferenz „Fern-Sehen: Zukunftsthema Nachhaltigkeit?“ versuchte, ARD und ZDF in die Umweltpflicht zu nehmen. Die zeigten sich aber nur nachhaltig desinteressiert

Nachhaltigkeit, ein Wort, so sexy wie ein Paar Socken. Aber so wichtig, dass sich ein von der Bundesregierung berufener Rat seit Jahren mit der kosmetischen Aufhübschung und Bekanntmachung des Begriffs beschäftigt. In dieser Woche hatte der „Rat für nachhaltige Entwicklung“ in Zusammenarbeit mit dem Adolf-Grimme-Institut sogar eine ganze Medienkonferenz mit diesem schwierigen Titel gestraft.

JournalistInnen und ReferentInnen mühten sich bei der Konferenz „Fern-Sehen: Zukunftsthema Nachhaltigkeit?“ im Berliner Bundespresseamt darum, sich dem Begriff Nachhaltigkeit anzunähern, ihn zu umkreisen, ihn eventuell sogar zu schnappen und neu zu definieren. Meist vergeblich: Wenn Peter Voß, Intendant des SWR, und Nikolaus Brender, ZDF-Chefredakteur, sich auf dem Podium gegenseitig alberne kleine schwarze Peter in die Schuhe schieben, anstatt zuzugeben, dass sie die größten Chancen auf wirklich nachhaltige Berichterstattung und die positive Verankerung des unbequemen Begriffs in den Köpfen ihrer ZuschauerInnen vergehen lassen, dann endet eine solche Diskussion wieder nur in ärgerlicher Resignation – oder warum nutzen die Öffentlich-Rechtlichen nicht ihre Riesenforen, um beispielsweise bei schlichtweg jedem Wetterbericht auf den vom Menschen verursachten Klimawandel hinzuweisen? Wieso leisten sie sich nicht einen autoreklamefreien Tag in der Woche, an dem sie ihre Vorabendserien stattdessen für Umweltprojektespots unterbrechen? Warum wurde, bemängelte ein hoch dotierter Fernsehautor aus dem Publikum, ein Filmdrehbuch zum Thema Generationenkonflikt (und sind Kinder nicht das Nachhaltigste, was es gibt?) strikt abgelehnt? Weshalb finden solche Themen weiterhin nur in extra Wissenschaftssendungen statt?

Angelika Zahrnt vom Nachhaltigkeitsrat schlug eine Art „Ökohaus 2006“-Dokusoap vor, die anstatt der vielen „Gutshof“-Serien produziert werden könnte, oder die sinnvolle Vermischung von Umweltthemen und Sport – wieso nicht die Quoten einer Sportschau nutzen, um Lebenswichtiges und Zukunftsweisendes an den fußballinteressierten Mann zu bringen?

Aber natürlich kann es sich die festgefahrene deutsche öffentlich-rechtliche Programmstruktur leisten, solcherlei Ideen milde zu belächeln, und leider hatten die VertreterInnen der Privaten die Teilnahme an der Diskussion gleich ganz abgesagt – vielleicht haben die auch keinen öffentlichen Auftrag, aber einen menschlichen haben sie bestimmt. Verändern wird sich also erst mal nichts. Weder nachhaltig noch stante pede. Jenni Zylka