Rackern für Ronaldinho

Immer noch kein Ticket und trotzdem zur WM? Nicht verzweifeln. Auch außerhalb des offiziellen Kartenverkaufs gibt es Möglichkeiten, ins Stadion zu kommen, z. B. als Maskottchen

Männer sind bekanntlich Lebewesen, die Fußballkarten drei Monate im Voraus kaufen und mit den Weihnachtseinkäufen warten bis Heiligabend. Für Männer und Frauen, die kurz vor Weihnachten immer noch kein WM-Ticket haben, wird die Zeit jedoch langsam knapp. Aber noch heißt es: Bälle flach halten. Es gibt noch genau vier Möglichkeiten, ins Stadion zu kommen: mit Optionstickets, mit Karten aus der letzten Vorverkaufsrunde, mit Gewinnspielen – und durch freiwillige Arbeit für das Organisationskomitee (OK).

Ticket auf Option

Wegen der so genannten Optionstickets ist das WM-Organisationskomitee gerade in die Kritik geraten. Der Verbraucherzentrale-Bundesverband (VZBV) reichte dieser Tage Klage gegen die Verkaufsbedingungen dieser Karten ein (siehe Kasten). Die Optionstickets hatte das OK erfunden, um zu verhindern, dass Plätze in den Stadien leer bleiben. Wenn nationale Verbände oder Sponsoren einen Teil ihrer Karten nicht loswerden und kurz vor dem Turnier zurückgeben, würden die begehrten Plätze so leer bleiben wie beim Spiel Deutschland gegen Paraguay bei der WM 2002 in Korea: 14.000 Plätze blieben damals unbesetzt.

Auf 140.000 Tickets, die eigentlich Verbänden und Sponsoren vorbehalten sind, nimmt das OK seit einiger Zeit Bestellungen „auf Option“ entgegen. Maximal vier Karten für bis zu sieben Spiele dürfen geordert werden, jeweils zum Preis des teuersten Spiels. Für die Optionsscheine sind bislang erst 61.000 Anfragen eingegangen, es gibt also noch Möglichkeiten.

Winterschlussverkauf

Zum anderen startet am 12. Dezember die dritte Runde des offiziellen Ticketvorverkaufs. Bis zum 15. Januar können dann über die Internetseite www.fifaworldcup.com Karten bestellt werden. Nach Angaben des OK stehen in diesem Winter 300.000 Tickets zum Verkauf.

„Nach der Endrundenauslosung am 9. Dezember werden die endgültigen Paarungen in den Stadien feststehen“, sagt OK-Vizepräsident Horst R. Schmidt. „Damit haben die Fans aus aller Welt die Chance, zielgerichtet Tickets zu bestellen.“ Weil die Organisatoren erwarten, dass auch dieses Mal die Nachfrage das Angebot bei weitem übersteigt, werden die Karten am 31. Januar unter allen Bestellern ausgelost. „Eine gerechtere Methode gibt es nicht“, sagt Schmidt.

Jobben am Spielfeldrand

Das OK sucht immer noch „Volunteers“ – Freiwillige, auch für den Stadiondienst. Nach Angaben des OK haben sich schon mehrere zehntausend Freiwillige für die verschiedenen Dienste rund um den Megaevent beworben. Gebraucht werden aber nur 15.000.

„Dennoch gibt es noch Chancen, sich bei uns als Volunteer zu bewerben“, sagt Gerd Graus, Presseprecher des OK.

Wer Volunteer werden will, kann sich über das Internetportal der Fifa bewerben. Auswahlgespräche entscheiden dann darüber, welche Bewerber genommen und wo sie eingesetzt werden. Vom Fahrdienst, der Promis vom Flughafen abholt, über den Sicherheitsdienst bis zu dem begehrten Bereich „Turnierorganisation“, der sich um alles rund um den Spielbetrieb kümmert. Also Helfer am Spielfeldrand, während Ronaldinho spielt? Überzogene Erwartungen muss Graus enttäuschen: „Als Stadion-Volunteer ein Spiel über 90 Minuten zu verfolgen halte ich für unmöglich. Dafür hat man viel zu viel zu tun.“

Gewinnspiele

Chancen hat man im Vor-WM-Halbjahr vor allem bei Gewinnspielen. So will beispielsweise der Reifenhersteller Continental im Januar 5.000 Tickets verlosen (Näheres unter www.contisoccerworld.de). Die Fastfoodkette McDonald’s will noch mehr Tickets verschenken. „Wir haben als Sponsor 15.000 Karten zur Verfügung“, sagt Pressesprecherin Martina Augenstein. „Die werden zum überwiegenden Teil über Gewinnspiele an unsere Gäste gegeben.“ Im Januar startet die Restaurantkette das Gewinnspiel „Fußball-Eskorte“: Über „Kreativbewerbungen“ können sich Kinder bewerben, die die Nationalspieler am Anfang des Matches auf den Platz begleiten wollen. In Deutschland werden dafür insgesamt 1.200 Kinder gesucht. Zudem: Auch die Eltern bekommen einen Sitzplatz. Auch 200 Tage vor der WM ist die Lage nicht hoffnungslos. Wie sagte einst Lothar Matthäus: „Wir dürfen jetzt nur nicht den Sand in den Kopf stecken.“ MICHAEL AUST