LESERINNENBRIEFE
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Akteurinnen für den Frieden

■ betr.: „Die Unsichtbaren“, taz vom 8. 3. 13

Von der Jahresvollversammlung der Internationalen Frauenliga für Frieden und Freiheit (wilpf.de), die in München vom 8. bis 10. März 2013 stattfindet, nehmen wir Stellung zu Ihrem Beitrag anlässlich des Internationalen Frauentages am 8. März 2013: Die Vorstellung der unsichtbaren, marginalisierten Frauen finden wir zwar wichtig, wir hätten uns aber gleichzeitig gewünscht, dass Frauen nicht nur als Opfer, sondern auch als wichtige Akteurinnen für den Frieden, für die Gleichstellung, für die Freiheit präsentiert werden. Es gibt genügend gute Beispiele, im kleinen wie auch im großen. So sind unter den 1.000 Friedensfrauen ausreichend Frauen aus Deutschland. Wir verweisen auch auf die Trägerin des alternativen Friedensnobelpreises Monika Hauser von Medica Mondiale. IRMGARD HOFER,

Vorsitzende der IFFF/WILPF, Neuburg

Platz für die Hühner

■ betr.: „Abrüsten im Hühnerstall“, taz vom 9. 3. 13

Im Artikel wird die Frage aufgeworfen, ob ein Betrieb mit 30.000 oder sogar 50.000 Hühner noch Bio sei. Klare Antwort: Ja, wenn die gesetzlichen Bedingungen eingehalten werden. Nicht die Größe des Betriebes ist entscheidend, sondern wie viel Platz das einzelne Huhn hat. Wird gegen die Bedingungen verstoßen und ein Huhn hat weniger Platz als vorgesehen, ist das im Stall mit 50 Hühner genauso ein Skandal wie in einem Stall mit 50.000 Hühnern.

Wie der Autor am Anfang des Artikels selber schreibt, es geht nicht um das Gefühl des Verbrauchers, wie er sich Bio vorstellt, sondern darum, wie Bio gesetzlich definiert ist und ob dem entsprochen wird. Interessieren würde mich viel mehr, wie es die Betriebe jahrelang geschafft haben, durch die Kontrollen zu kommen. Das ist der Skandal, denn hier zeigt sich doch, dass es einen Fehler im System zu geben scheint. Leider lese ich darüber kaum etwas, die Kommentatoren machen leider viel zu oft eine als zu „groß“ empfundene Betriebsgröße dafür verantwortlich.

„Und jetzt noch zu den Genen“: Der Autor erweckt den Eindruck, dass Bioaktivisten nur gerne von eigenen Zuchtlinien und Rassen reden, dann aber doch die gleichen Hühner wie alle einstallen – stellt aber selber im nächsten Satz fest, dass die Tiere „jahrzehntelang“ auf Leistung selektiert wurden. Und ja, tatsächlich ist das ein Problem, und es wird vermutlich genauso auch wieder Jahrzehnte dauern, bis robuste Biorassen gezüchtet sind. Weil es zum einem sehr teuer ist und zum anderen schlicht sehr lange dauert. Hier aber die Biobauern für die „Zuchterfolge“ der konventionellen Landwirtschaft verantwortlich zu machen, halte ich für eine Opfer-zu-Täter-Verdrehung.

ANDREAS HIEKE, Zittau

Schwarze Zahlen sind keine roten

■ betr.: „Lieber keine Zukunft?“, taz vom 9. 3. 13

Harald Welzers Setzung, dass die „Politik in den Modus eines verhängnisvollen Illusionismus“ übergegangen sei, bedarf noch weiterer Argumente als derer der Euro-, Klima- und Finanzkrise. Stimmig scheint auch, dass keine Partei in Deutschland ein Programm besitzt, das den Umbau der Industriegesellschaft erklärt, welches, wie mir scheint, daran liegt, dass dieser Umbauzeitpunkt für viele noch nicht da ist. Dass Welzer die Grünen hier besonders problematisch sieht, ist weniger nachvollziehbar. Immerhin sprechen sie vom „nachhaltigen“ Wachstum, ein Kompromiss sicherlich; dass aber aus dieser Effizienz Gewonnenes sogleich in Mehrproduktion umgesetzt werden wird, scheint mir weder zwangsläufig noch politisch gewollt.

Warum Fritz Kuhns OB-Wahlslogan „Mit grünen Ideen schwarze Zahlen schreiben“ durch Ludwig Erhards Post-Wachstum-Betrachtung gegebenenfalls konterkariert wird, erschließt sich mir nicht. Landläufig sind schwarze Zahlen erst mal keine roten, das heißt keine pekuniären Verluste, was eigentlich gut und solide ist.

Allerdings vermisse ich sowohl bei Harald Welzers Theorien als auch beim Autor Peter Unfried das Einbeziehen des enormen menschlichen Wachstum in den letzten 100 Jahren in ihrer Kritik des wirtschaftliches Wachstums. Wir sind heute sieben Milliarden Menschen und 2050 ca. neun Milliarden auf der Erde, und das alles schon lange auf Kosten der anderen Lebewesen, Ressourcen, Umwelt etc. Ich wage mal die steile und verkürzte Behauptung: Solange die Menschheit so exorbitant wächst, sind alle materiellen Nicht-Wachstum-Debatten ad absurdum geführt. ALBERT REINHARDT, Stralsund

Öffentliche Brutalgewalt

■ betr.. „Erfrischend oldschool“, taz vom 9. 3. 13

Til Schweiger macht’s möglich. Im ARD-Tatort wird nun mit harter Hand und minutenlang abgeschriebenen USA-Verbrechensklischees vorgemacht, wie man öffentliche Brutalgewalt mit Hilfe der Polizei organisiert. Bravo!

Ganz ohne richtige Filmgeschichte, ohne schauspielerisches Engagement oder gar Anspruch eines diesmal extrem nuschelnden Hauptdarstellers, von mehreren Nebenfiguren geradezu an die Wand gespielt. Das meiste im Dunkeln gefilmt, nur vom Mündungsfeuer erhellt, ohne jede Spur von Anspruch an das Publikum. Ganz zu schweigen vom Mitdenken der Krimifreunde.

Millionen waren wohl neugierig – eigentlich hätten jugendliche Zuschauer wegen der Gewaltdarstellungen mit „nicht geeignet“ gewarnt werden müssen – aber auf einen Tatort-ähnlichen Beitrag hat man vergebens gewartet. Den Dschungelcamplieblingen hat’s sicher gefallen. Aber das war bestenfalls was für superharte Videoausleiher aus rechten Kreisen … HERBERT HUBERTUS, Berlin