Rettung aus der Zukunft

AUFENTHALT Geschwister Djeljana und Emran Shaqiri werden nicht ins Kosovo angeschoben: Kreis Göttingen erteilt Duldung – im Vorgriff auf „geplante Gesetzesänderungen“ in Niedersachsen

„Natürlich sind wir froh“

Hans Andreas Rottmann, Arbeitskreis Asyl Göttingen

Der Landkreis Göttingen hat die für morgen geplante Abschiebung eines Geschwisterpaares aus Duderstadt ausgesetzt. Geplante Gesetzesänderungen des Landes Niedersachsen könnten die Grundlage für einen dauerhaften Aufenthalt von Djeljana und Emran Shaqiri schaffen, teilte die Behörde gestern mit. Ursprünglich sollten die beiden bereits am 19. Februar nach Serbien abgeschoben werden. Dazu kam es nicht, weil Djeljana Shaqiri nach einem Suizidversuch seit Mitte Februar in medizinischer Behandlung ist.

Nach Angaben des niedersächsischen Flüchtlingsrates erhalten die Geschwister nun eine Duldung. Sprecher Kai Weber nannte die Hintergründe des Falls erschütternd. Unterstützer demonstrierten gestern Nachmittag auch nach der Wendung der Ereignisse vor dem Verwaltungsgericht Göttingen. „Natürlich sind wir froh, dass die Abschiebung gestoppt wurde“, sagte Hans Andreas Rottmann vom Arbeitskreis Asyl Göttingen. Ziel sei nun, den dauerhaften Aufenthalt der Geschwister Shaqiri zu sichern.

Am Montag hatte Niedersachsens Innenminister Boris Pistorius (SPD) einen Wechsel in der Flüchtlingspolitik des Landes angekündigt. In Hannover hatte er bekräftigt, sich zukünftig für mehr Menschlichkeit einzusetzen. Unter anderem will der Minister Abschiebungen neu regeln und die Härtefallkommission reformieren. Zudem unterstützt er einen Vorstoß Hamburgs im Bundesrat, Flüchtlingen den Weg zu einem Bleiberecht zu erleichtern.

Djeljana Shaqiri ist 1991 im Kosovo geboren und mit ihrer Familie 1993 nach Deutschland gekommen. Seitdem lebt sie in Duderstadt und besucht dort die Berufsschule. Im Sommer könnte sie ihren Abschluss machen. Ihr Bruder Emran ist 1993 in Deutschland geboren. Seine Frau ist schwanger und erwartet im Mai ihr Kind. Aufgrund des seit 23 Jahren unklaren Aufenthaltes litten viele Familienmitglieder unter Schlaflosigkeit und Depressionen.  (epd)