Berlin rückt näher

Die Fußballfrauen des FCR Duisburg siegen im Pokalviertelfinale gegen den HSV – nach Verlängerung

DUISBURG taz ■ Zu einem vom Glück überschäumenden Statement war Fatmire Bajramaj nicht mehr fähig. „Mir fällt nichts ein“, kicherte die 17-jährige Fußballerin des FCR Duisburg in die Mikrophone. Es war wohl die jugendliche Nervosität, die Bajramaj an besseren Aussagen hinderte, denn eigentlich hätte die Türkin, die seit kurzem auch für die deutsche Frauen-Nationalmannschaft spielt, eine Menge zu sagen gehabt. Beim 4:2 (1:1, 2:2)-Erfolg des FCR im DFB-Pokalviertelfinale über den Hamburger SV war sie gestern die überragende Spielerin und sorgte mit zwei verwandelten Elfmetern sowie einer Vorlage dafür, dass die Duisburger weiter vom Cup-Finale in Berlin träumen dürfen.

Für den FCR war es ein wichtiger Sieg. Weil das Endspiel vom Fernsehen live übertragen wird und die Finalisten 60.000 Euro bekommen, hat der Pokal im Frauen-Fußball weiterhin einen wesentlich höheren Stellenwert als die Meisterschaft. „Der Imagegewinn ist enorm“, sagt FCR-Trainer Dietmar Herhaus, der dafür wirbt, dass alle Zuschauer seines Teams die „Schönheiten des Fußballs“ zu sehen bekommen. Herhaus meint damit nicht etwa die Äußerlichkeiten seiner Spielerinnen, sondern Kombinationen und Torszenen.

Gestern durften sich die rund 500 Fans davon ein Bild machen – und auch über die vergebenen Chancen ärgern. Der FCR ging zwar früh durch Bajramajs ersten Strafstoß in Führung (14. Minute), doch Hamburg reichten zwei Unsicherheiten der Duisburger National-Torhüterin Silke Rottenberg, um den Rückstand zu drehen (26., 52.). „Da hatte ich Scheiße an den Fingern“, gab Rottenberg zu. Ihre Mitspielerinnen bügelten die Schwächen aber aus. Während die eigentliche Torschützin vom Dienst, Inka Grings, ein knappes Dutzend bester Möglichkeiten vergab, sprangen Bajramaj und Simone Laudehr in die Bresche: Laudehr erzielte das 2:2 (62.) und holte in der Verlängerung auch den zweiten Elfmeter heraus (94.).

Das Duo steht dabei für die Zukunft des FCR. Seit einiger Zeit stellen die Niederrheinerinnen das halbe Junioren-Nationalteam. Neben Bajramaj, den jeweils 19-jährigen Laudehr, Spielgestalterin Patricia Hanebeck und Jennifer Oster, Torschützin zum 4:2 (98.), preschen weitere Talente bis in die Startformation des Spitzenreiters einer schiefen Bundesliga-Tabelle. Auf Dauer will man dem Abo-Meister FFC Frankfurt, bei dem man nächste Woche antreten muss, auch überflügeln. „Wir nehmen gerne alles mit, brauchen angesichts unserer jungen Mannschaft aber auch Geduld“, meint Herhaus.

Gegen Hamburg war das sichtbar. „Wir waren alle total nervös, bekamen das Match wegen unserer konditionellen Vorteile später aber in den Griff“, sagte Laudehr, die sich auf dem Weg zum Finale in Berlin nicht aufhalten lassen möchte: „Ich will da unbedingt hin, für mich wäre es das erste Mal.“ Herhaus zumindest war gestern schon begeistert. „Mit Spielwitz und Kampfkraft sahen wir alles für einen prickelnden Pokalfight“, sagte der Coach. Von Berlin trennt den FCR nur noch das Halbfinale. Wenn es soweit kommt, sagt Bajramaj vielleicht etwas mehr. Roland Leroi