Aufforderung zum Tanz – Teil II und Schluss

Peter Neururer holt mit Hannover 96 seine ersten Trainerpunkte im Dortmunder Westfalenstadion. Nicht nur die anschließende Tanzeinlage ärgert das Borussenlager. Trainer Bert van Marwijk ist „unglaublich böse“ mit seinem Team

DORTMUND taz ■ Eigentlich wolle er ja nicht mehr tanzen, hatte Peter Neururer im Sommer, nach seinem nicht ganz freiwilligen Abgang beim VfL Bochum, gesagt. Am Samstag erinnerte sich das ehemalige Mitglied der Jungen Union Marl wohl kurz an die Worte seines verstorbenen Parteigängers, Altbundeskanzler Konrad Adenauer: „Was schert mich mein Geschwätz von gestern.“ Hand in Hand mit seinen Spielern hüpfte er vor der Nordtribüne des Westfalenstadions auf und ab. Lautstark untermalt von den Gesängen der rot-schwarz gekleideten Fans. Neururers derzeitiger Club Hannover 96 hatte so eben mit 2:0 gegen Borussia Dortmund gewonnen und dem bekennenden Schalke-Mitglied die ersten Punkte seiner Trainerlaufbahn im Dortmunder Westfalenstadion geschenkt.

„Ich kann meine und will meine Herkunft gar nicht verleugnen. Von daher ist es etwas ganz besonderes, in Dortmund zu gewinnen“, sagte Neururer nach dem Spiel. Steven Cherundolo (16.) und Christoph Dabrowski (85.) hatten den Sieg der Hannoveraner möglich gemacht. Sieben Punkte aus den ersten drei Spielen. Dennoch versuchte der Fußballlehrer die Leistung seines Teams zu relativieren: „Eine überzeugende Leistung sieht anders aus, dann kontrolliert man den Gegner“, so Neururer. Doch dann platzte es aus ihm heraus: Nicht einen einzigen Punkt habe er hier in bisher sieben Spielen als Trainer gewonnen. Man könne also von einem „historischen Sieg“ sprechen. „Historisch“, da war sie also wieder die Neururersche Bescheidenheit. Und es ging weiter: „Nur gut, dass das Stadion in Signal Iduna Park unbenannt wurde. Den alten Namen konnte ich nicht leiden.“

Die Dortmunder Fans hätten auf derartige Äußerungen liebend gerne verzichtet. Als Schalke-Mitglied und ehemaliger Trainer des VfL Bochum genießt der mentale Ruhrpottler nicht gerade die größten Sympathien im schwarz-gelben Umfeld: Neururer wurde mit Pfiffen begrüßt, ein Transparent spielte auf seine Tanzkünste an.

Doch nach dem Spiel waren andere Themen wichtiger. „Ich bin unglaublich böse“, sagte Dortmunds Trainer Bert van Marwijk. „Man kann Fehler machen – aber nicht solche, wie wir sie heute gemacht haben.“ Er monierte dabei vor allem den fahrlässigen Querpass vor dem 0:1 von David Odonkor am eigenen 16er. In der Folge wirkte sein Team, anders als bei den zuletzt erfolgreich herausgespielten Siegen gegen Berlin und in Nürnberg, völlig verunsichert. Doch weder die lange Liste mit Ausfällen, auf der kurz vor dem Anpfiff zu allem Überfluss auch noch der Name Sebastian Kehl (Magen-Darm-Infekt) auftauchte, noch das erneut geringe Durchschnittsalter seiner Anfangself (24,1 Jahre) wollte der BVB-Coach als Ausrede gelten lassen: „Davon will ich nichts hören.“ Die Presse-Konferenz hätte er am liebsten vorzeitig beendet.

Gut, dass wenigstens Peter Neururer für etwas gute Laune sorgte. Oder doch nicht: „Neururer tanzt nicht mehr – Ende aus. Das Kapitel ist abgeschlossen. Wir wollen versuchen, auf seriöse Art und Weise Punkte einzufahren“, ließ er die Journalisten wissen. HOLGER PAULER