: Editorial
Wir wollen Sie gar nicht lange aufhalten. So viel nur vorab: Mit diesen Büchern des Frühjahrs können Sie locker über den Sommer kommen.
Darunter gibt es in der Belletristik herausragende Debüts wie die auf den ersten Blick höchst unterschiedlichen, dafür gleichermaßen kompliziert-verstrickten Familiengeschichten von Peter Buwalda und Taiye Selasi oder die eindringliche Schilderung der Kriegsgräuel, die Kevin C. Powers als US-amerikanischer Soldat im Irak am eigenen Leib erfahren musste.
Wie man andererseits die Erschütterungen der Finanzkrise als Vorlage für große, intelligente und sogar witzige Literatur nutzen kann, zeigt Sascha Reh in seinem zweiten Roman. Des Weiteren ist von Roberto Bolaño ein unvollendetes, aber keinesfalls unvollständiges Romanfragment zu begrüßen. Ebenfalls sehr gefreut haben wir uns über die Fortsetzung von Joachim Meyerhoffs Zyklus „Alle Toten fliegen hoch“.
Unter den Neuübersetzungen ist uns Upton Sinclairs Kapitalismusklassiker „Öl!“ aufgefallen. Und mit David Wagner und Lisa Kränzler sind zwei hochverdiente Anwärter auf den Preis der Leipziger Buchmesse vertreten.
Die politischen Bücher finden Sie in dieser literataz ab Seite 8. Dass auch das Küssen eine Geschichte hat oder dass bestimmte Gefühle etwas mit dem Aufstieg des Kapitalismus zu tun haben, das sind zwei sehr überraschende Gesichtspunkte bei der Erklärung gesellschaftlicher Aspekte, mit denen uns die Bücher von Alexandre Lacroix und Ute Frevert überrascht haben. Auch überrascht hat uns Shereen El Feki mit ihrem Buch über das Liebesleben in der arabischen Welt.
Und wir haben das neue Büchlein von Michael Hardt und Toni Negri gelesen, zwei der wichtigsten Intellektuellen unserer Zeit, deren Arbeit wir in der taz über die letzten Jahre kritisch begleitet haben. Im April jährt sich der Aufstand im Warschauer Ghetto zum 70. Mal. Zu diesem Anlass lohnt es, das Vermächtnis eines seiner Anführer, Marek Edelman, zu lesen, der eindringlich über die Liebe spricht, darüber, wie sie sich über all die Gräuel zu erheben imstande war. Und das ist noch längst nicht alles.
TIM CASPAR BOEHME, TANIA MARTINI
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen