Filme aus dem Archiv – frisch gesichtet

LARS PENNING

Der Großvater des Schweizer Regisseurs Markus Imhoof betrieb Imkerei in gar nicht so kleinem Stil, denn er besaß eine Fabrik für Obstkonserven und benötigte die Bienen zum Bestäuben der Obstbaumblüten. Doch zwischen dem Familienbetrieb und den Industrie-Imkern, die Imhoof für seine Bienen-Dokumentation „More Than Honey“ in den USA aufgesucht hat, liegen Welten: Wochenlang karren Großimker ihre Bienenvölker auf Trucks quer durchs Land, wo erschreckend endlose Monokulturen ihrer Bestäubung harren. Es summt und brummt: „The sound of freshly printed money“, lacht da der Großimker. Doch trotz des emsigen Summens: Gesund ist hier gar nichts mehr. Halb betäubt durch die Pflanzengifte taumeln die Bienen durch die Gegend, am Ende bleiben Berge von Tierkadavern zurück. Ein durch Pestizide geschwächtes Immunsystem und Parasiten machen der Honigbiene den Garaus im Namen des Geldes. Filmemacher Imhoof beleuchtet jedoch nicht nur den unauflöslichen Gegensatz zwischen Natur und gnadenloser Gewinnmaximierung, er folgt dem Insekt, seiner Biologie und Stellung in der Natur. Die Bilder faszinieren, der Film bleibt dabei ebenso undidaktisch wie eindringlich. (14. 3.–20. 3. Filmrauschpalast; 15. 3.–20. 3. Sputnik 2; 17. 3. Filmtheater am Friedrichshain)

Schaut man sich heute die offen nationalsozialistisch geprägten Propagandafilme an, wundert man sich nicht selten, wie plump und dramaturgisch inkompetent oftmals versucht wurde, dem Publikum die völkische Botschaft unterzujubeln. Ganz und gar nicht inkompetent ist jedoch Hans Steinhoffs Jugenddrama „Hitlerjunge Quex“, 1933 einer der ersten offen faschistischen Filme nach der Machtübernahme der Nazis: In der Geschichte des Jungen Heini Völker, der liebend gern der Hitlerjugend beitreten möchte, greift Steinhoff nämlich auf Strukturen und Bildsprache des proletarischen Films der Weimarer Republik zurück, um das Leben von Heinis Familie im Arbeitermilieu zu zeichnen und dem Konflikt Heinis mit seinem kommunistischen Vater einen realistischen Touch zu verleihen. Die Mischung aus Generationskonflikt, Ideologiestreit und heftigem Melodrama wirkt nach wie vor sehr geschickt. (19. 3. Zeughauskino)

Das Filmmuseum Potsdam schließt aufgrund einer Erneuerung der Brandschutzanlagen seine Pforten, zum vorläufigen Abschied spielt man – bietet sich schließlich an – „The Last Picture Show“ (1971), Peter Bogdanovich’ düsteres Porträt einer Jugend in einer texanischen Kleinstadt der 1950er Jahre. So verzweifelt wie die Protagonisten im Film muss man die Lage jedoch nicht sehen – das Filmmuseum macht ja wieder auf, voraussichtlich im Frühjahr 2014. (19. 3.–20. 3. Filmmuseum Potsdam)