Rund ums runde Leder

FUSSBALLFILME Bereits zum zehnten Mal findet das 11mm-Filmfestival in diesem Jahr statt – zum Jubiläum kürt man den „besten Fußballfilm aller Zeiten“ und zeigt die Klassiker des jungen Genres

Das Festival hat es geschafft, das ramponierte Image von Sport- und Fußballfilmen zu verbessern

VON JENS UTHOFF

Manchmal genügen wenige Worte, um die Faszination dieser großartigen Sportart auf den Punkt zu bringen: „Fußball, verdammte Hölle!“, sagte Manchester-Trainer Alex Ferguson nach dem Last-Minute-Sieg in der Champions League 1999 gegen die Bayern. Jeder Fan weiß um diese Hölle. Um aber die Relevanz der Sportart und das gesellschaftliche Potenzial, das in ihr liegt, zu ergründen, braucht es mehr als nur zwei, drei Worte.

Bewegte Bilder zum Beispiel. Die gibt es in Berlin in den kommenden Tagen en masse zu sehen: Das 11mm-Fußballfilmfestival erlebt vom heutigen Donnerstag an bis zum kommenden Dienstag seine zehnte Auflage. Insgesamt 48 Filme rund ums runde Leder werden im Babylon Mitte zu sehen sein.

Das Besondere in diesem Jahr: Zum Jubiläum des Filmfests kürt eine Jury den „besten Fußballfilm aller Zeiten“ in den Kategorien Dokumentar- und Spielfilm. Dafür sind 20 Produktionen nominiert – einige hochklassige Filme wie „Football Under Cover“ oder „The Other Chelsea“ werden so erneut zu sehen sein.

Das 11mm-Festival ist in dieser Form einzigartig in Europa und verdient aus zweierlei Gründen besondere Anerkennung: Zum einen hat man es in den bald zehn Jahren geschafft, das ramponierte Image von Sport- und Fußballfilmen zu verbessern. Denkt man an die kommerziell erfolgreichen Produktionen – „Das Wunder von Bern“, „Deutschland – ein Sommermärchen“ –, so mögen diese recht simpel konstruiert sein und wenig Lust auf mehr machen. Schaut man aber etwa nur ein einziges Mal die großartige Dokumentation „Maradona par Kusturica“, wird man vielleicht anders denken.

Zum anderen wird die gesellschaftliche, kulturelle und soziale Relevanz des sportlichen Geschehens vermittelt. Nicht nur, indem man – zum Beispiel in dem Blindenfußball-Film „Die Stille beim Schuss“ – das alltägliche Kicken in unterschiedlichsten gesellschaftlichen Gruppen betrachtet. Sondern auch, indem man mit den Filmen einen anderen Blick auf den Profifußball ermöglicht: „Der ganze Charme des Fußballs kommt in den Spiel- und Dokumentarfilmen so viel besser rüber als in der bierernsten Berichterstattung des Tagesgeschäfts der Fußballligen“, sagt Birger Schmidt, einer der drei Festivalleiter.

Auch dank etlicher Schwerpunktthemen darf man davon ausgehen, dass das 11mm-Festival das hohe Niveau der vergangenen Jahre halten kann. Der Eröffnungsabend etwa wird sich einem anderen Jubiläum widmen: Dem 50. Geburtstag der Fußball-Bundesliga in diesem Jahr. Der ARD-Autor Bernhard Dreiner stellt eine Langfassung seiner aus der Sportschau bekannten „Bundesliga-Historie“ vor. „In der ‚Sportschau‘ geht dieses Format fast immer ein bisschen unter“, sagt Andreas Leimbach-Niaz, einer der Organisatoren, „vielleicht trägt unser Abend ja dazu bei, dass man erkennt, wie viel erzählerischen Wert diese kleinen Produktionen haben.“

Zwei weitere Schwerpunkte werden sich dem Scheitern junger Profispieler im Leistungssport („Schattenseiten des Fußballs“) und dem Thema Spielerberater widmen. Zwei Produktionen zum Handel mit Spielern werden gezeigt, der Spielerberater Jörg Neblung und der ehemalige Torwart der deutschen Nationalmannschaft, Timo Hildebrand, werden zu Gast sein.

Sehenswert wird auch die Deutschlandpremiere des Films „The Lost World Cup“ sein, der brillant mit Fiktion und Wirklichkeit spielt. Zurückgehend auf eine Short Story des argentinischen Schriftstellers Osvaldo Soriano, erzählt der Film den fiktiven Mythos um eine 1942 in Patagonien ausgetragene Weltmeisterschaft während des Zweiten Weltkriegs. Nicht nur der Plot um das Finale der Mapuche-Indianer gegen Nazi-Deutschland ist sehr erhellend.

Eine Deutschlandpremiere wird es auch für den Film „Ladies’ Turn“ geben, der ein erstmals stattfindenden Mädchenfußballturnier im Senegal zum Thema hat. Sicher ist: Wird man sich auch nur einen Bruchteil des Festrivalprogramms zu Gemüte führen, könnte man verstehen, was dieser Ferguson 1999 gemeint hat.

■ 11mm-Fußballfilmfestival: 14.–19. März, Babylon Mitte. Ausstellung „Football Landscapes“ parallel im Oval des Babylons. Programm unter www.11-mm.de