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Reinhard Lakomy ist totDer verzaubernde Märchenonkel

Reinhard Lakomy war ein gestandener DDR-Musiker, doch richtig berühmt wurde er durch sein Kinderhörspiel „Traumzauberbaum“. Nun ist er an Krebs gestorben.

Märchenerfinder mit Erfindungen: Reinhard Lakomy (M) und sein Ensemble Bild: imago/STAR-MEDIA

In seinen späteren Jahren sah Reinhard Lakomy wirklich aus wie ein Märchenonkel. Sein Look war eigentlich immer derselbe: lange Haare, eine Brille und dazu ein gepflegter Schnauzer. Im Alter wurden seine Haare jedoch schlohweiß, was gut zu ihm passte, der zwar gestandener Musiker und Komponist war, dessen erfolgreichste Produktion aber ein Kinderhörspiel wurde: „Der Traumzauberbaum“.

In der DDR kannte jedes Kind die Geschichten rund um die Waldgeister Waldwuffel und Moosmutzel, die den Traumzauberbaum behüten müssen, in dessen bunten Blättern Träume versteckt sind. Das gemeinsam mit seiner Frau Monika Erhardt erarbeitete Hörspiel ging in Serie, 14 CDs sind über die Jahre hinweg erschienen, und aktuell war Lakomy wieder auf großer „Traumzauberbaum“-Tournee, die bis Ende 2014 geht. Und sie geht auch so lang, obwohl Lakomy nun im Alter von 67 Jahren den Folgen seiner Krebserkrankung erlegen ist, gab sein Management bekannt.

Mit Reinhard Lakomy ist eine echte Ostlegende gestorben, deren Kinderhörspiele auch im Westen bekannt waren. Dass Lakomy aber auch ein vielseitiger Musiker war, dessen Karriere als Pianist bei den Jazzmusikern Klaus Lenz und Günther Fischer begonnen hatte, hat sich weniger herumgesprochen. Über 200 Film- und Ballettmusiken hat er geschrieben, nebenbei Schlager für DDR-Stars wie Thomas Lück und Andreas Holm, und selber war er als Sänger von Schlagerrockballaden vor allem in den Siebzigern ziemlich erfolgreich.

Lakomy war ein Star in der DDR, durchaus mit Privilegien, aber er war kein Mitläufer, sondern in allen Belangen widerborstig. Dass er sich dem Schlager widmete, gefiel seinen Jazzfreunden nicht, dass er gegen die Ausbürgerung von Wolf Biermann protestierte, passte den Staatsoberen nicht. Und als er Anfang der Achtziger damit begann, nur noch elektronische Musik zu produzieren, sorgte dies wiederum bei seinen Fans für gehörige Irritationen. Nach der Wende verblasste sein Ruhm, worüber er sich beklagte, was ihm den Vorwurf einbrachte, er sei Ostalgiker. Das war er aber nicht. Er setzte sich für die Linkspartei ein, aber die Mauer wollte er bestimmt nicht zurückhaben.

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11 Kommentare

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  • DH
    D. Hemke

    Reinhard Lakomys Markenzeichen waren nicht seine langen weißen Haare. Als er 1973 mit dem Song „Heute bin ich allein“ Millionen Menschen an den RFT-Geräten begeisterte, hatte er zwar Bart und lange Haare, aber sie waren dunkelblond. Sein Markenzeichen war eher die charakteristische Stimme, mit der er damals wie heute in der meist glatt-gefönten Musik-Szene auffiel. Er hat zu deutschen Texten komponiert und gesungen und sein „Heute bin ich allein“ gehört für mich zu dem schönsten, was über den „Alltag in einer langandauernden Beziehung“ je zu hören war.

  • RA
    ralf ansorge

    liebe frau winkler,dieser reflex von Ihnen ist typisch für so manche foristen hier.immer wenn es in irgendeinem zusammenhang ,sei es auch nur nebenbei wie hier,um linke, muslimische,oder sonstwelche antiwestlichen diktaturen geht kommen leute wie Sie und meinen hier bei uns wäre es doch auch total schlimm.und vieles ist tatsächlich auch schlimm,der entfesselte kapitalismus alles andere als ein segen.

    aber darum ging es hier nicht!!ich habe mir lediglich erlaubt darauf hinzuweisen,daß es bei lakomy auch kritikwürdige verhaltensweisen in der zeit der diktatur gab,mehr nicht.als künstler fand ich ihn zeitweise auch ganz originell,fred gertz hatte ihm ein paar nette texte geschrieben.

  • FV
    Frank van Riesen

    Hier geht es einzig und allein um eine Wertschätzung und Achtung posthum zu der Arbeit eines Künstlers und seine Verdienste um Musik und deren Wirkung auf Menschen und Erfolg, und nicht um politische Ansichten, Gesellschaftsanschauungen oder Gefühlsduseleien.

    Man sollte sich hier an die gebotene "Netiquette" halten und seinen Frust zu "Andersdenkenden" hinunter schlucken....mit solchen Meinungen und Beschimpfungen sind solche Leute meist kleinlaut in ihrem Wohnzimmerchen schon immer verkümmert und haben es nie weit im Leben geschafft, als nur immer zu meckern und bei der Anteilnahme im öffentliche Leben zu Duckmäusern !!!

    R.I.P. ....lieber Reinhard Lakomy und als Berliner lieben wir Dich !

  • SN
    Steffen Neumann

    Liebe Angelika Mann, ich freue mich wie Sie über die Würdigung von Lacky. Für mich war er ein toller Musiker mit wunderbaren Texten, die ich oft meinem Sohn am Bett vorsang. Für manche war er "nervigstes Überbleibsel der DDR"? Das ist doch himmlisch für diese ZeitgenossInnen! Andere träumten von einem Leben ohne echte Sorgen. Und wenn Sie je wieder etwas Unfreundliches aus der selben Richtung hören, rufen Sie den Menschen zu: "Lassen Sie sie durch, sie ist Mutter!".

     

    Steffen Neumann

  • GR
    GÜNTER RÜDIGER - ZIMMERTHEATER STEGLITZ e.V.

    Muß dem Beitrag von ANGELIKA MANN zustimmen! Vielleicht schreibt die ANJA MAIER noch einen Nachruf?

    Mal sehen, wer eines Tages mal "als nervigstes Überbleibsel" der TAZ bezeichnet wird...

    Viele Grüße

    GÜNTER RÜDIGER - www.zimmertheater-steglitz.de

  • AW
    Alexandra Winkler

    Und wie systemkritisch sind Sie, Herr Ansorge?

    Ich meine im Hier und Heute, in diesem, unserem menschenverachtenden Kapitalismus?

    Frau Fischer hat es an nichts gefehlt im bösen Osten und dennoch hat es gar nichts damit zu tun,dass Reinhard Lakomy einfach ein toller Künstler war und zwar jahrzehntelang...

  • BG
    Bernd Goldammer

    Ich mochte ihn sehr und werde ihn deshalb nie vergessen. Daran werden die kleinen Wadenbeißerchen hier nichts ändern. Er war ein großer Künstler und ein wunderbarer Mensch.

  • IF
    in Frieden ruhen

    Ja der Lacky,

    freundlich gegenüber behinderten Menschen - nee, so habe ich ihn nun gar nicht kennen gelernt. Im Gegenteil: arrogant.

    Aber: lassen wir den Toten in seinem Frieden ruhen.

  • AM
    Angelika Mann

    Wie schön, daß er jetzt bei der TAZ doch noch geehrt wird, nachdem Ihre Kollegin Anja Maier ihn als " nervigstes Überbleibsel der DDR " bezeichnet hat.

  • W
    Waldmeister

    Moosmutzel&Waldwuffel...das waren noch Zeiten.

     

    Mal was Nettes am Rande: Sein Lehrer für Mathe&Musik muß wohl mal erwähnt haben, daß Lakomy in ebendiesen Fächern in der Schule die totale Niete gewesen sei.

  • RA
    ralf ansorge

    man sollte leute posthum nicht besser machen als sie waren.er war sich nicht zu blöd nach der flucht von veronika fischer öffentlich über diese herzuziehen.regimekritisch war er jedenfalls nicht.