Eröffnung: Eisiges Anbaden

Das Strandbad Wannsee eröffnet pünktlich am Karfreitag - trotz Schnee. Wenn das nicht deutsche Zuverlässigkeit ist.

Eisiges Vergnügen Bild: dpa

Es ist Karfreitag, und das Strandbad Wannsee eröffnet die Saison - trotz fünf Zentimetern Neuschnee. Manch einer findet das aber gar nicht übel. Etwa das Ehepaar Baron, das, warm eingepackt in Daunenjacken und mit Winterstiefeln, im Strandkorb sitzt. In der Hand halten beide ein Wurstbrötchen. "Wir lieben das Wasser", sagt Frau Baron und ergänzt, der Wannsee erinnere sie an die Ostsee. Dort hat das Paar aus Marzahn vor zwei Jahren Ostern verbracht - damals konnte man aber schon ins Wasser springen und in der Sonne liegen.

Es sind nicht die einzigen BerlinerInnen, die die Neugier in den äußersten Südwesten der Stadt gelockt hat. Auch wenn bei der Eröffnung um zehn Uhr mehr Pressevetreter als Badegäste am Eingang stehen. Das ändert sich im Laufe des Tages, Betriebsleiter Axel Ott hat mitgezählt: Bis 13 Uhr sind es schon rund 350 Besucher.

Damit habe er nicht gerechnet, sagt Ott, er freue sich darüber. Auch darüber, dass er an einem Feiertag arbeiten muss? "Wir sind im öffentlichen Dienst, da machen wir das gerne", sagt Ott und lacht. Es scheint mehr Pragmatismus als Freude zu sein. Vor der Eröffnung habe das Team Schnee gefegt und Treppen eisfrei gemacht, erzählt er: "Das hat mir ein bisschen Sorgen bereitet".

Bislang grundlos - alles läuft nach Plan. Den Kindern wird der Besuch gleich am Eingang mit einem Überraschungsei versüßt. Eigentlich gar nicht nötig, denn es ist wunderschön hier: Das Wasser liegt ruhig im Nebel, und selbst das Knirschen, das entsteht, wenn jemand über den beschneiten Strand läuft, hat etwas Entspanntes. Vor dem Imbiss hingegen hat sich eine lange Schlange gebildet, es gibt Glühwein und Würste. Wer nicht anstehen will, baut Schneemänner, auch solche mit Hasenohren, wie die Patchwork-Familie Gudd-Fron.

Der Abenteuerlustigste unter ihnen ist Lars Gudd: Er traut sich mit Badehose und Mütze ins drei Grad kalte Wasser. Lange hält er es nicht aus: "Ziemlich kalt", sagt er, legt den Arm über den Schneemann und posiert für die Fotografen. Dass ihm die Füße wehtun und der Unterkiefer zittert, davon lässt sich der Triathlon-Athlet nicht unterkriegen. Dreimal hat er schon am Berliner Ironman-Wettkampf teilgenommen, allerdings im Sommer.

Für Betriebsleiter Ott, der seit 43 Jahren am Wannsee arbeitet, ist dieses Osterfest einzigartig: "Schnee hatten wir noch nie." Er denkt noch einmal nach, zieht an seiner Zigarette und sagt: "Anfang der 80er war es ein bisschen verschneit, aber nicht so". Übrigens öffne das Strandbad Wannsee jedes Jahr pünktlich zu Ostern, erklärt er: "Wir sind immer die ersten. Deshalb machen wir es doch".

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