Friesen-Krimis

Menge Gegend: Für seinen zweiten Fall lässt die 1956 in Jever geborene Maeve Carels ihren Kommissar Johannes Papinga seine Tanzprobe unterbrechen. Routinemäßig einen „Haufen Blech“ untersuchend, „in dem sie auf den ersten Blick keine Automarke erkannten“, findet er das titelgebende Amulett. Und einen Fall. In knapp skizzierten Sequenzen verfolgen wir, wie der Autounfall und dessen Verbindung zum Verschwinden eines Mannes vor einigen Jahren den Tageslauf der Kleinstadt gehörig durcheinander bringt. Maeve Carels: Das Amulett des Toten. Reinbek: Rowohlt, 2005.

Hohe See: Nach Küsten- und Inselkrimis hat Sandra Lüpke, Jahrgang 1971, nun einen Schiffsüberführungskrimi geschrieben. Folgerichtig beginnt „Halbmast“ mit einer Karte des Unterlaufs der Ems. Ein Luxusliner auf dem Weg zur Jungfernfahrt. Fotografin Carolin Spinnaker soll das Ereignis in Bildern festhalten. Als zwischen Musterkabine und Maschinenraum ihr Kollege Leif verloren geht, beginnt ein kriminalistisches Kammerspiel. Sandra Lüpkes: Halbmast. Reinbek: Rowohlt, 2005.

Aus Kultur und Gesellschaft: In der Tradition gesellschaftspolitisch engagierter Kriminalliteratur führt Verleger und Autor Gerdes seinen Kommissar Stahnke an die Grenzen brutaler Wirklichkeit. Die kriminalistischen, medialen und ethischen Verwicklungen des „Falls Dutroux“ werden in ein verschwiegenes ostfriesisches Dorf transportiert. Spätestens als sich Spuren ins europäische Ausland und den eigenen Polizeiapparat abzeichnen, ist es mit der lokalkolorierten Geruhsamkeit des Regionalkrimis vorbei. Peter Gerdes: Fürchte die Dunkelheit. Leer: Leda, 2004.

Verschlusssache: Mit letzter Konsequenz vollzieht Nettelbeck einen Einbruchdiebstahl in der COOP-Filiale, Meller Straße 107, Osnabrück, im Jahre 1969 nach. Von der ersten „fernmündlichen Meldung“ bis zur abschließenden Strafanzeige. Auf den anderen gut 800 Seiten zitiert und fantasiert Nettelbeck zur Geschichte der Kriminalwissenschaften. Der Streit um die Erfindung des erkennungsdienstlich verwertbaren Fingerabdruckverfahrens, die Genese der Polizeipsychologie, die öffentlichen Bilder des Kriminalen. Eine beeindruckende, aber leider nur noch antiquarisch erhältliche Archivsuche. Uwe Nettelbeck: Fantômas. Eine Sittengeschichte des Erkennungsdienstes. Salzhausen: Verlag Petra Nettelbeck, 1979.ts