Bedrohtes Viertel

Weg zur Rettung der Häuser Wohlwillstraße 19/23 zeichnet sich ab. Denkmalschützer unter Druck

Im Streit um die abrissbedrohten Häuser Wohlwillstraße 19 und 23 ist das Denkmalschutzamt unter Druck geraten. Heute Abend will das Amt in einer geschlossenen Veranstaltung erläutern, warum es den Abriss für geboten hält und zulassen will, dass ein Stück aus einem fast komplett erhaltenen Wohnquartier des 19. Jahrhunderts herausgebrochen wird. Eingeladen sind die Unterzeichner eines Aufrufs zur Erhaltung der Häuser, darunter Konstantin Kleffel, Präsident der Hamburgischen Architektenkammer, der Berliner Landeskonservator Jörg Haspel und der Kunsthistoriker Hermann Hipp.

Die rund 130 Jahre alten Häuser stehen ohne Pfahlgründung auf teilweise moorigem Untergrund, so dass sie sich verzogen haben. Eine Sanierung wäre nach Schätzung der Stadtentwicklungsgesellschaft Steg weitaus teurer als ein Neubau.

Das gesamte Quartier hat das Denkmalschutzamt selbst als „herausragendes Denkmalensemble der Hamburger Architektur- und Arbeitergeschichte im 19. Jahrhundert“ eingestuft. Gleichzeitig zähle es als frühes Reformquartier zu den wichtigsten Zeugnissen des sozialen Wohnungsbaus überhaupt.

Während eine Sanierung 3,144 Millionen Euro kosten würde, schlügen Abriss und Neubau wohl nur mit 2,869 Millionen zu Buche, sagt der GAL-Bürgerschaftsabgeordnete Claudius Lieven. Zur Deckung dieser Lücke hat sich das Bezirksamt Mitte angeboten, das bereit wäre, mit 50.000 Euro einzuspringen. Außerdem würde sich eventuell die Hermann-Reemtsma-Stiftung beteiligen. GERNOT KNÖDLER