Immer mehr Leute fliegen auf Hamburg

Der Flughafen hat die Rekordmarke von zehn Millionen Passagieren pro Jahr erreicht. Das Wachstum kommt nicht von ungefähr: Für Passagiere auf besonders stark expandierenden Linien bezahlt er Kopfprämien an die Fluggesellschaften

„Auf diesen verfrühten Aprilscherz haben 100.000 von Fluglärm Geplagte gewartet“

von GERNOT KNÖDLER

Es ist eine Frage des Prestiges, aber nicht ausschließlich: Den zehnmillionsten Passagier dieses Jahres hat Wirtschaftssenator Gunnar Uldall (CDU) gestern auf dem Flughafen Fuhlsbüttel begrüßt. Passenderweise einen Wissenschaftler am Max-Planck-Institut und Vielflieger, der mit Präsenten von Flughafen-Geschäftsführer Michael Eggenschwiler beladen nach München abdüste. „Wir freuen uns, nun in die Champions League der europäischen Flughäfen aufzusteigen“, so Eggenschwiler. Doch die Champions League wächst ebenfalls. Um mithalten zu können, bietet „Hamburg Airport“ Rabatte für neue Linien – und Kopfprämien für zusätzliche Passagiere.

Der Konkurrenzkampf unter den Flughäfen ist groß: Neu eingerichteten Verbindungen gewährt Fuhlsbüttel in den Anfangsjahren Rabatte von bis zu 100 Prozent auf die Start-, Lande- und Positionsentgelte. Auf Strecken, deren Passagieraufkommen mit mehr als drei Prozent pro Jahr wächst, zahlt Hamburg Airport außerdem für jeden weiteren Passagier 3,75 Euro.

„Auf diesen verfrühten Aprilscherz haben die mehr als 100.000 tagtäglich vom Fluglärm geplagten Menschen nur gewartet“, ätzt Eberhard von Lany von der Interessengemeinschaft Flugschneise Nord. Wer 31,3 Millionen Euro Gewinn abführen könne, wie die Flughafen Hamburg Gesellschaft (FHG) 2004, könne gut fördern, schimpft Lany. Zur FHG gehören der Flughafen und verschiedene Servicegesellschaften. Die Holding ist zu 51 Prozent im Besitz der Stadt. Rabatte zu gewähren, sei branchenüblich, versichert Flughafen-Sprecherin Stefanie Koall. „Man muss attraktiv bleiben für neue Fluggesellschaften.“

Das scheint ganz gut zu klappen: Eggenschwiler und Co. rechnen bis zum Jahresende mit bis zu 10,6 Millionen Passagieren. Das wären sieben Prozent mehr als im vergangenen Jahr und 29 Prozent mehr als vor zehn Jahren, als in Fuhlsbüttel 8,2 Millionen Fluggäste abgefertigt wurden.

Fuhlsbüttel hat allerdings vom allgemeinen Aufwind der Branche profitiert. 2004 lag das Passagierwachstum mit vier Prozent unter dem Durchschnitt der 19 internationalen deutschen Verkehrsflughäfen von 7,9 Prozent; 2003 hatte Fuhlsbüttel mit einem Wachstum von 6,5 Prozent gegenüber einem Durchschnitt von 3,9 Prozent besser gelegen.

Im laufenden Jahr hat der Airport einige Früchte seines Ausbauprogramms HAM 21 ernten können. Im Mai ist der neue Terminal eins in Betrieb genommen und eine neue Terminal-Vorfahrt fertig gestellt worden. An einem Einkaufszentrum zwischen den Terminals und einem Hotel wird gebaut.

65 Gesellschaften fliegen heute von Fuhlsbüttel aus zu 110 Zielen. Allein mit dem Winterflugplan sind 23 Ziele hinzugekommen, andere dafür weggefallen. Die meisten Fluggäste reisen zu Zielen innerhalb Deutschlands. Besonders stark zugelegt hat Fuhlsbüttel bei Billigfliegern. 63 Prozent der Passagiere reisen privat.

Aus der Perspektive des Senats und der Handelskammer besonders erfreulich sind die neuen Interkontinentalverbindungen nach New York (täglich) und Toronto (wöchentlich), die im Mai eröffnet wurden. Ab März wird außerdem täglich eine Maschine nach Dubai am Persischen Golf starten. Ohne Direktflüge gerade in die USA fürchtet der Senat, im internationalen Wettbewerb der Metropolen abgehängt zu werden. Wer sich mit hohem Einsatz um die Unternehmenszentrale der Bahn bemüht, will nicht Manager damit verschrecken, dass sie auf ihrem Weg nach Übersee in Frankfurt oder London umsteigen müssen.