Blutige Mainacht

Prozess um niedergestochenen BGS-Beamten: Angeklagter mag sich nicht mehr an die Tat erinnern

An die Messerattacke will sich der 21-Jährige nicht mehr erinnern. Sehr betrunken sei er gewesen, sagte Ayhan G. gestern bei Prozesseröffnung wegen versuchten Totschlags vor dem Landgericht. Vorgeworfen wird G., im Mai in der S-Bahnstation Reeperbahn einen BGS-Beamten niedergestochen zu haben. Bei diesem, Timo M., der nur durch eine Notoperation gerettet werden konnte, entschuldigt G. sich: „Es tut mir sehr Leid, was geschehen ist. Ich bin kein brutaler Mensch.“

Timo M. wurde damals zum Opfer, nachdem er einem anderen helfen wollte. Der BGS-Beamte war in jener Nacht privat unterwegs. Auf dem Bahnsteig beobachtete er, wie Ayhan G. mit zwei Freunden einen Mann trat, der betrunken auf einer Bank saß. Er schritt ein, stellte sich zwischen das wehrlose Opfer und seine Angreifer. Es kam zum Streit, schließlich schlug man aufeinander ein. Im Laufe der körperlichen Auseinandersetzung muss Ayhan G. irgendwann das Messer gezogen und zugestochen haben – neun Mal.

Nach Darstellung des Angeklagten war Timo M. der Aggressor: Ayhan G. will den Betrunkenen auf der Bank nur versehentlich getroffen haben, als er mit seinen Freunden scherzhaft rangelte. Timo M. habe ihn deshalb grundlos zur Rede gestellt. Als die Situation eskalierte, habe der 25-jährige M. ihn am Hals gepackt und vor sich her geschoben. „Ich hatte Panik“, sagt G. vor Gericht. Dass er sein Messer zog, will er nicht mitbekommen haben. Das habe er erst in seiner Hand entdeckt, als die Freunde vom Bahnsteig geflüchtet waren.

„Ich war ziemlich besoffen“, sagt der Angeklagte. Auch sein mitbeschuldigter Freund Özker T. berichtete von exzessivem Alkoholkonsum. Timo M. hingegen gibt an, bei seinen Angreifern keine „Ausfallerscheinungen“ gesehen zu haben.

Der Prozess wird fortgesetzt.Elke Spanner