Krise noch nicht überwunden

2010 wird die deutsche Wirtschaft um zwei Prozent wachsen, sagen Konjunkturforscher. Uneinig sind sie jedoch darüber, wie es 2011 weitergeht. DIW übt heftige Kritik an Steuerplänen der Bundesregierung

BERLIN apd/afp | Die Wirtschaft wird nach einer Prognose des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) dieses Jahr und 2011 um jeweils rund 2 Prozent wachsen. Erst Ende 2011 aber werde wieder die Wirtschaftskraft erreicht, die vor Ausbruch der Finanzkrise gemessen worden ist, heißt es in der am Donnerstag in Berlin veröffentlichten Konjunkturprognose.

Damit zeigt sich DIW optimistischer als das gewerkschaftsnahe Institut für Makroökonomie (IMK), das am Tag zuvor seine Prognosen veröffentlicht hatte. Dessen Forscher prognostizieren zwar auch für das laufende Jahr ein Wachstum von 2 Prozent, warnten aber davor, diese Belebung voreilig als endgültige Überwindung der Krise zu interpretieren. Im Verlauf des Jahres werde die wirtschaftliche Dynamik mit Auslaufen der Konjunkturprogramme bereits wieder abnehmen.

Die deutsche Wirtschaft brauche deshalb über das ganze Jahr 2010 noch „dringend“ Unterstützung, erklärte das IMK. Die Politik müsse in Infrastruktur und Bildung investieren, sobald die Impulse aus dem Anfang 2009 aufgelegten Konjunkturpaket II abgeklungen seien.

Auch das DIW hält die weltweite Wirtschaftskrise noch nicht für überwunden: „An den Folgen der Krise werden wir noch lange zu tragen haben“, sagte Präsident Klaus Zimmermann. Erst gegen Ende 2011 werde Deutschland wieder die Wirtschaftskraft von Mitte 2008 erreicht haben. Das entspreche rein rechnerisch mehr als drei Jahren mit Nullwachstum.

Der Konjunkturexperte des DIW, Christian Dreger, kritisierte die Politik der Bundesregierung. Das „Wachstumsbeschleunigungsgesetz“ löse möglicherweise ein Strohfeuer aus, beschleunige aber eher die Verschuldung als das Wachstum. Die Erhöhung des Kindergeldes betrachtet der Experte als Beweis für eine ziel- und konzeptionslose Politik: gezielte Investitionen ins Bildungswesen wären sinnvoller gewesen. Auch weitere Steuersenkungen seien nicht notwendig. Die Belastung der Bürger mit Steuern und Abgaben sinke ohnehin bis 2011 auf 42,5 Prozent und damit auf den niedrigsten Stand seit 2001.