„Wir schaffen 60 Meter“

Meeresforschung Ein wissenschaftlicher Taucher erklärt, worauf es unter Wasser ankommt

■ ist Fischökologe und Leiter des AWI-Zentrums für wissenschaftliches Tauchen auf Helgoland.

taz: Herr Fischer, worin unterscheidet sich das wissenschaftliche vom normalen Tauchen?

Philipp Fischer: Dass man unter Wasser arbeitet, wissenschaftliche Experimente durchführt – das muss man erst lernen. Wir hatten erfahrene Sporttaucher zur Ausbildung, die waren erst sehr reserviert, weil sie dachten, sie könnten schon alles. Hinterher haben die sich bedankt, weil sie so viel Neues gelernt haben.

Was denn?

Vor allem die Koordination eines sehr komplexen Handlungsablaufs. Das Tauchen ist nicht das wesentliche, 50 Prozent der Ausbildung findet deshalb auch auf dem Land statt.

Haben Sie andere Sicherheitsvorkehrungen?

Ja, wir arbeiten grundsätzlich mit einer Signalleine und haben eine Sprechverbindung. Außerdem haben wir immer einen Sicherungstaucher an Bord, der sofort tauchen kann, wenn etwas passiert. Und wir haben einen Einsatzleiter, der alles überwacht.

Wie tief können Sie arbeiten?

Weiter als 50, 60 Meter geht es nicht, da werden die Risiken zu groß und die Tauchzeiten wären zu kurz für Experimente. Zum Glück findet das wichtigste Thema, der Klimawandel, im Flachwasser statt.

Was ist mit Robotern?

Die sind in vielen Fällen nicht genau genug. Wenn sie ein Plexiglasrohr mit fünf Algen haben, die in einer ganz bestimmten Lage positioniert werden müssen, dann muss das ein Mensch machen. Oder wenn Sie Korallen untersuchen: Die sind so fragil, da können Sie keine Geräte nehmen. Ich komme selbst aus der Verhaltensforschung und habe das Verhalten von Fischschwärmen beobachtet – das geht auch nicht mit einer Maschine.

Interview: eib

Vortrag Philipp Fischer: „Die Wissenschaft taucht unter – experimentieren unter Wasser“. Samstag, Haus der Wissenschaft, 11 Uhr.