Vorsicht bei den „Bistrategen“!

LERNKLIMA Ob Schüler für Tests üben und pünktlich zum Unterricht erscheinen, hängt von ihrer Klasse ab

Die persönliche Lerneinstellung eines Kindes hängt zu fast einem Zehntel davon ab, in welcher Klasse es sich befindet. Das zeigt eine Studie der Entwicklungspsychologin Mechthild Schäfer und ihres Teams von der Fakultät für Psychologie und Pädagogik an der Ludwig-Maximilians-Universität München.

Für die Untersuchung wurden 1.159 Schüler der siebten bis neunten Jahrgangsstufe an Gymnasien zu ihren Lerneinstellungen befragt. Sie bewerteten außerdem die sozialen Strategien ihrer Mitschüler sowie deren Popularität in der Klasse. Die Daten zeigen: Das Lernklima der ganzen Klasse wird von jenen Mädchen und Jungen bestimmt, die andere als dominant und populär beschreiben. Einzelne Kinder haben einen großen Einfluss auf den schulischen Erfolg ihrer Mitschüler. Zu den einflussreichsten Klassenpersönlichkeiten zählen die „Bistrategen“, die sich sowohl gezielt freundlich verhalten als auch Zwang anwenden, um innerhalb der Klasse zu dominieren. Im Schnitt streben 14,2 Prozent der Kinder in einer Klasse nach Macht. Ein Viertel von ihnen gilt als Bistrategen, die positives und negatives Verhalten gleichermaßen einsetzen, um ihre dominante Stellung aufzubauen und zu festigen.

■ „Wer ist der Boss? Zum Zusammenhang zwischen der sozialen Dynamik im Klassenzimmer und Einstellungen zum Lernen“. Sebastian Schwanke und Mechthild Schäfer, Praxis der Kinderpsychologie und Kinderpsychiatrie 2013, Special Issue, Peerbeziehungen, 3/2013