Todesurteil für Weitergabe von Reisebericht

BIRMA Exilanten melden Rache der Junta für Bericht über heikle Delegationsreise nach Nordkorea

BERLIN taz | Ein Gericht in Birmas berüchtigstem Gefängnis hat nach Angaben einer Exilzeitschrift einen Offizier und einen Beamten des Außenministeriums zum Tode verurteilt. Sie sollen einen Bericht von der Geheimreise einer Delegation der in Birma regierenden Junta nach Nordkorea an Exilkreise weitergegeben haben. Laut dem Bericht der in Thailand veröffentlichten Zeitschrift Irrawaddy wurden der Offizier Win Naing Kyaw und der Beamte Thura Kyaw nach dem Staatsnotstandsgesetz wegen der Preisgabe von Militärgeheimnissen zum Tode verurteilt. Ein weiterer Beamter des Außenministeriums erhielt eine 15-jährige Haftstrafe. Das Magazin beruft sich auf Quellen innerhalb des notorischen Gefängnisses Insein, in dem das Sondergericht in der Hafenstadt Rangun untergebracht ist.

Der Bericht zeigte Bilder von Besuchen der Nummer drei der birmesischen Militärjunta, General Shwe Mann, in militärischen und mutmaßlich atomaren Einrichtungen in Nordkorea im letzten Sommer. Zu sehen waren unter anderem Raketen und unterirdische Bunkeranlagen.

Nachdem der Bericht im Juli von Exilkreisen bekannt gemacht worden war, sollen in Birma Dutzende Offiziere und Beamte verhaftet worden sein. Runden 70 Posten sollen neu besetzt worden sein. Die Bekanntmachung des Bericht dürfte der Junta gezeigt haben, dass sie in ihrem eigenen Machtapparat nicht auf ungeteilte Zustimmung stößt.

Birma und Nordkorea hatten sich erst in den letzten Jahren wieder angenähert. Beide „Schurkenstaaten“ leiden unter westlichen Sanktionen. 1983 hatte Birma die Beziehungen zu Pjöngjang empört abgebrochen, als nordkoreanische Agenten in Birma einen Anschlag auf den zu Besuch weilenden südkoreanische Präsidenten verübten. Heute beziehen Birmas Generäle aus Nordkorea vermutlich Waffen und Hilfe beim Bau von Bunkeranlagen. SVEN HANSEN