PRESS-SCHLAG
: Katarischer Kick

ALBTRAUM Das Eröffnungsspiel der Football Dream League findet Anfang April in Paris statt

Das Emirat Katar steht schon jetzt sicher im Halbfinale der Champions League

Soll keiner sagen, Scheichs aus Katar würden nur an Fußball denken, wenn sie überlegen, wie sie ihr Geld am besten ausgeben können. Sheikh Hamad bin Khalifa al-Thani, der Emir des Emirats am Golf, hat gerade für 8,5 Millionen Euro die griechische Insel Oxeia im Ionischen Meer gekauft. Über die Pläne, die der Herrscher für die Insel hat, ist nicht viel bekannt. Auf dem 4,2 Quadratkilometer großen Eiland Oxeia hätte eine moderne Fußballarena jedenfalls durchaus Platz. Doch auf die abgefahrene Idee, auf die Insel einen Fußballtempel zu bauen, würden wohl nicht einmal die französischen Satiriker von den Cahiers du Football kommen und der Emir schon gar nicht.

Die französischen Witzbolde hatten in der vergangenen Woche für Schlagzeilen gesorgt, weil die von ihnen ersonnene Milliardenliga „Football Dream League“ vom superseriösen englischen Blatt The Times und in der Folge von etlichen anderen Medien (bild.de) für bare Münze genommen wurde. Die Scheichs werden herzlich gelacht haben darüber, dass man in Europa glaubt, sie hätten es nötig, eine eigene Liga zu errichten. Der Fußball gehört ihnen doch ohnehin schon zu einem großen Teil. Die WM 2022 zum Beispiel. Um die zu kaufen, wurden nur ein paar Millionen benötigt – keine Milliarden.

Und wozu, werden die Scheichs denken, sollen wir eine eigene Liga gründen, wenn uns immer mehr von der Champions League gehört. Die Halbfinalteilnahme hat Katar in dieser Saison schon sicher. Der FC Barcelona lebt zu einem Großteil von den Geldern, die die Qatar Foundation (170 Millionen Euro) und die staatseigene Qatar Airways nach Katalonien überweisen. Im Viertelfinale spielt der Klub gegen Paris Saint-Germain, wo erst, seit die Qatar Investment Authority ganz viel Geld (300 Millionen Euro) hat fließen lassen, so etwas wie Spitzenfußball gespielt wird. Niemanden würde es wundern, wenn die Cahiers du Football schon über einem Text sitzen würden, in dem beschrieben wird, wie wichtige Scheichs in Katar zusammensitzen und auswürfeln, welches der beiden Teams weiterkommen soll, und wie sie sich dabei ausdenken, das Champions-League-Viertelfinale zwischen Barcelona und Paris zum Eröffnungsspiel ihrer milliardenschweren „Dream Football League“ zu deklarieren. Und niemanden würde es wundern, wenn genau das dann kurz darauf in der Times stehen würde – begleitet vielleicht von einem wütenden Kommentar über den Ausverkauf des europäischen Fußballs und die Machtlosigkeit der Uefa im Angesicht von Öl- und Gas-Milliarden.

Schon jetzt wird die fehlende Nachhaltigkeit katarischen Fußballinvestments beklagt. Was geschieht, wenn ein Scheich die Lust am Fußball verliert, hat Borussia Dortmunds Gegner im Champions-League-Viertelfinale erfahren müssen. Abdullah Bin Nasser al-Thani hat erst ganz viel Geld in den FC Malaga gepumpt und lässt ihn nun auf den Schulden sitzen, die der Klub in dem Glauben gemacht hat, der Scheich werde es schon richten. Wegen der Überschuldung und weil nicht abzusehen ist, dass Einnahmen irgendwann einmal in einem vernünftigen Verhältnis zu den Ausgaben für den Kader stehen könnten, wurde Malaga nach den Uefa-Regeln des Financial Fair Play für die nächste Europapokal-Saison gesperrt. Dem einst so gönnerhaften Scheich, einem gewieften Geschäftsmann, scheint das egal zu sein. Er wurde für sein Engagement in Malaga mit dem Auftrag zum Neubau eines Yachthafens belohnt. Von da aus kann er ja mal in Richtung Ionisches Meer aufbrechen und auf der Insel Oxeia seinen Cousin zweiten Grades besuchen – den Emir von Katar. ANDREAS RÜTTENAUER