„Am besten Luft ablassen“

Winterwetter Radkuriere trotzen Schnee und Eis – und verraten Normalfahrern ihre Tricks

■ ist ehemaliger Radkurier-Europameister (2008) und Inhaber des „Bremer Radkurier“.

taz: Herr Brinkmann, wie oft werden Sie heute stürzen – was ist die Erfahrung der letzten Tage?

Michi Brinkmann: Ich hoffe gar nicht! Zuletzt gestürzt bin ich am Donnerstag: Da war mein Schuh am Click-Pedal festgefroren, so dass ich mich nicht abstützen konnte. Das ging aber glimpflich ab.

Die Krankenhäuser vermelden derzeit eine Zunahme von Knochenbrüchen um 50 Prozent. Tragen Sie dazu gar nichts bei?

Bislang sind bei uns nur Schürfungen und kleine Prellungen zu verzeichnen. Wir passen uns eben an die Witterung an und fahren langsamer. Für die Strecke Uni-Innenstadt beispielsweise brauchen wir jetzt bis zu 30 statt 15 bis 20 Minuten. Am Abend ist man dann richtig geschafft – nicht so sehr wegen der physischen Anstrengung, sondern wegen der ständigen Konzentration, die man aufbringen muss.

Wie präparieren Sie Ihre Räder für die Schneetouren?

Ich habe Reifen mit Grobstollen-Profil aufgezogen, das Wichtigste ist aber, Luft abzulassen. Bei einem Normalrad würde ich zweieinhalb statt der sonst üblichen vier Bar Luftdruck empfehlen. Das erhöht deutlich die Traktion.

Die was?

Die Auflage des Reifens auf dem Untergrund. Mit abgelassenen Reifen komme ich komfortabel durch jede Schneewehe, da kann man sich richtig schön durchwühlen. So bald man auf Metall kommt, Straßenbahnschienen zum Beispiel, hat man verloren. Die kann man höchstens rechtwinklig anfahren.

Die allermeisten Bremer Radwege sind ungeräumt. Ärgert Sie das?

Nein. Wenn dafür mehr gestreut wird geht das ja auch wieder zu Lasten der Umwelt. Aber so langsam könnte es schon mal wieder tauen. Interview: Henning Bleyl