piwik no script img

BezirksfinanzenSparsam in Friedrichshain-Kreuzberg

Piraten wollen durch freie Software-Lizenzen für das Bezirksamt Geld für Jugendprojekte sparen.

Können auch Finanzen: die Piraten. Bild: DPA

Die Piraten in Friedrichshain-Kreuzberg wollen einen Modernisierungsschub in der Bezirksverwaltung nutzen, um Gelder für soziale Projekte freizumachen. Gelingen soll das durch den Umstieg auf lizenzfreie Software. Die Verwaltung steht der Idee skeptisch gegenüber.

Es geht um „Office 2013“, das neue Textverarbeitungspaket des US-Softwareriesen Microsoft. In der Bezirksverwaltung von Friedrichshain-Kreuzberg läuft noch die veraltete Version von 2003, nun will das Bezirksamt auf „Office 2013“ aufrüsten und gut 500 Lizenzen erwerben – macht knapp 150.000 Euro.

„Dieses Geld können wir sinnvoller investieren“, sagt Ralf Gerlich, Bezirkssprecher der Piraten – etwa in Jugendeinrichtungen. Seine BVV-Fraktion hat den Antrag gestellt, die Ämter auf die lizenzfreie Textverarbeitung „LibreOffice“ umzustellen.

Nach Auskunft der Piraten plant die IT-Abteilung der Bezirksverwaltung vorerst ohnehin nur die Installation der 2010er-Version von „Office“. Frank Zentgraf von der IT-Stelle des Bezirksamts bestätigt das: Es gebe noch kein Schulungskonzept, mit dem die MitarbeiterInnen in die allerneueste Version eingeführt werden könnten. „Wenn die Angestellten sowieso geschult werden, können sie auch direkt für das Gratisprogramm ausgebildet werden“, folgert Pirat Gerlich.

Die IT-Abteilung lehnt das als unpraktikabel ab: Einzelne Behörden seien weiter unbedingt auf die Microsoft-Programme angewiesen – und diese nur dort zu installieren bedeute einen zu hohen Aufwand. „Wir brauchen ein einheitliches System, weil sonst durch die Wartung Mehrkosten entstehen“, so Zentgraf. Der Piraten-Antrag wird am heutigen Mittwoch in der BVV verhandelt.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

6 Kommentare

 / 
  • G
    Gast-Kommentator

    @Jakob Die Probleme, die du mit OpenOffice beschrieben hast, sehe ich so nicht. Außerdem denke ich, dass zB. Makros immer ausgereifter werden, je höher der Bedarf an spezielle Lösungen ist. Es muss nur jemand damit anfangen und Lösungen etablieren. Wenn andere dem Trendsetter-Bezirk folgen, werden die Schwierigkeiten in der Zukunft geringer sein.

  • S
    Sweetshark

    Fuer 150.000EUR kann man seine Wehwehchen mit LibreOffice massgeschneidert loesen lassen -- fuer sich und fuer andere:

     

    http://www.linux-magazin.de/NEWS/Crowdfunding-OSBA-und-OOXML-Suse-und-Lanedo-verbessern-Libre-Office-Support

     

    Das ist Nachhaltigkeit.

  • L
    lena

    Es sind, wie schon gesagt, 150.000. Dazu muss man wissen, dass ohne dieses Geld in Friedrichshain-Kreuzberg tatsächlich Einrichtungen der Jugendsozialarbeit geschlossen werden müssten. Es geht hier nicht um mehr Geld für Jugendsozialarbeit (was auch toll wäre), sondern darum seit Jahrzehnten bestehende Projekte weiterzufinanzieren, *die sonst schließen müssten*. Für die betroffenen Jugendlichen geht es um die Wurst und die waren sogar schon in der BVV, um zu protestieren.

  • J
    Jakob

    Auch wenn ich generell ein Freund von freier Software bin, habe ich da doch meine Zweifel, ob man hier tatsächlich nennenswert sparen kann. 15000 Euro für 500 Lizenzen sind gerade mal 30 Euro pro Lizenz. Da hat der Bezirk wohl schon recht gut mit Microsoft verhandelt. Die Umstellung auf Openoffice führt erfahrungsgemäß doch immer wieder zu Problemen beispielsweise beim Austausch von Dokumenten oder mit Makros, die einzelne Mitarbeiter zur Arbeitserleichterung geschrieben haben. Dazu kommt ein erhöhter Einarbeitungsaufwand. Die Arbeitszeit dafür kostet schnell mehr als 30 Euro pro Nutzer.

    • @Jakob:

      Leider hat der Autor/die taz eine Null unterschlagen: Es handelt sich in Wirklichkeit um 150.000€, also rund 300€ pro Lizenz.

    • A
      abc
      @Jakob:

      Irgendwann werden wieder neue Lizenzen erforderlich. Je früher der Absprung, desto günstiger kann es auf die lange Sicht sein.

       

      Unabhängig von den Kosten sollte m. E. die öffentliche Verwaltung soweit wie möglich Open Source Software einsetzen. Vielleicht würde der verstärkte Einsatz von Open Source in der Verwaltung dazu führen, dass mehr Anstrengungen in die Verbesserung der SW gesteckt werden, die dann Weiteren zu Gute kommt.

       

      Solche Diskussionen gab es auch schon vor 10 Jahren. In diesen Jahren wurden wahrscheinlich genug unnötige Lizenzkosten verjubelt.