Kasperletheater um ASD-Stellen

Nach Peiners Blockade: Bezirksamtsleiter beharren auf 15 Stellen für die ASDs. Grüne im Bezirk Nord möchten statt Task-Force Hilfsprojekte für Schwangere retten

Kein Tag ohne neue Gerüchte über die Stellenausstattung für die Allgemeinen Sozialen Dienste (ASD). Nachdem Finanzsenator Wolfgang Peiner (CDU) am Freitag in einer Runde mit Sozialbehörde und Bezirksamtsleitern verkündet hatte, über die geplante Task-Force Kinderschutz hinaus werde es zunächst keine Stellen geben (taz berichtete), sickerte nun aus der Staatsräte-Runde heraus, dass die Bezirke für ihre ASD 27 Stellen extern ausschreiben dürften.

Finanzbehördensprecher Simon Menzel wollte dies gestern „weder bestätigen noch dementieren“. Die Staatsräte würden „vertraulich“ tagen. Ziel sei, die Arbeit des ASD durch eine „Prozessoptimierung“ zu verbessern. Die sieben Bezirksamtsleiter seien aufgefordert, nach „lokalen Gesichtspunkten“ aufzulisten, wo ASD-Stellen fehlen. Diese Liste, so Menzel, werde dann vom Senat „geprüft und gegengecheckt“. Er hoffe, dass man „noch in diesem Jahr“ die Stellungnahmen bekomme, um im Januar zu entscheiden. Menzel: „Das kann sieben, neun, zwölf, 15, oder sonst eine Zahl sein.“

Die Bezirksamtsleiter indes halten Peiners Vorgehen für ein Kasperletheater, waren sie sich doch bereits vor anderthalb Wochen mit der Sozialbehörde darüber einig, dass frisches Geld für mindestens 15 Stellen nötig sei. Damit käme man zusammen mit den acht Task-Force-Stellen und den bereits im Juni versprochenen zehn befristeten Stellen auf 32. Statt einzeln Rapporte abzugeben, beauftragten die Bezirkschefs nun den Wandsbeker Bezirksamtsleiter Gerhard Fuchs (CDU), bis Freitag einen deutlichen Brief an Peiner schreiben.

Die Bezirksamtsleiter stützen sich auf nackte Zahlen. So stiegen Fälle, die die rund 250 ASD-Mitarbeiter zu bearbeiten haben, in diesem Jahr um 25 Prozent an. Die Zahl der Inobhutnahmen, in denen Kinder aus den Familien genommen werden müssten, stieg laut Nord-Bezirksamtsleiter Mathias Frommann (SPD) seit 2004 gar um 50 Prozent. Frommann: „Und keiner sagt uns, dass dieser Anstieg beendet ist.“ Rein rechnerisch notwendig, um ein Viertel Mehrarbeit abzudecken, wären gar 70 Stellen, die durch „Prozessoptimierung allein“ niemals gewonnen würden.

Unterdessen stellt die GAL im Bezirk Nord den Sinn der „Task Force“ in Frage. Diese sollen laut Fraktionsvize Eva Gümbel „hoch dotierte Leitungsstellen“ sein, die die ASDs „überwachen“ und neue niedrigschwellige Angebote zum Schutz des Kindeswohls entwickeln. Gümbel bezeichnet es als „absurd“, dass zeitgleich das Projekt „Andere Umstände“ in Barmbek, das mit intensiver Beratung und Gästewohnungen pro Jahr 27 junge Schwangere unterstützt und damit Kindeswohlgefährdung verhindert, von Schließung bedroht sei. Das Geld für eine Task-Force-Stelle, hat Gümbel errechnet, würde reichen, um das ganze Projekt zu finanzieren. Kaija Kutter