„Wir können auch laut sein“

PROTEST Am heutigen Internationalen Tag der Sozialen Arbeit wollen auch SozialarbeiterInnen in Berlin gegen drastische finanzielle Kürzungen und für mehr Menschlichkeit im Job auf die Straße gehen

Mit Plakaten und Trillerpfeifen wollen DemonstrantInnen der Sozialbranche am heutigen Dienstag auf die prekären Arbeitsbedingungen in ihrem Berufsfeld aufmerksam machen. „Die drastischen Sparmaßnahmen und hohen Belastungen im Bereich der sozialen Arbeit sind nicht mehr hinnehmbar“, sagt Mechthild Seithe, die mit ihren KollegInnen vom Unabhängigen Forum für kritische Soziale Arbeit den Protestzug organisiert. Um 15.30 Uhr Uhr soll es am Alexanderplatz losgehen, die Abschlusskundgebung findet am Potsdamer Platz statt.

Eine Studie der Krankenkasse AOK belegt, dass vermehrt Berufstätige in Sozialberufen wie der Kinder- und Jugendhilfe, Behindertenpädagogik oder der Obdachlosenhilfe unter enormem Stress und Burn-out leiden. „Soziale Arbeit verkommt zur Fast-Food-Arbeit. Es geht nur noch um Effizienz, nicht mehr um Menschen“, sagt Seithe, die selbst über 36 Jahre in der Sozialarbeit tätig war und heute beim Unabhängigen Forum arbeitet – einer Plattform, bei der sich SozialarbeiterInnen vernetzen. „Dieser Stress frisst uns auf.“

Zudem seien verschiedene Bereiche der Sozialen Arbeit von Sparzwang betroffen. Besonders die Jugendarbeit würde die radikalen Kürzungen spüren. So bekämen jene ArbeitnehmerInnen oft unter 10 Euro pro Stunde. Zudem müssten die SozialarbeiterInnen regelmäßig Überstunden leisten, berichtet Seithe. Und nicht selten stünde in Jugendzentren kein betreuendes Personal vor Ort zur Verfügung.

„Soziale Arbeit erfolgt oft leise und unbemerkt. Wenn es sein muss, können wir aber auch auf die Barrikaden gehen“, warnt Seithe. Zu der Demonstration erwarten die OrganisatorInnen über 1.000 TeilnehmerInnen. Auch vor dem Bundesministerium für Arbeit und Soziales, der Schuldenuhr sowie dem Auswärtigen Amt sind Kundgebungen geplant. ANNE JULIANE WIRTH