Ein Projekt macht Schule

Rund 200.000 Schülerinnen und Schüler besuchen eine von derzeit 259 Schulen in Deutschland, die den Titel „Schule Ohne Rassismus – Schule Mit Courage“ (SOR-SMC) tragen. SOR-SMC ist damit das größte Netzwerk von Schulen im Land.

Der Ursprung von „Schule ohne Rassismus“ liegt in Belgien. Dort wurde es von SchülerInnen in Zusammenarbeit mit Jugendarbeitern entwickelt. Damit begann eine Erfolgsgeschichte. Über die Niederlande fand die Idee seinen Weg 1995 nach Deutschland. Auch in Spanien und Österreich gibt es das Projekt inzwischen. Europaweit wurden bereits über 700 Schulen ausgezeichnet.

Wie wird man eine SOR-SMC?

Mindestens 70 Prozent aller Schulangehörigen (SchülerInnen, LehrerInnen und technisches Personal) müssen sich durch ihre Unterschrift zu den Grundsätzen von „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ bekennen. Damit verpflichten sie sich, an ihren Schulen nachhaltig langfristige Aktivitäten und Initiativen zu entwickeln, um alle Formen von Diskriminierung, insbesondere Rassismus und Antisemitismus, zu überwinden.

Gleichzeitig suchen sich die Schüler und Schülerinnen eine prominente Persönlichkeit, die die Patenschaft übernimmt und ihr Anliegen an der Schule unterstützt. Inzwischen gibt es 259 Patenschaften: Darunter der Zeitzeuge Arno Lustiger, die SchauspielerInnen Iris Berben und Benno Führmann, der Journalist Friedrich Küppersbusch, der Vorsitzende des Zentralrats der Juden, Paul Spiegel, Politiker wie der Ministerpräsident des Saarlands Peter Müller, Exverbraucherschutzministerin Renate Künast, Bremens Exbürgermeister Hennig Scherf oder Musiker wie Brother’s Keepers, Frank Niemsgern, Toni L, Mia, Konstantin Wecker oder Karat. Häufig werden von den Schüler und Schülerinnen auch SportlerInnen als Paten gewählt: Fußballvereine wie Energie Cottbus, Hertha BSC, Hannover 96, DynamFans Dresden e. V. engagieren sich für die Ziele von SOR-SMC ebenso wie Ralf Schumacher, Michael Preetz und Marco Bode.

Ist die Patin oder der Pate gewonnen und sind die notwendigen Unterschriften gesammelt, verleiht die Bundeskoordination der Schule dann in einem Festakt den Titel „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“. Das SOR-SMC-Schild wird an der Außenfassade der Schule angebracht, um aller Welt deutlich zu machen: Diese Schule hat eine klare Haltung zu Diskriminierungen! Wer das für etwas naiv und lächerlich hält, kennt die Verhältnisse im Land nicht. In vielen Städten muss dieses Schild allerdings immer wieder gegen den Vandalismus Rechtsradikaler verteidigt werden.

Die ausgezeichneten Schulen sind damit Teil des europäischen Netzwerkes, das sich in regelmäßigen Abständen bei SchülerInnentreffen auf Bundesebene und europäischer Ebene trifft und austauscht.

Das Netzwerk

Die SchülerInnen werden bei ihrer Arbeit von über hundert Partnerorganisationen von SOR-SMC unterstützt. Dieses besteht aus der Bundeskoordination, den Landeskoordinationen sowie aus regionalen und überregionalen Kooperationspartnern. Hierzu gehören zivilgesellschaftliche Gruppen, Organisationen der Jugendarbeit, NGOs, Landesverbände der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft und staatliche Stellen wie die Landeszentralen für politische Bildung. Das Kooperationsnetz bietet standortnah Beratung und Information für SchülerInnen, aber auch für PädagogInnen und MultiplikatorInnen an.

Besonderheiten

Das Wichtigste: Die Aktivitäten werden in erster Linie von den SchülerInnen selbst bestimmt. Sie sind es, die ausgehend von ihren Alltagserfahrungen Projektideen entwickeln und dann umsetzen. Jede Schule setzt sich also auf ihre ganz eigene Weise mit dem Thema auseinander.

Da in diesem Projekt das Handeln der SchülerInnen gefragt ist, wird Sach- und Fachwissen nicht nur intellektuell vermittelt, sondern mit sozialer und praktischer Erfahrung verknüpft. Die SchülerInnen erlernen so wichtige Schlüsselqualifikationen für ihren künftigen beruflichen Werdegang und ihre Rolle als mündige Bürgerinnen und Bürger. Hierzu gehören nicht nur vordergründig interkulturelle Kompetenz, Demokratiebewusstsein und gesellschaftliches Teilhaben, sondern auch selbstständiges Planen und Umsetzen von Projektideen mit einhergehender fachlicher Qualifizierung je nach Projektart (zum Beispiel: Internet, Öffentlichkeitsarbeit, Dokumentation, Management, Kunst, Menschenrechte) sowie Arbeiten im Team und innerhalb eines Kooperationsnetzes.

In zahlreichen Städten beteiligen sich SOR-SMC-Schulen an lokalen Bündnissen gegen Rechtsextremismus und Antisemitismus und wirken so an der Entwicklung der Zivilgesellschaft mit.

Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage (SOR-SMC): Bundeskoordination: Ahornstr. 5, D-10787 Berlin, Tel.: (0 30) 21 45 86-0,Fax: (0 30) 21 45 8-20, E-Mail: schule@aktioncourage.org, Internet: www.schule-ohne-rassismus.org