Superhafen, aber keine Fracht

GLOBALISIERUNG Hoffnungen, Milliardenkosten – und jetzt Kurzarbeit: Der neu eröffnete JadeWeserPort in Wilhelmshaven kommt einfach nicht in Fahrt

WILHELMSHAVEN dpa | Eine Drehscheibe des internationalen Seeverkehrs sollte der JadeWeserPort in Wilhelmshaven werden. „Das hilft ganz Deutschland“, war sich Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP) zur Eröffnung des einzigen deutschen Tiefwasserhafens im September noch sicher. Doch der als „Jahrhundertprojekt“ von Niedersachsen und Bremen hochgejubelte Hafen dümpelt vor sich hin. Wegen fehlender Auslastung steht dem jahrlang umstrittenen Projekt nun sogar Kurzarbeit bevor.

Betreiber des rund eine Milliarde Euro teuren Bauwerks ist das europaweit tätige Containerumschlagsunternehmen Eurogate. Es will dort Frachter mit einem Tiefgang von bis zu 16,5 Metern unabhängig von den Gezeiten abfertigen – im größten deutschen Containerhafen Hamburg ist das derzeit nicht möglich. Bis zu vier über 400 Meter lange Schiffsriesen mit maximal je 18.000 Containern können an der 1.725 Meter langen Wilhelmshavener Kaje abgefertigt werden. Derzeit werden hier aber nur zwei Schiffe pro Woche gelöscht.

Das führt demnächst sogar zur Kurzarbeit im Hafen. Eurogate verhandelt darüber seit Februar mit der Gewerkschaft Ver.di. Wie viele der 400 Mitarbeiter betroffen sein werden, steht noch nicht fest. In der Belegschaft arbeiten mehr als 200 Langzeitarbeitslose, die Eurogate speziell für den Job in Wilhelmshaven übernommen und qualifiziert hatte.

Niedersachsens neuer Wirtschaftsminister Olaf Lies (SPD) sieht im zweigleisigen Ausbau der Bahnstrecke von Oldenburg nach Wilhelmshaven einen Weg, den Hafen attraktiver zu machen: „Ein absoluter Gewinn kommt aber erst mit der Elektrifizierung der gesamten Schienenverbindung, und die ist vielleicht erst 2017/18 abgeschlossen“, sagt Lies. Er will zudem den Standort international besser vermarktet sehen: „Dafür brauchen wir ein Konzept mit Eurogate und Maersk. Die Zeiten, wo sich Umschlagsprognosen automatisch erfüllten, sind vorbei.“

Wilhelmshaven signalisiert indes Gelassenheit. „Es kann noch dauern, bis der Laden richtig läuft. Die Frage ist nicht ob, sondern wann“, sagt Oberbürgermeister Andreas Wagner (CDU).