Elektroauto Think startet neu

AUTO Der norwegische Stromer Think war längst totgesagt, der US-Hersteller Ford aus der Produktion ausgestiegen. Jetzt kommt er zurück – und wird in Europa und den USA gebaut

Experten: E-Mobile müssen subventioniert werden, damit sie eine Chance haben

VON REINHARD WOLFF

Die drei großen US-Autohersteller sind ordentlich gerupft und zwei wurden nur durch Steuermilliarden gerettet. Der US-Automarkt verzeichnet den stärksten Rückgang seit dem Zweiten Weltkrieg. General Motors gehört jetzt mehrheitlich dem Staat, Chrysler steckt unterm Fiat-Dach und Ford versilbert mit Volvo, Jaguar und Land Rover einst teuer eingekaufte Marken. Aber Krise? Welche Krise? So lautet nach Vorabberichten das Motto auf der Automesse in Detroit, die am heutigen Montag beginnt. Die Konzerne setzen weiterhin vor allem auf den Verbrennungsmotor. Immerhin: Es tut sich was bei Elektroautos.

GM will mit dem Chevrolet Volt in diesem Herbst auf den Markt kommen und Opel mit seinem Ampera im kommenden Jahr nachziehen. Und ein alter Bekannter wird in Detroit präsentiert und hofft auf einen Neuanfang: Der norwegische Think.

Auf den Think wollte Ford vor 12 Jahren mal seine Elektroautozukunft bauen. Der US-Konzern glaubte, sich durch den Zukauf des kleinen Autoschraubers vor den Toren Oslos eigene Entwicklungsarbeit sparen zu können. Er hatte große Pläne, nicht ganz freiwillig allerdings, sondern getrieben von einer in Kalifornien drohenden Gesetzgebung. Danach sollten alle Autofirmen einen „Umweltauto“-Anteil von 3 Prozent in ihrer Produktion haben. Nach drei Jahren, Investitionen von 150 Millionen Dollar und gerade 1.000 verkauften Think zog Ford wieder ab: Die US-Autolobby hatte es geschafft, die Gesetzespläne zu kippen. Womöglich wäre Ford jetzt froh, damals einen längeren Atem gehabt zu haben.

Trotz eines zwischenzeitlich vollendeten und eines vor einem Jahr drohenden weiteren Konkurses erwies sich das Think-Konzept als überlebensfähig. Mittlerweile gibt es ein neues Management, dies ist aus Norwegen abgezogen: Der „Think-City“ soll im finnischen Uusikaupunki, wo auch schon Saab, Talbot oder Opel zusammengebaut wurden, ab kommendem Jahr vom Band laufen.

Für den US-Markt soll der Elektrowagen in Elkhart County im Bundesstaat Indiana gebaut werden, ganz in der Nähe des mittlerweile an Think beteiligten Batterieherstellers EnerDel. Die Arbeitslosenrate beträgt hier 15 Prozent, die Obama-Administration will „grüne“ Arbeitsplätze schaffen und hat EnerDel 118 Millionen Dollar zur Entwicklung leistungsstärkerer Lithium-Ionen-Batterien zugesagt. Von den Batterien und ihrem Preis hängt ab, ob Elektroautos eine große Zukunft haben.

Zum Beginn der Automesse in Detroit erklärten Wissenschaftler, dass die Batteriekosten von gegenwärtig 1.000 Dollar/Kilowattstunde bis 2020 nur auf 250 Dollar sinken würden. Nur mit kräftigen Subventionen und bei steigenden Spritpreisen werde das Elektroauto konkurrenzfähig.