Verden
: Der Kampf gegen den Heisenhof

Verden (Niedersachsen) ist auf dem Weg, sich zu einem Zentrum für Rechtsextremisten zu entwickeln. Für alle sichtbar wurde dieses Problem, nachdem der bekennende Rassist und Rechtsanwalt Jürgen Rieger aktiv wurde. Er hat im Jahr 2004 als Vorsitzender der „Wilhelm-Tietjen-Stiftung für Fertilisationsforschung“ den Heisenhof in Barme erworben. Dieses 25.000 Quadratmeter große ehemalige Bundeswehrgelände vor den Toren Verdens soll unter dem Deckmantel der Fruchtbarkeitsforschung als Tagungs- und Veranstaltungszentrum für Rechtsextremisten dienen.

„Kumpanei zwischen Staat und Antifa und „Sozialabbau, Rentenklau, Korruption – Nicht mit uns“. Mit solchen und ähnlichen Parolen macht die Nachwuchsorganisation der Nationaldemokraten, die NPD/JN, in Verden seit Monaten mobil. Regelmäßig stehen sie mit ihren Infoständen in der Innenstadt oder verteilen ihr Propagandamaterial vor den Schulen. Gelegentlich gehen sie mit Gewalt gegen Bürger vor, die gegen das Auftreten der Rechtsextremen laut ihre Stimme erheben.

Zwei von vier Bauanträgen, mit denen Rieger den Umbau des Heisenhofs zu einem internationalen Bildungszentrum beantragte, wurden bereits abgelehnt. Doch trotz eines Wohnverbots in dem alten Gutshof halten sich die Neonazis in unmittelbarer Nähe des Geländes auf und organisieren Fortbildungen in der Verdener Umgebung.

In der Region und in dem 800-Einwohner-Ort Dörverden haben sich mehrere Bündnisse gegen Rechtsextremismus gegründet. Sie machen Druck auf die örtlichen Politiker und Behörden, ihren Beitrag zu leisten, damit die Rechtsextremen sich nicht in der Gegend festsetzen können. So organisiert das Dörverdener Bündnis regelmäßige Sonntagsspaziergänge zum geplanten rechtsextremen Tagungszentrum Heisenhof. Schräg gegenüber dem Gutshof wurde von ansässigen Bürgern ein Mahnmal zur Erinnerung an die Opfer des Faschismus errichtet.

So etwa vorvergangene Woche, als rund 700 Menschen gegen den Heisenhof demonstrierten. SchülerInnen der Haupt- und Realschule Dörverden hatten mit schwarzer Farbe die Namen der bei Neonazianschlägen getöteten Menschen auf Holzschilder geschrieben. „Rolf Schulze, 50“, „Patricia Wrigth, 23“ und „Jana Georgi, 14“. Drei von insgesamt 131 Menschen, die seit 1990 durch Neonazis ermordet wurden.

Auch das Gymnasium am Wall in Verden, eine „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“, organisiert seit Monaten zahlreiche Aktionen und hat federführend an der Gründung von KONTrassT mitgewirkt. KONTrassT ist das neue Schülermagazin kontra Rassismus. Doch KONTrassT ist noch viel mehr! Es ist ein Schülerbündnis gegen rechts für alle interessierten Schüler aus dem Landkreis Verden. Das Schülerbündnis trifft sich regelmäßig, um gemeinsame Aktionen zu planen. VL, TR