Mais statt Moor

NATURSCHUTZ Deutschland verliert immer größere Flächen wertvoller Feuchtgebiete und magerer Wiesen. Der Lebensraum vieler Arten wird zerstört

BERLIN taz | Eine Feldlerche braucht nicht viel, um glücklich zu sein. Magere Wiesen, wo sie Insekten und Samen findet, und Gräser und Wurzeln, um ihr Nest zu bauen. Laut Bundesamt für Naturschutz schrumpft der Bestand der Feldlerche allerdings dramatisch – mancherorts um bis zu 90 Prozent.

Viele Wiesen, Weiden und Brachflächen müssen Äckern weichen. „Wegen der hohen Nachfrage der Biogasanlagen wird immer mehr Mais angebaut“, sagt Uwe Baumert, stellvertretender Vorsitzender des Naturschutzbundes Deutschland (Nabu) in Niedersachsen. Sogar Moorflächen würden dafür umgebrochen, „eine besondere Absurdität“, schimpft Baumert. Um mit nachwachsenden Rohstoffen klimaschonend Energie zu gewinnen, würden Moore vernichtet und klimaschädliche Gase wie Methan, Lachgas oder Kohlendioxid freigesetzt. Und dadurch der Lebensraum vieler Arten zerstört. Vögel wie Kibitz, Großer Brachvogel und Braunkehlchen, Pflanzen wie Blutweiderich, Schafgarbe und Kuckuckslichtnelke sind auf Moorflächen angewiesen.

„Was soll der Unsinn mit den Vögeln, da gibt’s doch genug von“, sei er früher oft gefragt worden, sagt Baumert. Das habe sich inzwischen geändert. „Viele Landwirte haben verstanden, dass es nicht um den Schutz einzelner Arten geht“, sagt Baumert, „sondern um den Erhalt ganzer Ökosysteme.“ Natürlich müsse auch ein Landwirtschaftsbetrieb nach ökonomischen Kriterien geführt werden. „Das ist aber auch mit Natur- und Artenschutz möglich“, sagt Baumert. In Niedersachsen zum Beispiel hat es Versuche gegeben, auf Maisfeldern zehn mal zwanzig Meter nicht einzusäen, sondern als Wiese zu belassen. Das habe den Feldlerchen enorm geholfen, sagt Baumert. „Die sind ja genügsam.“

HEIKE HOLDINGHAUSEN