KURZKRITIK: „FC St. Pauli. Das Buch“
: Der Kiez und die Kicker

Dem FC St. Pauli steht ein turbulentes Jahr bevor und zwar unabhängig davon, ob das Team den Aufstieg schafft. Der FC St. Pauli feiert 2010 seinen 100. Geburtstag. Das bedeutet, dass sich die Liebe, die der Verein erfährt, artikulieren will. Und der FC St. Pauli erfährt viel Liebe, gemessen an seiner sportlichen Bedeutung.

Unter den Jubiläums-Produkten wird es gleich mehrere Bücher geben. Das vom Verein herausgegebene heißt „FC St. Pauli. Das Buch“. Die Autoren Christoph Nagel und Michael Pahl sind Historiker und Redakteure der Stadionzeitung. Als Gastautor schrieb taz-Redakteur Marco Carini einige Beiträge.

Wie alle Fußball-Bücher steckt das Buch voller Fotos, wobei eine Besonderheit darin besteht, dass die Fotos nicht ganz so ausschließlich Spieler und Spielszenen zeigen. Statt dessen geht es immer auch um den Stadtteil St. Pauli, um die Wechselwirkungen zwischen Verein und Stadtteil und um den zeitgeschichtlichen Kontext, in dem der Verein seine Höhen und Tiefen erlebte.

Chronologisch arbeitet sich das Buch nach vorne, beginnend im Jahr 1686, als es noch keinen Fußball, aber einen Krieg auf dem Gebiet des heutigen St. Pauli gab. Später bezieht sich das Interesse am Stadtteil meist auf die Reeperbahn. Das sichert dem Buch seinen Infotainment-Charakter, hat aber auch konzeptionell Sinn: Der Fußball und der Kiez sind ähnlich zugänglich für die Veränderungen des Zeitgeists. Das Zeitgeschichtliche transportiert das Buch auf hohem handwerklichen Niveau. Den Fußball mit der Begeisterung des Fans. KLAUS IRLER

C. Nagel/M. Pahl: FC St. Pauli. Das Buch. Hoffmann und Campe, 416 S., 39,95 Euro