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Hospiz unerwünschtBitte sterben Sie woanders

Einen Tag nach seiner Öffnung muss ein Hospiz in Hamburg womöglich wieder schließen. Die Kläger wollen den Tod nicht vor der Haustür haben.

Zwölf Patienten sollen in dem Hospiz einmal leben – und sterben. Bild: Roland Magunia

HAMBURG taz | Das Ehepaar K. will nicht sprechen. Am Montagmittag sind alle Rollläden heruntergelassen, auf die schriftliche Bitte, sich zu melden, reagiert es nicht. Wer die beiden in ihrer Doppelhaushälfte am Hamburger Stadtrand besuchen will, kommt nur bis zur Hecke.

Hier, vom Fußweg aus, kann man sehen, was das Ehepaar wütend und sprachlos macht: Gegenüber hat das Rote Kreuz (DRK) das Gemeindezentrum zum Hospiz umgebaut. Ein Doppelstockbau mit massiver Backsteinwand, keine fünf Meter entfernt von der eigenen Fensterfront. Ehepaar K. klagt gegen das Hospiz, heute verhandelt das Verwaltungsgericht. Sollte das Paar recht bekommen, kann es sein, dass das Hospiz abgerissen werden muss. Erst am Mittwoch wurde es eröffnet.

Formal begründet das Ehepaar seine Einwände in der Klageschrift, die der taz vorliegt. Dort ist der Ärger in die Fachsprache der Juristen übersetzt. Bemängelt werden die „Abstandsflächen“, die „Mehrverschattung“, und die „kurze Verweildauer“ der kranken Patienten. Ein Hospiz entspreche nicht dem „Gebietscharakter des allgemeinen Wohngebietes“, heißt es. „Der Bau nimmt, mit anderen Worten, keine Rücksicht auf das Wohnumfeld.“

Gerichtsentscheid

Einen Tag nach der Eröffnung eines Hospizes in Hamburg-Harburg kann die Einrichtung nun auch wie geplant die Arbeit aufnehmen. Das Verwaltungsgericht wies am Donnerstag die Klage von Anwohnern ab, die eine Belegung verhindern wollten, wie ein Sprecher sagte.

Hamburgs Gesundheitssenatorin Cornelia Prüfer-Storcks (SPD) begrüßte den Beschluss: „Die schnelle Entscheidung des Gerichts macht den Weg frei für eine gute und sinnvolle Einrichtung in Harburg.“ Bislang gab es kein Hospiz im Süden der Hansestadt. In der Einrichtung in Harburg können zwölf Menschen betreut werden.

Zwei Tage vor der Eröffnung steht Harald Krüger am Fenster eines Patientenzimmers im Hospiz. Er zeigt auf die Hecke, die auf der Grundstücksgrenze zwischen dem Hospiz und dem Garten des Ehepaars K. verläuft: „Das war unser Kompromiss,“ sagt er. „Per Vertrag haben wir geregelt, dass die Hecke einen Sichtschutz bildet.“

Hinter der Hecke

Harald Krüger leitet das Bezirksbüro des DRK, das Hospiz ist sein Projekt. Das Patientenzimmer, aus dem er auf die Nachbarn schaut, ist noch unbewohnt. Die Wände sind gelb und weiß gestrichen, es riecht nach frischer Farbe und Laminat. Am Montag soll die erste Patientin einziehen. Ein fahrbares Bett und ein fahrbarer Sessel sind schon da, Fernseher und Stehlampe fehlen noch. Zwölf Patienten sollen in dem Hospiz einmal leben – und sterben. Wenn das Hospiz überhaupt bleiben darf.

Krüger ist ein kräftiger Mann mit grauem Bart. Er spricht mit fester Stimme und Hamburger Schnack. Keiner, der sich schnell geschlagen gibt. Seit dreißig Jahren arbeitet Krüger beim DRK und hat schon viele soziale Einrichtungen eröffnet. Bei jeder, egal ob Kindergarten oder Altenwohnanlage, habe es Beschwerden der Anwohner gegeben. „Aber so viel Widerstand wie hier habe ich noch nie erlebt“, sagt er.

Krüger und das DRK hatten das Gemeindezentrum im letzten Jahr von der Kirche gekauft. Noch bevor der Kaufvertrag unterschrieben war, hatte Krüger die erste Beschwerde im Briefkasten. Damals empörten sich neben dem Ehepaar noch mehr Anwohner, und dann begann die Protestwelle. Krüger lud alle Anwohner zu einer Infoveranstaltung ein. 150 Nachbarn kamen und trugen ihre Sorgen vor: „Einer meinte, ihm bleibe das Brötchen im Halse stecken, wenn an seinem Frühstückstisch der Leichenwagen vorbeifährt. Viele Eltern hatten Angst um ihre Kinder, wenn die sehen, wie hier Leichen abtransportiert werden. Und wieder andere hatten Angst, dass sie im Sommer nicht mehr draußen grillen dürfen“, erinnert sich Krüger.

„Wir sind von Anfang an belogen worden“

Zurück auf der Straße in Sichtweite von Hospiz und Nachbarhaus: Einer der Anwohner steht vor seinem Gartentor. Wie er es findet, dass hier ein Hospiz eröffnet? „Wir sind von Anfang an belogen worden“, sagt er. „Die Baupläne, die uns das DRK im letzten Jahr vorgesetzt hat, sahen ganz anders aus.“ Er trägt Funktionsjacke und eine Aktentasche, beim Reden läuft er auf und ab, wird immer lauter und gestikuliert mit seiner freien Hand.

Das Hospiz regt ihn auf, aber seinen Namen will er nicht in der Zeitung lesen: „Das Gebäude versperrt dem Ehepaar die Aussicht. Ich kann gut verstehen, dass die sich beschweren.“ Auch er habe am Anfang gegen das Hospiz gekämpft, mittlerweile sei ihm das aber zu viel Arbeit. „Ich habe doch überhaupt nichts gegen das Hospiz“, sagt er. „Aber im Umkreis von nicht einmal zwei Kilometern gibt es einen Waldrand am freien Feld. Wieso konnte man das Hospiz nicht dahin bauen? Dort hätte es keinen gestört.“

Solche Sätze hat Martina Kuhn schon oft gehört. Sie koordiniert die Hamburger Hospize. „Jedes Hospiz, das in Hamburg neu aufgemacht hat, hat Proteste erlebt“, sagt sie. „Aber bei keinem haben die Anwohner so lange gekämpft und sind sogar vor Gericht gegangen.“ In einem anderen Stadtteil sei ein Ehepaar umgezogen, als es einsah, dass es das Hospiz nicht verhindern konnte. Bei einem anderen Hamburger Hospiz, das seit 15 Jahren geöffnet ist, beschweren sich die Nachbarn bis heute regelmäßig mit Zetteln im Briefkasten, wenn das Licht im Haus zu lange brennt oder man nachts in die Zimmer schauen kann.

„Das sind alles vorgeschobene Gründe. In Wirklichkeit ertragen es die Menschen nicht, den Tod so nah vor der Haustür zu haben“, sagt Kuhn. „Sie haben Angst vor ihrem eigenen Tod und wollen den Gedanken so weit es geht wegschieben. Viele wissen gar nicht, was in einem Hospiz überhaupt passiert.“

Auch in Nordrhein-Westfalen klagen derzeit vier Anwohner gegen den Neubau eines Hospizes. „Ich habe doch Kinder und Enkel – an die muss man doch auch denken“, rechtfertigt sich einer der Kläger in der Lokalzeitung. Er habe grundsätzlich nichts gegen ein Hospiz, sagt der Rentner. „Aber doch nicht in einem gewachsenen Wohngebiet wie hier.“

„Da gehört das Hospiz hin“

Langenbek, der Ortsteil, in dem das Hospiz des DRK entstehen soll, ist auch so ein gewachsenes Wohngebiet. Eine typische deutsche Vorstadtsiedlung: Einfamilienhäuser aus rotem Backstein stehen dicht beieinander, abgegrenzt durch kniehohe Gartenzäune und Hecken. Dahinter: Weihnachtssterne und Lichter in den Fensterscheiben.

„Genau da gehört das Hospiz hin“, sagt Pastorin Hella Lemke. Sie ist Hospizseelsorgerin und hat bis vor sieben Jahren in den Räumen gewohnt, in denen jetzt das Hospiz entsteht. „In einem Hospiz geht es nicht nur ums Sterben, sondern auch um Leben. Ein Hospiz, das mitten im Wohngebiet steht, macht auch architektonisch klar: Leben und Sterben gehören zusammen.“

Wenn Lemke aus ihrer Wohnung tritt, steht sie auf dem Kirchfriedhof. Sie kann verstehen, dass es Zeit braucht, sich daran zu gewöhnen, neben einem Haus zu wohnen, in dem Menschen sterben. „Aber ich finde es sehr traurig, dass die vergangenen eineinhalb Jahre nicht ausgereicht haben, damit sich die Nachbarn an das Hospiz gewöhnen.“

Bestatter fahren VW-Bus

Eine Spielstraße führt direkt auf das Hospiz zu. Als es noch ein Gemeindezentrum war, kamen viele Menschen: Bibelstunde, Jugendgottesdienst oder die Seniorensportgruppe. Jetzt, wo das Gemeindezentrum weg ist, ist es ruhiger geworden.

So wird es nicht bleiben, wenn das Hospiz erst einmal da ist, argumentiert das Ehepaar K. 150 Leichenwagen würden jährlich durch die Straße fahren, haben sie ausgerechnet. „Bei einer durchschnittlichen Aufenthaltsdauer von 28 Tagen und 12 Gästen findet alle zwei bis drei Tage ein Wechsel statt“, steht in der Klageschrift. „Diese hohe Fluktuation übersteigt den Rahmen dessen, was in dem allgemeinen Wohngebiet verträglich ist.“

Harald Krüger zieht bei solchen Sätzen die Schultern hoch: „Wenn sich Anwohner vom Leichenwagen gestört fühlen, finden wir da eine Lösung. Die Leichen müssen ja nicht zur Frühstückszeit abtransportiert werden oder wenn die Kinder von der Schule kommen“, sagt er. Außerdem: „Leichenwagen erkennen Sie heute gar nicht mehr. Es gibt kaum noch Bestatter, die mit den klassischen Autos fahren. Die meisten fahren einen VW-Bus oder einen Kombi.“

Ein Jahr lang habe er die Anwohner zu überzeugen versucht. Einzelgespräche habe er geführt, ein Sommerfest organisiert. Mit Erfolg: Mittlerweile haben sich viele Nachbarn als Ehrenamtliche gemeldet, die vorlesen oder Sträucher einpflanzen wollen. In dem Raum, der einmal der Speisesaal für die Patienten werden soll, steht ein Regal voller Bücher und Spiele – Spenden von den Nachbarn. Eine Frau, die mit ihrem Hund am Hospiz vorbeispaziert, sagt: „Mein Vater ist im vergangenen Jahr gestorben. Ich wäre froh gewesen, wenn ein Hospiz in der Nähe gewesen wäre. Gut, dass hier nun eins eröffnet.“

Von all jenen, die das Hospiz verhindern wollten, ist nur noch das Ehepaar geblieben. Krüger steht im Treppenhaus des Hospizes und guckt auf das Nachbargrundstück: „Wir haben Briefe geschrieben, eine Mediation angeregt und angeboten, den Eheleuten andere Hospize zu zeigen. Nichts davon wollten sie.“ Einmal hat er die Ehefrau gesprochen, da habe sie gesagt, sie habe keine gute Erinnerung an ihren letzten Besuch in einem Hospiz.

Die entscheidende Frage

Wenn das Hamburger Verwaltungsgericht heute über die Klage gegen das Hospiz verhandelt, werden baurechtliche Vorgaben im Vordergrund stehen: Sind die 2,5 Meter Mindestabstand zwischen Grundstück und Hospiz gewahrt? Darf das Hospiz zwei oder nur ein Stockwerk haben? Ist die Hecke hoch genug? Dürfen dort zwölf oder acht Menschen gleichzeitig sterben?

Das sind die formalen Punkte, auf die sich das Kläger-Ehepaar stützt. Eigentlich steht dahinter aber eine ganz andere Frage. Eine, die sich nicht mit Zahlen messen lässt: Wie viel Sterben verträgt die Vorstadt?

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36 Kommentare

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  • 6G
    688 (Profil gelöscht)

    Mensch lernt, die Würde des Menschen wird angegriffen durch "Wer soll das bezahlen?" und "Arbeit macht frei", auch noch, oder besonders, im Altenheim - es ist deshalb doch absolut kein Wunder, oder Phänomen, wenn Hospize im Wohngebiet stören, wie alles was nicht der Norm systemrationaler Bewußtseinsbetäubung entspricht!?

    • 6G
      688 (Profil gelöscht)
      @688 (Profil gelöscht):

      "Bitte sterben Sie woanders"

       

      - Darin steckt sie, die stets populäre Systemrationaliltät, die geforderte Flexibilität, die zynische Stimmung des Zeitgeistes, die ignorante Arroganz, die "individualbewußt"-gebildete Suppenkaspermentalität auf Schuld- und Sündenbocksuche!?

  • PH
    Peter Haller

    @SABINE

    Freut mich, dass es anscheinend doch noch menschliche Zuckungen in D. gibt !

  • A
    Arne

    Hm, ich weiß nicht, ob es mir viel Spaß machen würde mit solchen Nachbarn zu sterben.

     

    Okay, im ersten Moment fiel mir auch nur ein: Wenn die die hohe Fluktationsrate und die Leichenwagen stören, dann hat man doch endlich mal Anwohner gefunden, die begeistert sein müssten, wenn man ihnen eine Forensik in die Nachbarschaft baut. Da bleiben die Menschen sehr lange und Leichenwagen sind auch nicht so häufig.

    Aber da sind zwei Sachen, die man mal bedenken sollte.

    Ein Hospiz ist erstmal der Gegenentwurf zu der Selbstbestimmung, seinen Tod bei schwerer Krankheit oder Schmerzen selbst bestimmen zu können. Ich kenne auch genügend Menschen, die deshalb ein Hospiz für sich selbst entschieden ablehnen. Wenn manche Menschen lieber einen aktiven Sterbepark in ihrer Nachbarschaft haben als ein Hospiz, kann ich das auch nachvollziehen.

    Zum anderen ärgert es mich ein wenig, wenn über die Interessen einer Gemeinschaft hinweggegangen wird. Ja, jetzt klagen nur noch die direkten Nachbarn, aber die anderen Anwohner haben doch eigentlich auch ein Recht, sich ihre Umgebung selber gestalten zu dürfen. Natürlich kann man sagen, jeder, der Besitzt hat, kann damit machen, was er will. Und wenn jemand ein AKW oder einen neuen unterirdishen Bahnhof neben mein Grundstück bauen will, dann darf es das.

    Mir wäre eine Gesellschaft lieber, die auch über ihre direkte Umgebung mehr Einfluß hätte. Dann kann es natürlich sein, dass es Spießergegenden gibt, die kein Hospiz, keinen Kindergarten, kein Altenheim oder kein Krankenhaus in ihrer Umgebeung haben wollen. Okay, dann sollen die blechen, wenn sie solche Einrichtungen mal in Anspruch nehmen müssen. Etwas mehr Selbstverwaltung in kleinen Einheiten würde hier auch den Menschen mehr klar machen.

    • S
      Sabine
      @Arne:

      Was schreiben Sie denn da für unausgegoreene Gedanken?

      Fakt ist, dass jeder Mensch streben muss, und über diese Tatsache müssen wir nicht diskutieren. Ich verstehe nicht, was Anwohner bestimmen können sollen.

      Im Übrigen hat das DRK heute das recht bekommen, in einem Wohngebiet mit anscheinend spießigen Unsterblichen das Hospiz zu eröffnen.

      Wenn Sie etwas lernen möchten, Arne: Hospize bieten in der regel einen tag der offenen Tüt an. Gehen Sie mal hin, es gibt leckeren Kuchen.

      Und wenn Sie Probleme mit dem Thema Sterben haben, sehen Sie sich auf Youtube das sechteilige Video über die in einer Klinik sterbenden Susanne Müller an unter dem Titel : "Interview mit einer Sterbenden". Der Film ist etwas älter als Ihre Einstellung, aber das Thema ist das selbe. das Video ist sehr zu empfehlen und hat mir ganz viel Angst vor dem Sterben genommen.

  • Laut SPON hat das Verwaltungsgericht die Klage abgewiesen.

     

    Aus meiner Sicht wenigstens ein Lichtblick in diesen trüben Tagen.

  • SD
    S. d. B.

    Wenn Sie sich schon intensiver mit menschlichem Sterben und Tod beschäftigt hätten, wüssten Sie warum sehr vielen Menschen der Tod eben nicht "natürlich" vorkommt: der Körper altert und verfällt, das Bewusstsein aber ist ein anderes. Hinzu kommt die Besonderheit des "vorzeitigen Ablebens", da ist die Diskrepanz zwischen dem was der Körper erzwingt - das Sterben durch Krankheit bspw. - und unserem Bewusstsein - mglw. ein jugendliches, mit Plänen in die Zukunft gerichtetes - noch extremer. DAS ist unser menschliches Schicksal: uns unserer Sterblichkeit bewusst zu sein, die wir körperlich spüren, aber mental und psychisch eben nicht. Es ist sehr einfach, anderen ihr Unvermögen sich mit der Tatsache eigener Vergänglichkeit auseinanderzusetzen anzulasten.

    Ich jedenfalls kann das Ehepaar verstehen, auch wenn ich ihr Vorgehen nicht richtig und sehr bedauerlich finde.

    Übrigens habe ich schon häufiger Sterbende im Beruf begleiten müssen. Sich alltäglich mit Sterbenden auseinandersetzen zu müssen, ist eine Herausforderung und kein Spaziergang.

     

    Auf ein langes Leben noch!

    • S
      S.D.B.
      @S. d. B.:

      Kommentar geht an @Regenwetter

      • @S.D.B.:

        Hallo S.D.B., meine eigentliche Antwort auf Ihren Kommentar muss, wie es scheint, aufgrund ihrer Länge manuell freigeschaltet werden. Keine Ahnung, ob und wann dies geschieht. Gruß.

  • S
    Schlagseite

    Erstaunlich, wie eim einziges Ehepaar, dass von seinem Recht zu Klagen Gebrauch macht, zur Zielscheibe von Leuten wird, die sich moralisch erhaben allzu gern in Szene setzen.

     

    Mit der allzumenschlichen Angst vor dem Tod kann sich eben nicht jeder adäquat auseinandersetzen, und was im Artikel ja auch Erwähnung findet, aber die Mehrzahl der Foristen vollkommen ausblendet, ist doch die Tatsache, dass die meisten erst in Gegnerschaft zum Hospizbau stehenden umgedacht haben, ja sich sogar im Ehrenamt vor Ort einbringen wollen und andere Unterstützung leisten. Damit steht das im Mittelpunkt des Artikels und damit an den Pranger gestellte Ehepaar doch nun so ziemlich isoliert da.

    Merkwürdigerweise will das hier kaum jemand zur Kenntnis nehmen und dann kann ich nur sagen: gut gemacht, liebe Autorin, Sie wissen wie man bestimmte Meinungen durch bestimmte Emotionen bei der Leserschaft erzeugt. Yellow Press lässt grüßen.

  • O
    Orem

    „Bei einer durchschnittlichen Aufenthaltsdauer von 28 Tagen und 12 Gästen findet alle zwei bis drei Tage ein Wechsel statt“, steht in der Klageschrift. „Diese hohe Fluktuation..." pfff.. hohe Fluktuation.. das ich nicht lache..

  • Nein, die zentrale Frage lautet:

    Was sind das bloß für Menschen?

    • H
      Holger
      @vic:

      Das erklärt sich, wenn man die Leute hier vor Ort länger erlebt. Spießigkeit, Kleinbürgertum, Intoleranz und Lebensunlust wurden nämlich ursprünglich mal in Harburg erfunden.

      Und der vorliegende Artikel demonstriert die tägliche Fremdenfeindlichkeit einfach mal ohne "Ausländer", das ist nämlich eine der größten Stärken der Harburger.

       

      Nicht ohne Grund fährt niemand von nördlich der Elbe freiwillig nach Harburg. Nicht ohne Grund unterscheidet man in Harburg fein säuberlich zwischen "Harburgern" und "Hamburgern".

       

      Wer den Selbstekel der Harburger mal selbst erleben will, steigt einfach auf der Fahrt aus oder nach Süden mal hier aus, schnuppert griesgrämige Bahnhofsluft und lässt sich vom nächsten Auto an der Kreuzung überrollen...

      Wer sich das verstäändlicherweise ersparen will, liest einfach mal Heinz Strunk.

  • Ich hoffe, dass das Gericht eine rechtskonforme, also gute Entscheidung trifft.

     

    Im Einzelnen kann ich die Beschwerden nicht nachvollziehen, weil ich nicht vor Ort bin. Es ist immer leicht, sich zu über Bürger zu entrüsten, wenn man nicht selbst betroffen ist...

     

    Auf jeden Fall finde ich es fahrlässig und ungerecht, bei Bauhöhe, Mindestabständen usw. von "formalen Gründen" zu sprechen.

     

    Das sind keine formalen Gründe, sondern Teil von Recht und Gesetz.

     

    Es hat einen Grund, warum der Gesetzgeber solche Gestaltungs-Vorschriften erlässt, nämlich, damit niemand über Gebühr benachteiligt wird, wenn der Nachbar baut. Dass die Lebensqualität nicht unnötig leidet.

     

    Und wenn ein Betreiber, egal ob er ein Hospiz, Asylheim, Bäckerei oder Stadion baut, sich bewusst nicht an die Vorgaben hält, dann hat er alle Konsequenzen zu tragen. Er ist dann verantwortlich für den Abriss oder Scheitern des Projekts, nicht die benachteiligten Anwohner.

     

    *** Dieser Kommentar hat die taz-Qualitätsprüfung durchlaufen ***

  • M
    Matko

    Ich denke viele Menschen haben Angst vor dem Tod und wollen nicht daran erinnert werden. Gut dass viele Nachbarn umgedacht haben und nun das Hospitz akzeptieren.

  • PH
    Peter Haller

    Nachtrag:

    "Das Hospiz liegt im Blättnerring, einer beschaulichen Wohnstraße im Harburger Ortsteil Langenbek" (Quelle: Hamburger MOPO)

  • PH
    Peter Haller

    Ein Hospiz ist dazu da, in Würde und in Ruhe zu sterben !!

    Von den Bewohnern dieser Einrichtungen geht sicherlich kein Lärm aus, die grillen auch nicht und wenn sie mal gehen, dann meistens für immer.

    Und was haben denn Kinder und Enkel damit zu tun ?

    Dieses A-Loch-Argument kennt man gemeinhin doch nur wenn's um Ansiedlung von Asylbewerbern geht, nun also auch wenn's um Sterbende geht !!

    Mann oh mann, was ist Deutschland doch bloss für ein Assiland geworden !!!

  • Hamburg ist kalt - bzw. es gibt viele gefühlskalte und egozentrische Bewohner_innen in dieser Stadt!

     

    Hier wird viel zu häufig weggeklagt, was nicht in das einheitliche Spießerbild dieser Egomanen passt: Kindergärten, Asylantenwohnheime, Sportanlagen und jetzt dieses Hospiz!

     

    Ekelhaft diese Menschen - einfach nur ekelhaft!

     

    Ich wünsche mir, dass es für dieses Hospiz noch eine gute Lösung gibt.

    Wie wichtig so eine Einrichtung ist, durfte ich im Bekanntenkreis erfahren. Diese Atmosphäre des Friedens und der Ruhe erreicht man nicht zuhause - kein Angehöriger schafft das!

    • KH
      kalte Hände heißes Herz
      @Rossignol:

      Nun, als ekelhaft kann man Ihren Kommentar einstufen, denn Sie argumentieren rassistisch. Oder warum haben Sie folgendes überlesen?

       

      "Mittlerweile haben sich viele Nachbarn als Ehrenamtliche gemeldet, die vorlesen oder Sträucher einpflanzen wollen. In dem Raum, der einmal der Speisesaal für die Patienten werden soll, steht ein Regal voller Bücher und Spiele – Spenden von den Nachbarn"

      • 38
        39253532 810
        @kalte Hände heißes Herz:

        Rassistisch? Bitte erst mal mit

        der Definition beschäftigen. -.-

  • LP
    Lorenz P. Tews

    Die Forderung:

    Dem Idyll der geistig Kleinen Rechnung tragen.

  • DR
    Die Reinheit in Natur

    "Von all jenen, die das Hospiz verhindern wollten, ist nur noch das Ehepaar geblieben."

     

    Aber ungeachtet dessen, wird hier im Forum sogleich scharf vom Hügel der Guten und Weisen geschossen - zum Piepen :D

  • G
    gast

    Besser ein Haus wo Menschen ruhig sterben, als Spielplätze vor der Tür oder Kitas wo so an die 100 Kinder kreischen.

     

    Dann sollen sich die Leute eine Mauer hochziehen lassen, von Künstlern ein schönes Bild draufsprühen lassen, dann ist Ruhe und man kann sich einreden einen schönen Ausblick zu haben.

     

    Es ist schon krass in D. auf was Menschen die Häuder besitzen sich an vermeintlichen Rechten herausnehmen. Auch die werden mal sterben müssen und wären froh, wenn sie in so einem Haus untergebracht wären, statt in sog. Pflegeanstalten ruhiggestellt auf den Tod warten zu müssen.

  • S
    Sabine

    Man kann es manchmal nicht fassen, was in den Köpfen der Leute vorgeht! Ein Hospiz passe nicht in ein Wohngebiet! Ja was tun denn die Menschen, die keine Chance auf eine Heilung mehr haben? Sie wohnen! Sie veranstalten keine lauten Partys wie es manchmal die anderen Nachbarn tun, sie streiten sich nicht am Gartenzaun, die meckern nicht über liegehngebliebenes Herbstlaub, sie parken keine Gehwege und Ausfahrten zu. Das ist doch sehr angenehm. Und doch sind sie in dem besagten Viertel nicht erwünscht? Was ist das? Störung des bürgerlichen Idylls oder Angst vor dem eigenen Tod? Naja, eigentlich egal. Man will nicht sehen, sie nach dem Tod abgeholt werden?

    Ich wünsche dem DRK, dass die Pläne, so wie sie gedacht waren, durchgesetzt werden können. Es gibt viel zu wenig Hospizplätze; der Rest der Kranken muss in der Klink oder einsam zu Hause sterben. Den renitenten Anwohnern wünsche ich, dass sie sich fragen, was sie für ein Menschenbild haben und ob sie selbst sich für unsterblich halten.

  • Alle Menschen müssen sterben. Wie kann man sich an Sterbenden - an Menschen in ihrer letzten Lebensphase - stören? Wie wenig Mensch kann man sein?

     

    Aus dem Artikel: "Einer meinte, ihm bleibe das Brötchen im Halse stecken, wenn an seinem Frühstückstisch der Leichenwagen vorbeifährt. Viele Eltern hatten Angst um ihre Kinder, wenn die sehen, wie hier Leichen abtransportiert werden. Und wieder andere hatten Angst, dass sie im Sommer nicht mehr draußen grillen dürfen"

     

    Ob ihm das Brötchen auch im Halse steckenbleibt, wenn er sich während des Frühstücks Nachrichten aus aller Welt - den Tod in aller Welt - ansieht? Wohl nicht. Eher im Gegenteil, denn den Tod in der Ferne konsumiert der zivilisierte Mensch regelrecht gierig. Dann die Eltern, die angeblich um ihre Kinder bangen. Kinder haben mit dem Tod für gewöhnlich weniger Probleme als Erwachsene. Sie sind ausgeprochen neugierig. Es ist eher die Unfähigkeit der "Erwachsenen", dem Kind - aber vielmehr sich selbst verdrängte - Fragen beantworten zu müssen und sich damit der eigenen Sterblichkeit zu stellen. Und denen, die um ihren sommerlichen Grillgenuss fürchten, ist gar nicht mehr zu helfen. Sie fürchten wohl um den Genuss am toten Fleisch zwischen ihren Zähnen. Selbst dann verdrängen sie wohl lieber die Wahrheit des Todes.

     

    Hospize sind wichtig! Eine Auseinandersetzung mit dem Tod, der natürlichsten Sache der Welt, ist wichtig! - gerade wenn das Leistungsmenschen, die am liebsten den Tod, aber damit auch ihre Menschlichkeit verdrängen, nicht passt.

    • N
      nighthawk
      @Regenwetter:

      Ich wollte mich gerade über das klagende Ehepaar rechtschaffen und ausgiebig ereifern .... und damit hätte ich mich dann genauso bloßgestellt, wie das Ehepaar selbst, das ich im Grunde sehr bemeitleide.

       

      Als ich aber Ihren Kommentar las, war mir wohler und ich musste mich nicht mehr ereifern, weil SIE das getan haben, was ICH nicht konnte: sachlich dagegen halten und die Pharisäer entlarven.

       

      Es beruhigt mich, dass es Menschen wie Sie gibt. Haben Sie von Herzen Dank.

  • HO
    hund otto

    Wegen solcher typisch deutschen Arschlöchern bin ich vor ein paar Jahren ausgewandert.Die Deutschen sind ein schrecklich asoziales Volk.Als wenn diese Herrschaften nicht altern und eines Tages sterben.Und ich kann mir gut vorstellen wie dieses symphatische Päärchen später aus Mangel an Freunden selbst in so einem Hospiz enden.Die Leute enteignen wegen asozialem Verhalten gegenüber den Mitmenschen.Ekelhaft

  • D
    dasletzteHemdhatkeineTaschen

    „Sie haben Angst vor ihrem eigenen Tod und wollen den Gedanken so weit es geht wegschieben."

    Das ist wohl auf den Punkt gebracht. Da kann man nur die Daumen drücken für das Hospiz. Eine unterstützenswerte Sache.

  • 6G
    688 (Profil gelöscht)

    "Als Mensch anfing seine Toten zu bestatten, wurde Mensch zum Mensch." (unbek. Anthropologe)

     

    - Als Mensch aber anfing auch daraus ein Geschäft zu machen, war seine Entwicklung komplett für'n Arsch, bzw. im geistigen Stillstand seit der "Vertreibung aus dem Paradies" systemrational MANIFESTIERT. (hto)

     

    Es ist wirklich eine Schande, daß das Sterben zunehmend aus dem gewohnten Umfeld ausgelagert und konzentriert stattfinden muß!?

    • @688 (Profil gelöscht):

      "Es ist wirklich eine Schande, daß das Sterben zunehmend aus dem gewohnten Umfeld ausgelagert und konzentriert stattfinden muß!?"

       

      ...sagt einer der keine Ahnung hat was Hospitzarbeit bedeutet!

      • 6G
        688 (Profil gelöscht)
        @user419:

        Heute mag das Hospiz noch ein Hort der liebevollen Geborgenheit sein, aber wenn es erst einmal so normal ist wie die Knochenmühlen die wir Altenheime nennen!?

    • C
      CHB
      @688 (Profil gelöscht):

      Was ist bitte ein gewohntes Umfeld zum Sterben? Soweit mir bekannt, sterben Leuten in Krankenhäusern, Straßen, Parkbänken, auf der Arbeit, in der Bahn, in der eigenen Wohnung etc. Zum Glück gibt es noch keine Kausalität zwischen Ort und Ableben.

       

      Wie wichtig ein Hospiz ist, erfährt man i.d.R. erst wenn man selber bzw. das eigene Umfeld davon betroffen ist. Aus eigener Erfahrung kann ich nur sagen, ein solcher Ort ist um Welten besser als sein Leben in einem Krankenhaus zu beenden, einem Ort wo es um die reine körperliche Pflege mit entsprechend sterilen Umfeld geht. Im Hospiz wird sich deutlich stärker auch um die psychologische Seite, und je nach eigener Einstellung auch um die religiöse gekümmert. Die Sterbenden haben dort einen intensiven Kontakt und Austausch mit den Pflegenden, bekommen Mut zugesprochen, können ihre Sorgen loswerden, Ängste besprechen usw. usw. Die Menschen werden dort nicht einfach in ein Zimmer gelegt und dann nach X Tagen abgeholt, es wird sich um sie gekümmert und versucht ihre letzten Tage so angenehm wie möglich zu gestalten. Dazu gibt es entsprechend ausgebildete Menschen, welche diese nicht gerade einfache Arbeit im Dienste der Bewohner verrichten.

       

      So schön es auch wäre, aber solche Aufgaben können leider nicht immer von der Familie übernommen werden. Mal abgesehen von der oft vorhandenen Lohnabhängigkeit, ist so eine Pflege emotional kein Zuckerschlecken. Seine Liebsten beim Sterben rund um die Uhr zu begleiten, schafft nicht jeder Mensch emotional und kann daran zerbrechen. Hier die Unterstützung von Sterbebegleitern zu haben, ist sowohl für den Sterbenden, als auch den Verbleibenden extrem wichtig.

       

      Dass die Begleiter dafür Geld erhalten, finde ich alles andere als eine Geschäftemacherei – auch diese Menschen müssen von etwas leben. Ich wäre daher etwas vorsichtig mit meinen Vorwürfen und würde empfehlen, es mal etwas differenzierter zu betrachten.

      • 6G
        688 (Profil gelöscht)
        @CHB:

        "Was ist bitte ein gewohntes Umfeld zum Sterben?"

         

        Ja genau, wer kann das heute noch sagen, wo wir doch so FLEXIBEL funktionieren müssen, für das Wohl dieser Welt- und "Werteordnung"!?

  • DM
    Deutsche Michels

    Moderner Kapital-Faschismus für Millionen brave deutsche Bürger oder die Wahrheit ist:

     

    Der Wert der Immobilie sinkt, wenn der klein-bürgerliche Mann/Frau die Alten und die Armen vor der Tür hat! Sie würden sie, die Alten und Armen, am liebsten (stets noch juristisch-strafrechtlich geleugnet und gesellschaftspolitisch uneingestanden) geräuschlos beseitigen!

    • G
      Gast
      @Deutsche Michels:

      Im Kommunismus und Sozialismus wurde und wird nicht besser mit dem Tod umgegangen als bei uns. Informier Dich mal genauer.

      Es ist traurig, dass einzelne Mitmenschen Angst vor Hospizen haben. Aber man muss auch sagen, dass sehr viele Menschen sich in Hospizen engagieren und sehr viel Geld spenden. Ich hätte nichts dagegen nebenan ein Hospiz zu haben und hoffe, dass die Betreiber gewinnen werden. (sind die für Dich auch Kapitalfaschisten wenn sie damit Geld verdienen oder z.b. SPD wählen?)