… DAS SAMMLEREHEPAAR PIETZSCH?
: Von Berlin ein Museum fordern

So um die 80 wird es langsam Zeit, sich um seinen Nachlass zu kümmern – auch wenn man sich jugendlich und rüstig wähnt. Heiner Pietzsch wähnt sich rüstig, aber wird jetzt doch reale 80, und darum nimmt es nicht Wunder, dass er sowie seine Frau Ulla (75) an ihr Vermächtnis denken. Was für die beiden heißt: Was wird aus unserer Kunstsammlung!? Wohin einmal damit?

Das ist sicher eine wichtige Frage, die beantwortet werden muss. Einmal darum, weil die Pietzschs keine Kinder haben. Was angesichts der Höhe der zu erwartenden Erbschaftssteuer ein gar nicht mal ein so unkluger Schritt gewesen ist. Aber lassen wir das Steuerthema.

Zum anderen braucht es eine Antwort, ist doch die „Sammlung Pietzsch“ nicht irgendeine. Die Gemäldesammlung, die überwiegend aus Werken des Surrealismus besteht, darunter von Max Ernst, René Magritte, Joan Miró, aber auch Frida Kahlo, Marc Rothko und Willem de Kooning, zählt zu den bedeutendsten und größten privaten Kunstsammlungen Berlins. Was man gerade in der Ausstellung „Bilderträume“ in der Neuen Nationalgalerie sehen konnte.

Und die Kollektion ist kein Sammelsurium. Seit 30 Jahren schauen der Kunststoff-Fabrikant und seine Frau genau hin, erweitern klug ihre Bestände und spekulieren nicht mit den Bildern. Ihre geballte Kunst ist ein Liebesverhältnis, ein Schatz. Das wissen (fast) alle Museumsdirektoren, insbesondere die Museumschefs in Berlin – aber natürlich auch die Pietzschs. Und darauf kommt es an.

Heiner Pietzsch, nach eigenem Bekunden noch etwas mehr Fußballnarr als Kunstnarr, hat darum durchblicken lassen, dass der Schatz der klassischen Moderne für Berlin zu haben ist. Als Erbe, als ihr Nachlass sozusagen. Ganz umsonst. Ganz umsonst? Nicht ganz, nur für den ewigen Ruhm! Was nichts anderes heißt, dass die Hauptstadt – wie Köln den Ludwigs – dem Sammlerehepaar ein kleines Museum bauen soll. Einen Erweiterungsbau der Neuen Nationalgalerie, ein „Museum des 20. Jahrhunderts“ stellt sich Pietzsch vor. Eine Kleinigkeit.

Natürlich zeigt man sich in Berlin darüber begeistert. Die beiden Chefs der Museen, Udo Kittelmann und Michael Eissenhauer, umschmeicheln jetzt das Paar mit Charme. Nur nicht das Risiko eingehen, dass die Sammlung weggeschnappt wird.

Die Absichten sind also auf allen Seiten die besten – fragt sich nur, wie das klamme Berlin dies wiederum stemmen soll. Wir kriegen ja keine neue Kunsthalle hin, vom Umzug der Gemäldegalerie nach Mitte ganz zu schweigen. Darum jetzt: Alles auf Pietzsch. ROLA Foto: D. von Becker