Tanz den Kopfball

Der flexible Arm der Behörde: Seit zwei Jahren hat Bremen eine „Jugend Kunst Stiftung“, die sich um modellhafte Nachwuchsprojekte kümmert. Zum Beispiel sollen Schüler tanzen und Kindergarten-Kinder endlich wieder mehr singen

Bremen taz ■ Nur in jedem fünften Kindergarten gehören Lieder zum pädagogischen Programm. Das sagt das „Netzwerk zur Förderung der Alltagskultur des Singens“, das deswegen „Singpaten“ ausbildet und fachlich begleitet, die dann regelmäßig in die Einrichtungen kommen. Durch Förderung der hiesigen „Start – Jugend Kunst Stiftung“ und in Kooperation mit der Yehudi-Menuhin-Stiftung ist das international angelegte Projekt namens „Canto elementar“ nun auch in Bremen angekommen.

Zwar sind es vorerst nur drei Bremer Kindereinrichtungen, die in den kommenden zwei Jahren entsprechend gefördert werden, aus diesem Anfang aber könnte eine veritable Singbewegung werden – hofft Dagmar von Blacha, im Hauptberuf Referentin für Kulturpädagogik in der senatorischen Verwaltung, die „Start“ seit dessen Gründung vor zwei Jahren inhaltlich leitet. Das Gesangsprojekt sei typisch für die Aufgabenstellung der Stiftung, sagt von Blacha: „Wir wollen Modelle unterstützen, die Kindern und Jugendlichen eine direkte Begegnung mit Kunst und Kultur ermöglichen.“

Im Unterschied zur rein behördlichen Förderung ist die Stiftung dabei nicht an Haushaltsjahre und umfangreiche Verfahren gebunden, sie kann auch selber initiativ werden und pädagogische Experimente ermöglichen. Beispiel: Die Förderung der Theaterproduktion „Wo geht‘s denn hier nach Morgen“, nach der sich – in Kooperation mit dem Moks – die Jugendtheaterschule „Junge Akteure“ gründete.

Etwa 100.000 Euro kann „Start“ derzeit pro Jahr ausschütten, Grundlage ist das Stiftungskapital von 2,4 Millionen, das der Senat 2003 aus dem Investitionsprogramm „Impulse für eine lebenswerte Stadt“ einbrachte. Seitdem sind 14 Projekte quer durch alle Sparten gefördert worden. Zu den jüngsten Beispielen neben dem im April startenden Kindergarten-Projekt gehört eine Initiative des Bremer „Tanzwerks“ zur Fußballweltmeisterschaft 2006: Unter dem Titel „Street Live B74-06“ sollen sich Vorort-Jugendliche unter anderem in Kopfballchoreografien austoben.

Erstmals fördert „Start“ auch ein Literaturprojekt: Die Kinderbuchautorin Sabine van Lessen will mit Grundschulkindern in die Welt des kreativen Schreibens – und Illustrierens – eintauchen. Der „Quartier“ e.V. bekommt Geld und öffentliche Anerkennung für „Stadtbilder – Bilderstadt“, weil die fast 1.000 teilnehmenden Kinder und Jugendliche „in ihrem Zutrauen in die eigenen Gestaltungsfähigkeiten“ bestärkt wurden.

Bereits im vergangenen Jahr begann die Unterstützung der Tanztheateroffensive „Whirlschool“, bei sich die SchülerInnen mit zeitgenössischen Tanz auseinander setzen, sowie des „Kunst Clubs“ der Kunsthalle. Dort sollen Jugendliche selbst Führungen und andere Angebote entwickeln, mit denen sie ihren Generationsgenossen im kommenden Jahr dann das weite Feld der Medienkunst nahe bringen.

Henning Bleyl

Weitere Informationen unter: www.st-art-bremen.de