SOUNDTRACK

Leute, die auf Bühnen sitzen, an Knöpfen drehen und auf diesem Wege Musik erzeugen, findet nicht jeder interessant. Viele wissen nicht, auf was sie sich in einem solchen Fall konzentrieren sollen und zudem bleiben in der Schaffung so genannter interessanter Klanglandschaften in der Regel musikalische als auch performative Aspekte auf der Strecke. Einen gewissen Ausweg aus der Misere bietet das Krach Kisten Orchester, das 2009 von der Hamburger Künstlerin Tintin Patrone ins Leben gerufen wurde. Der hatte ihr Professor zum Studienabschluss an der HfbK die Erkenntnis mit auf den Weg gegeben, dass sie sich doch wohl mehr für Musik interessiere. Wie es klingt, wenn man beide Funktionssysteme aufeinander prallen lässt, zeigt Patrone nun im Verbund mit einigen anderen. Die Beteiligten verbergen sich hinter selbstgebauten Holzkisten, die gemütlich auf den Knien balanciert werden. Die farbenfrohen, aber unter Funktionalitätsgesichtspunkten überaus karg ausfallenden Kisten wiederum beinhalten eine Reihe von ungewöhnlichen analogen Sounderzeugern. Und man kann jetzt sagen: wie es acht offenbar tiefenentspannten Personen gelingt, durch das improvisierte Drücken einiger Knöpfe rhythmisierte analoge Geräuschkulissen zu erzeugen – das ist nun wirklich zumindest hübsch anzuschauen. Do, 21. 3., 21.30 Uhr, Astra Stube, Max-Brauer-Allee 200

Man hat Jens Friebe seit dem Erscheinen seines ersten Albums 2004 gerne einmal als eine autochthone Variante von Beck bezeichnet. Anders als der Prototyp des introvertierten Middle-Class-Losers (der heute zu Gott und höheren Einsichten gelangt ist) kommt er allerdings weniger schluffig als hybrid daher. Und höhere Einsichten sind auch nur insofern zu erwarten, als hier einer mit sanfter Miene Alltägliches vorträgt, hinter dem sich nicht allein individueller Weltschmerz, sondern ein interessantes, weil facettenreiches Bild von der Welt verbirgt. Das leicht Androgyne und auch Camphafte dieser Erscheinung spiegelt sich nicht zuletzt in Friebes Popentwurf wider. Auf mittlerweile vier Alben versammeln sich eine Reihe von so kleinen wie hymnischen Stücken zwischen Chanson, Elektropop und Skeletten von Glam, die der „Katzencasanova“ aus Berlin mit seiner charakteristischen, brüchigen, ungelenken und überzeugenden Stimme zusammenhält. Am Freitag ist diese kleine Perle der hiesigen Pop-Poesie mit neuer Band und Liedern seines für Ende 2013 angekündigten fünften Albums in der Stadt. Fr, 22. 3., 21 Uhr, Fundbureau, Stresemannstraße 114

Über Adam Green, bekannt geworden als andere Hälfte von The Moldy Peaches, ist schon viel Lob ausgeschüttet worden. Gesang, Erscheinung und gute Selbstinszenierung haben dafür eine Rolle gespielt. Zudem kommt es nicht alle Tage vor, dass ein junger Popmusiker auch noch in Literatur macht (Ergebnisse in diesem Fall natürlich bei Suhrkamp veröffentlicht). Nach sechs Soloalben, die in den vergangenen zehn Jahren erschienen sind und die ehemalige Anti-Folk’-Galionsfigur vor allem in Deutschland bekannt gemacht haben, überrascht Green nun mit der deutlich unbekannteren Binki Shapiro in einer neuen Konstellation (Foto). Zur Trivia des jüngst erschienenen Debüt-Albums gehört, dass beide Beteiligten im Laufe der gemeinsamen Arbeit Trennungen durchgemacht haben, die gewissermaßen das stimmungsmäßige Fundament der entstandenen Lieder abgeben. Es soll dabei allerdings nicht nur schattig und melancholisch, sondern auch sonnig und hoffnungsvoll zugehen. Was dieses Werk der Marke „emotional scheitern mit Stil“ nun vom typischen Green-Sound – vollorchestriertes Singer/Songwriting mit ungebügeltem Pailleten-Anzug – unterscheidet? Weniger Green allein, der so ist und singt, wie man ihn kennt und mehr Shapiros Gesang, der zwischen all dem Gutbekannten eigene Akzente setzt – insbesondere in den (wenigen) Momenten, in denen man nicht an „Summer Wine“ denken muss. Do, 21. 3., 20.30 Uhr, Mojo, Reeperbahn 1  NILS SCHUHMACHER