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Searching for Sugar Man Schweden 2012 R: Malik Bendjelloul

Erfolg ist eine knifflige Angelegenheit. Talent ist dabei nur eines von vielen Faktoren und die Mechanismen einer Karriere mit sehr seltsamen Wendungen kann man in diesem Dokumentarfilm studieren. In den frühen 70er-Jahren nahm in Detroit ein junger Mann zwei Langspielplatten auf, die zwar von der Kritik euphorisch besprochen, aber von niemandem gekauft wurden. Sein Talent als Songwriter wurden mit dem von Bob Dylan verglichen und wenn man die Lieder heute hört, haben sie die Schönheit und Tiefe von Klassikern. Doch da er nicht den gängigem Vorstellungen von einem Sänger der Gegenkultur entsprach, war sein Produkt ein völliger Flopp. Sixto Rodriguez war ein Latino, er wirkte linkisch und sang auf der Bühne mit dem Rücken zum Publikum. Er und seine Kunst entsprachen nicht dem Zeitgeist in den USA jener Jahre. So verlor er bald seinen Plattenvertrag und begann, als Gelegenheitsarbeiter sein Geld zu verdienen.

Durch einen Zufall landete eine der wenigen Platten von ihm in Südafrika, wo all das, was seine Karriere in den USA verhinderte, seine Musik zu einem Erfolg werden ließ. Im System der Apartheid war es ein Anreiz für die rebellische Jugend, dass er kein Weißer, sondern Latino war, und seine antibürgerlichen Texte entsprachen dem Lebensgefühl vieler in dieser extrem spießigen Gesellschaft lebender Menschen. So hatte seine Musik dort eine ganz andere Resonanz. Und das Geheimnis um den Künstler vergrößerten noch seinen Nimbus, denn anders als bei Elvis und den Stones (die weniger Platten in Südafrika verkauften) gab es keinerlei Geschichten oder Fakten über Rodriguez.

So machten sich in den späten 90er-Jahren der Besitzer eines Plattenladens in Kapstadt, der nach einem Lied von Rodriguez von seinen Freunden „Sugarman“ genannt wurde, auf die Suche nach dem Sänger, über den seit Jahrzehnten erzählt wurde, er habe sich selber auf der Bühne erschossen.

An „Searching for Sugar Man“ fasziniert, dass der Protagonist und seine Kunst wie in Paralleluniversen zu existieren scheinen. Wenn er schließlich ziemlich genau in der Mitte der Films gefunden wird, ist er immer noch ein sehr bescheiden lebender Gelegenheitsarbeiter in Detroit, der keine Ahnung davon hat, wie sehr er in Südafrika verehrt wird. Die Tantiemen sackte über all die Jahre sang-und klanglos die Plattenfirma ein, und in einer sehr erhellenden Interviewszene fegt der ehemalige Labelchef die Fragen danach kaltschnäuzig vom Tisch. Schließlich reist Rodriguez nach Südafrika, gibt dort ein paar umjubelte Konzerte.

Bendjelloul findet immer den richtigen Ton, um diese Geschichte zu erzählen, und er beherrscht auch souverän die Postproduktion, die mit einigen Effekten und Animationen den Film auch optisch interessant machen. Vor allem gibt er aber der Musik von Rodriguez genügend Raum, und die ist eine wirkliche Entdeckung. „Searching for Sugar Man“ wurde in diesem Jahr mit dem Oscar für den besten Dokumentarfilm ausgezeichnet.

Der Film läuft Do + Sa–Mi um 20 Uhr im City 46 in Bremen