GALERIE ALEXANDER LEVY
: Erst verschwindet der Mensch, dann seine Orte

Bei Marc Lüders scheint nach und nach alles zu verschwinden, nicht nur die Grenzen zwischen Malerei und Fotografie. Die Menschen, die malerisch auf Fotografien aufgebracht sind, sind die Ersten, die sich verflüchtigen. Ihre Umrisse zerfallen, ihre Substanz wirkt wässrig und durchscheinend. Der fotografische Hintergrund bedingt nicht nur massiv die Farbigkeit des Körpers, er scheint ihn komplett zu übernehmen, ihn aufzusaugen. Allerdings nicht ohne den Tribut zu zollen, dass das reale Bild immer stärker einem fotorealistisches Gemälde ähnelt. Wie in einem luziden Traum verliert der Mensch so an Aktionskraft, der Raum hingegen nimmt ein gespenstisches Eigenleben an. Noch deutlicher wird es, wenn die Fotografie durch Unschärfe immer malerischer wird, und der Körper, der gerade noch Mensch war, zu einem Pinselstrich transformiert. Wie ein Lebewesen aus einer zukünftigen Zeit schwebt, nein schwimmt er durch das Bad und wirft einen Schatten in den Pool – bevor dieser auch verschwindet. Denn das Bad, das Lüders fotografiert hat, ist das Hamburger Bismarckbad, ein Ort, der demnächst verschwinden wird und malerischen Erinnerungen Raum gibt. MJ

■ Bis 20. April, Di.–Sa. 11–18 Uhr, Rudi-Dutschke-Str. 26