Hannover 96 mit frischem Elan: Die neue Solidarität

Beim 3:1-Sieg gegen Gladbach überzeugt Hannover 96 durch eine perfekte Grundordnung und einen stark ausgeprägten Mannschaftsgeist.

Neuer Schwung in Hannover: Die Niedersachsen bejubeln den Treffer zum 1:0 gegen Gladbach Bild: dpa

HANNOVER taz| Die Dribblings, Zweikämpfe und Torschüsse fallen ihm deutlich leichter als so manche Antwort. Wann immer Hannovers Torjäger Mame Diouf den Fußballplatz verlässt, warten dort auf ihn pikante Fragestellungen. Für wen spielt er in der kommenden Saison? Kann der Schwung, den Tayfun Korkut als neuer Trainer bei Hannover 96 entfacht hat, ihn noch zum Bleiben bewegen?

Der Senegalese antwortet fast immer ausweichend und mit einem leicht gequälten Lächeln. „Wir werden sehen, was passiert“, sagt Diouf. Nach dem Führungstreffer durch Neuzugang Artjoms Rudnevs (57. Minute) hatte er zwei Tore (82./90.) zum 3:1(0:0)-Heimsieg gegen Borussia Mönchengladbach beigesteuert. Es war der zweite Erfolg im zweiten Spiel unter der Regie von Korkut. „Wenn wir so weiterspielen“, orakelte Diouf, „können wir eine Menge anstellen.“

Wie es dazu kommen konnte, dass Bundesliga-Fußball mit Hannover 96 nach einer enttäuschenden Hinrunde so schnell wieder Spaß machen kann, bleibt ein pikantes Thema. Denn mit jedem Lob für den neuen Trainer Korkut und dessen Methoden geht auch Kritik an der Arbeit des kurz vor Silvester entlassenen alten Trainers Mirko Slomka einher.

Im Heimspiel gegen die starken Gladbacher staunten 47.000 Zuschauer über eine neue Grundordnung im 96-Team, die einen Platz im Lehrbuch für gruppendynamische Spielsysteme verdient hätte. Vier Verteidiger, die tief stehen. Vier Mittelfeldspieler, die auf Balleroberungen und schnelle Konter lauern. Und dazu zwei gleichberechtigte Stürmer, die an der Defensivarbeit aktiv teilnehmen. „Jetzt versuchen wir es alle als Team“, erklärt Diouf. Sein neuer Chef Korkut fordert Solidarität zwischen den einzelnen Spielern und Mannschaftsteilen. Die führte wie schon beim 3:1-Erfolg zum Rückrundenstart beim VfL Wolfsburg zum Erfolg.

Rund um die Ablösung von Slomka durch Korkut war die Rede davon, wie lange sich ein guter Bundesligatrainer eigentlich in seinem Job behaupten könne. Slomka hatte immerhin vier Jahre lange bei einem Klub durchgehalten, dessen jüngere Historie von vielen Trainer- und Manager-Entlassungen geprägt war.

Dass die aktuelle 96-Mannschaft, während der Winterpause durch die Leihspieler Frantisek Rajtoral (Viktoria Pilsen) und Artjoms Rudnevs (Hamburger SV) verstärkt, wie verwandelt rennt und gekonnt kombiniert, lässt erahnen: Slomkas Zeit war in Hannover bereits lange vorbei.

Die Profis um Kapitän Lars Stindl sind Korkut dankbar für seine klaren Vorgaben. Sie behielten ihre Ordnung bei, obwohl Gladbach nach dem 1:2 (84.) durch Peniel Mlapa noch auf den Ausgleich drängte. „Der Schlüssel ist, dass wir kompakt stehen. Zwei Siege zum Start – das fühlt sich richtig gut an“, sagte Torhüter Ron-Robert Zieler nach einem durchaus verdienten Heimsieg.

Für Korkut, den früheren türkischen Nationalspieler und mit viel Lob bedachten Nachwuchstrainer, hätte der Start in seine neue Rolle nicht schöner ausfallen können. Artig und bescheiden reicht er die Anerkennung für die jüngsten Erfolge an seine Mannschaft weiter. „Ich kann die Jungs nur zu ihrer Leistungsbestätigung beglückwünschen“, sagte der 39-Jährige, der ungemein freundlich auftritt, aber auch sehr entschlossen handeln kann: Salif Sané, in der Hinrunde als Innenverteidiger gesetzt, gönnte der neue Trainer erneut keinen Platz im Kader.

Leihspieler Rajtoral dagegen durfte nach nur zwei Übungseinheiten gleich als rechter Verteidiger auflaufen und überzeugte. Und der dänische Mittelfeldspieler Leon Andreasen ist in den Status eines Reservisten zurückgefallen. Frage an Korkut: Ist Andreasen ein Opfer des neuen Trainers? Kluge Antwort: „Kein Spieler ist ein Opfer, alle sind ein wichtiger Teil. Jeder wird noch seine Momente haben.“

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