Bahn droht mit Preiserhöhung um 10 Prozent

Die Bundesregierung plant strengere Regelungen für die Entschädigungen bei Verspätungen. Das wird allerdings die Tickets verteuern, sagt die Bahn und lehnt die Pläne ab. Bereits ab Sonntag kosten Fahrkarten und Bahncards mehr

BERLIN rtr/taz ■ Bahnfahren wird teurer. Zunächst ab Sonntag, dann kosten die Tickets im Fernverkehr im Schnitt 2,9 Prozent mehr. Im Nahverkehr außerhalb steigen die Preise um 2,6 Prozent. Auch Bahncards werden teurer. Und weitere Erhöhungen drohen.

Die große Koalition plant nämlich strengere Richtlinien für die Entschädigung bei Verspätungen. Sollten die umgesetzt werden, seien „signifikante Preiserhöhungen (…) unvermeidbar“, heißt es in einem Gutachten der Bahn, das gestern in Teilen von der Nachrichtenagentur Reuters veröffentlicht wurde. „Es wäre theoretisch eine Preiserhöhung von weit über 10 Prozent notwendig.“

Die Bahn hätte zusätzliche Kosten von jährlich 273 Millionen Euro zu tragen, wenn nur jeder zweite Kunde seine Ansprüche geltend machte. Die Bahn lehnt daher die Überlegungen von Schwarz-Rot zur gesetzlichen Regelungen ab und befürchtet einen Fahrgastrückgang durch die dann nötigen Preiserhöhungen. Die bisherige Kundencharta reiche aus.

Diese sieht Schadenersatz nur im Fernverkehr vor. Für eine Verspätung von mehr als einer Stunde gibt es einen Reisegutschein in Höhe von 20 Prozent des Fahrpreises. Die Bundesregierung will nach Reuters-Informationen nun eine Bar-Erstattung verbindlich festschreiben: 30 Prozent des Fahrpreises bei 30 Minuten Verspätung, 60 Prozent bei 60 Minuten und 90 Prozent bei 90 Minuten Verspätung.

Die geplante Regelung dürfte auch Thema beim gestrigen Treffen zwischen Bahnchef Hartmut Mehdorn und Bundeskanzlerin Angela Merkel gewesen sein. Zwar wurde über die Inhalte gestern nichts bekannt. Vorher war aber erwartet worden, dass Mehdorn Merkel auch über die umstrittenen Pläne für den Umzug der Bahnzentrale von Berlin nach Hamburg informiert. Diesen hatte Hamburgs Bürgermeister Ole von Beust (CDU) zur Bedingung gemacht, damit die Bahn bei der Hamburger Hochbahn und bei der Hafenlogistik einsteigen kann. Die Bundesregierung lehnt dies bislang ab.

„Spätestens bis Ende Februar“ werde Klarheit herrschen, sagte von Beust am Donnerstag im NDR-Radio. Er signalisierte dabei Bereitschaft, auch einen Teilumzug der Bahn zu akzeptieren. Ob „die eine oder andere Abteilung“ des Unternehmens in Berlin bleibe, sei nicht der Punkt. „Aber entscheidend ist, dass die Entscheidungsträger der Bahn plus die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hier sind.“ step