„Erst Monate nach der Tat“

HILFE Am heutigen „Tag des Kriminalitätsopfers“ stellt der „Weiße Ring“ Bremen seine Arbeit vor

■ 70, ist seit drei Jahren beim Bremer Landesverband des Vereins „Weißer Ring“ für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig.

taz: Herr Jördens, Sie haben für heute auch den Bremer Autor und Polizeiprofiler Axel Petermann eingeladen– wie sieht es denn aus mit der polizeilichen Betreuung von Opfern einer Gewalttat?

Rainer Jördens: Nun ja, der „Weiße Ring“ hat sich ja genau deswegen gegründet, weil über den Fokus auf den Täter die Opfer weitestgehend vergessen wurden. Um die wurde sich eigentlich von keiner Seite aus richtig gekümmert.

Das ist 37 Jahre her – wie sieht das denn heute aus?

Es ist ja bekannt, dass die Polizei in Bremen oft nicht so handlungsfähig ist wie sie gern möchte, weil sie personell nicht sonderlich gut ausgestattet ist. Da müssen zum Beispiel Menschen, bei denen eingebrochen wurde, manchmal tagelang darauf warten, bis die Polizei mit ihren erkennungsdienstlichen Maßnahmen und Formalitäten fertig ist. Und in dieser ganzen Zeit dürfen die Geschädigten den Zustand ihrer Wohnung nicht verändern – das ist natürlich belastend für sie.

Und da springen Sie ein?

Ja. Wir haben die Polizei gebeten, Opfer von Straftaten auf uns und unser Angebot aufmerksam zu machen. Gerade ältere und alleinstehende Menschen wenden sich an uns, weil sie manchmal niemanden sonst haben, mit dem sie reden und bei dem sie sich Rat holen können.

Was bieten Sie denn an?

Erst einmal ein Gespräch in aller Ruhe. Wir erkennen dann relativ schnell, was benötigt wird und empfehlen dann gegebenenfalls einen Anwalt oder therapeutische Hilfe. Seit Kurzem gibt es in Bremen eine Trauma-Ambulanz, eine sehr gute Einrichtung, wie wir finden. Denn dort bekommen Geschädigte ganz kurzfristig Hilfe. Die haben sie sonst oft erst Monate nach der Tat erhalten.

Was sind denn die größten Schwierigkeiten für Verbrechensopfer?

Ganz sicher die psychischen Folgen einer Tat, die manchmal ein ganzes Leben lang nicht mehr verschwinden.  INTERVIEW: SCHN

17 Uhr, Kulturkirche St. Stephani