Mit offenem Ohr

Er war Mitglied im Bioland-Bundesvorstand, gehört dem Rat der Kirchengemeinde an, sitzt im Kreistag des Kreises Segeberg. „Man muss Verantwortung übernehmen in der Gesellschaft“, sagt Peter Stoltenberg über seine vielen Ämter. Seit wenigen Tagen hat der 63-jährige Biobauer aus dem Örtchen Seedorf einen weiteren Posten: Die Delegierten des Grünen Landesparteitags wählten ihn neben Ruth Kastner (61), die als Vorsitzende bestätigt wurde, auf den zweiten Posten der Doppelspitze.

Dass nun zwei Vertreter der Generation Ü60 an der Spitze der Grünen in Schleswig-Holstein stehen, sieht Stoltenberg eher als Zufall an oder vielleicht als kleines Gegengewicht zu den vielen Jüngeren in der Landtagsfraktion und auf guten Listenplätzen für Kommunal- und Bundestagswahl. „Ich kann mit Älteren ebenso wie mit Jüngeren reden“, sagt Stoltenberg, der seinen Gegenkandidaten – den Studenten Tilmann Schade – mit knapp 69 Prozent der Stimmen schlug. Die erste Aufgabe, die vor dem neuen Vorstand liegt, ist die Kommunalwahl: Wie alle Parteien in Schleswig-Holstein fällt es den Grünen schwer, die Listen zu besetzen. „Man muss immer das Angebot machen, bei uns mitzuarbeiten“, sagt Stoltenberg. Ein „offenes Ohr“ für die Probleme an der Basis gehört dazu, zudem will der Vorstand den Funktionsträgern in Regierung und Landtag „auf die Finger schauen“.

Stoltenberg lebt mit seiner Frau auf ihrem Hof – sein Land grenzt an. Geheiratet haben sie aber nicht, weil die Flächen so schön passten, sagt er. Kennengelernt haben sie sich beim Studium in Kiel: „Wir gingen in verschiedene Schulen, daher hatten wir als Kinder nichts miteinander zu tun.“ 1989 stellten sie auf Öko-Landbau um, eine Entscheidung, die über Jahre gereift war: „Es gab Meldungen über Düngemittel im Grundwasser, die Debatten um Brot für die Welt.“ Anfangs bauten sie Gemüse an, zurzeit vor allem Getreide, dazu kommen ein paar Schweine. „Die Kühe sind schon weg – wir machen es uns allmählich etwas einfacher“, sagt Stoltenberg.  EST