„Der DFB verhält sich wie ein Monopolist“

Verbraucherzentralen-Vorstand Patrick von Braunmühl erklärt, weshalb sein Verband gegen die Ticket-Vergabe des DFB vor Gericht zieht und kritisiert die Versteigerung von Sponsorentickets. Zum Boykott kann er aber nicht aufrufen

taz: Warum klagen die Verbraucherzentralen gegen die Vergabepraxis der WM-Tickets?

Patrick von Braunmühl: In den verschiedenen Verkaufsphasen sind die Bedingungen für die Kunden immer ungünstiger geworden. Aktueller Anlass waren die hohen Service-Gebühren für die Rückgabe der teamspezifischen Tickets. Da entsteht doppelter Frust: Erst qualifiziert sich das eigene Team nicht, man bekommt keine Tickets und muss dann trotzdem bis zu 50 Euro Gebühren pro Ticket zahlen. Genauso einseitig zu Lasten der Verbraucher gehen die neuen Optionstickets: Der Kunde muss in Vorleistung gehen, ohne dafür eine Gegenleistung zu bekommen. Das ist ein gigantisches zinsloses Darlehen der Verbraucher an die Veranstalter. Die Fans bezahlen, und kommen dafür lediglich auf eine Warteliste. Wenn sie dann kurzfristig vor einem Spiel Tickets erhalten, wird es oft zu spät sein, Anreise und Unterkunft zu organisieren.

Der DFB sagt, er habe den Ticketverkauf mit Ihnen abgestimmt.

Das ist nicht richtig. Es gab insgesamt zwei Gespräche. Es wurde unter anderem ein enger Informationsaustausch für die Zukunft vereinbart. Am Tag nach meinem Gespräch bei Herrn Dr. Zwanziger am 26. Oktober kam dann überraschend die Ankündigung des Optionsprogramms. Wir haben die Pressemeldung eine Stunde vor den Medien bekommen und hatten keine Möglichkeit mehr, angemessen zu reagieren. So kann Abstimmung nicht funktionieren. Der DFB verhält sich wie ein klassischer Monopolist: Die Nachfrage ist zehnmal höher als das Angebot, also diktiert er die Bedingungen, ohne Rücksicht auf die Kunden.

Was nützt Ihre Klage den Fans? Sie können ja schlecht zum Boykott der WM aufrufen.

Nein. Wer unbedingt Tickets will, muss natürlich welche kaufen. Wir hoffen darauf, dass wir noch vor der WM erleichterte Rückgaberechte erreichen können, und dass die Servicegebühren zurückgezahlt werden müssen. Außerdem sollte der DFB die Vorauszahlungen der Fans verzinsen.

Tickets gibt es auch über die Sponsoren. Ist es in Ordnung, wenn die jetzt Karten versteigern?

Nein. Es ist nachvollziehbar, wenn Sponsoren ihre Tickets verlosen oder an Geschäftspartner verschenken. Das ist Teil ihrer Werbeaktivität, und dafür haben sie die Tickets erhalten. Wenn aber Sponsoren Tickets zu höheren Preisen weiterverkaufen, dann ist es dem normalen Fan nicht mehr vermittelbar, dass er sein Ticket nicht über ebay verkaufen darf. Beides ist Schwarzmarkt und treibt die Preise nach oben.

Was folgt daraus?

Wir haben das Ziel des DFB bislang unterstützt, den Verkauf von WM-Tickets über den Schwarzmarkt so weit wie möglich zu verhindern. Deshalb akzeptieren wir auch, dass zurückgegebene Tickets im Regelfall wieder verlost werden und nur in Ausnahmefällen übertragbar sind. Wir waren beide der Auffassung, dass es nicht im Sinne der wirklichen Fans ist, dass die Karten zu überhöhten Preisen weggehen. Es kann nicht sein, dass das jetzt unterlaufen wird. Was für den Endverbraucher gilt, muss für Sponsoren auch gelten.

Gehören Unbequemlichkeiten bei Großereignissen einfach dazu – oder ist diese WM ein Sonderfall?

Unserer Auffassung nach sind die Bedingungen für Verbraucher bei diesem Turnier besonders unfreundlich. Aber auch wenn manche Bedingungen bei der letzten Weltmeisterschaft ähnlich gewesen sein mögen: Das koreanische Verbraucherschutzrecht ist nicht unbedingt unser Maßstab.

INTERVIEW: KLAUS JANSEN