Donner in Dosen

Im Musikalienhandel gibt es die wildesten Weihnachtsgeschenke für den letzten Drücker. Sehr schön: Man kann sie gleich effektvoll ausprobieren, wodurch Schenker und Beschenkte groß rauskommen

von gernot knödler

Das Wunder geschieht in einem Zylinder vom Durchmesser eines Kaffeebechers. Sein abgeschrägtes Ende ist mit einer Membran versehen, an der eine Spiralfeder hängt. Wird die Büchse mit dem Schwänzchen geschüttelt, passiert einen Augenblick lang gar nichts – dann rollt ein blecherner Donner aus der Dose. Durch Abdecken der Öffnung kann er moduliert werden, und um das Maß des Geisterhaften voll zu machen, kann man die Feder anschlagen, was sich anhört, wie wenn in Actionfilmen lose Stromkabel zucken.

Das Ding ist nicht von ungefähr mit Blitzen verziert. Es nennt sich „Spring Drum“ (Spiralfedertrommel) und kostet in der mittelgroßen Ausführung etwa 30 Euro. Der Effekt ist eine Freude für Geräuschliebhaber wie Physikfans, weil das Grollen im chaotischen Schlingern des Federschwanzes sichtbar wird.

Das Musikaliengeschäft „Schallloch“ in der Karolinenstraße ist eine Fundgrube für derartige Sperenzchen, aber auch für Instrumente, die geübt sein wollen. Guido Schmidt, im Laden vor allem zuständig für die Percussion, kennt sie alle: Hunderte von Trommeln, Klangstäben und -schalen aus aller Herren Länder, und das Tollste ist: Er kann sie auch vorführen. Aus einer Pandedo, einer Art südamerikanischem Tambourin (100 Euro), oder einer Caixa, einer mittelgroßen Trommel mit Rasseleffekt, zaubert er im Nu den Rhythmus des Karnevals von Rio.

Wer es leichter haben will, kaufe Claves, kubanische Schlaghölzer, oder er verschenke Rasseln, die in unendlich vielen Varianten zu haben sind – unter anderem eine, bei der man nichts falsch machen kann, weil sie nur in eine Richtung rasselt.

Besonders schick unter den einfachen Schlaginstrumenten macht sich der ausgehöhlte Holzfrosch. Fährt ein Klöppel über den gezackten Rücken, ertönt ein Laut zwischen Quaken und Schnarren. Den Frosch gibt es ab Walnussgröße und fünf Euro aufwärts.

Bei der Schlitztrommel sind in eine stabilen Schlagdecke aus Holz oder Fell verschieden lange Zungen eingesägt, die beim Anschlagen Töne von sich geben. Manche von ihnen sind so groß, dass Therapeuten taube Kinder drauflegten, die dann den Ton spüren können, sagt Schmidt.

Fast schon ein Schlagzeugersatz ist die „Cajon“. Schwarze Sklaven in Lateinamerika, denen Trommeln verboten wurden, hätten sie aus einfachen Holzkisten entwickelt, erzählt Schmidt. Auch heute noch ist das „Fell“ eine Holzplatte, die aber nicht rundum mit der Kiste verleimt ist und hinter der Gitarrensaiten gespannt sind. Klopft man mitten auf die Fläche, ertönt ein Basston, ein Schlag auf den Rand erzeugt einen hellen, rasselnden Ton – ein bass-and-snare-Effekt wie beim Schlagzeug. 150 bis 200 Euro muss man dafür ausgeben.

Viele der Instrumente sind Kunstwerke, etwa das Udu, ein bemalter Tonkrug mit zwei Öffnungen, von denen eine mit Fell bespannt ist. Auf die andere wird mit der flachen Hand geschlagen, was ein „Douuunk“ erzeugt. Mit einem Preis von 600 Euro ist es als Last-Minute-Geschenk vielleicht etwas kostspielig.

Eine Kalimba ab 20 Euro kommt schon eher in Frage. Sie besteht aus abstehenden Metallzungen auf einem Resonanzkörper, die, wenn man sie mit den Fingern schnappen lässt, fernöstlich anmutend „Pling-Pling“ machen.

Einfach, aber variantenreich ist die Maultrommel, die auch in einer feinen vietnamesischen Version zu haben ist. Himmlisch klingen lang nachhallende Chimes, Klangstäbe, die einzeln oder in Reihen angeschlagen werden. Sie sind auf einen speziellen Effekt abgestellt – so wie das Bündel kurzer Gummischläuche mit Ventilen an den Enden. Hin und her geschwenkt, klingen sie wie Stimmen auf einem schnell abgespielten Tonband oder ein Nest voller Vögelchen.