Im Puppenhaus

Infantiles Spiel um die scheinbare Verfügbarkeit. Kerstin Drobeks „Püppchen“ verführt mit Schaum-Erdbeeren

Bremen taz ■ Ein Puppenhaus, riesig groß, mitten auf dem Gelände des Bremer Güterbahnhofs. Ein Fenster hell erleuchtet. Darin sitzt „Püppchen“, niedlich, süß. Kokett, ja, das auch. „Schön, dass Du kommst“, schallt die Stimme über den Platz. Ein Lockruf, sehr direkt und zweideutig zugleich. Was ist hier echt?

Wer sich locken lässt, entdeckt es vielleicht. Die Bremer Künstlerin Kerstin Drobek ist Püppchen, eine fiktive Figur, das Puppenhaus eine Projektion. Ach, alles ist hier Projektion, ein Spiel mit Rollenbildern und Klischees. „Püppchen verführt und wird mit Schaumerdbeeren beschäftigt sein“, sagt Drobek. Mehr will sie nicht verraten. Nur eines ist klar: „My Room“ zeigt keine heile Puppenwelt, auch wenn es wirkt wie „Polly Pocket“ in plüschgelb. Kindlich sei es und anrüchig zugleich, sagt die Künstlerin.

Klar, es geht um Sexualisierung des Weiblichen und doch „ist es keine vordergründig kritische Reflexion der Frau als Objekt“, sagt Rose Pfister, deren Referat die Performance im Rahmen von „Kunst im öffentlichen Raum“ fördert. „Es ist vielmehr ein infantiles Spiel der scheinbaren Verfügbarkeit.“ Püppchen bleibt für sich, hinter der Glasscheibe. Und davor, sagt Drobek, „da bleiben alle Möglichkeiten zur Interpretation“. amg

„Schön, dass Du kommst.“ Installation/Performance, Rosebrockgebäude am Güterbahnhof. Samstag und Sonntag von 20 Uhr bis Mitternacht.